idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
22.11.2010 11:41

Heiße Spur: Seltene Erden in Muschelschalen als mögliche Indikatoren für Erzvorkommen in der Tiefsee

Dr. Kristin Beck Corporate Communications & Media Relations
Jacobs University Bremen

    Mit einer neu entwickelten Methode untersuchte ein Team der Jacobs University um die Geochemiker Michael Bau und Andrea Koschinsky die Schalen von Tiefseemuscheln auf ihren Gehalt an Seltenen Erden. Die in der Nähe von heißen Tiefseequellen lebenden Tiere bauen insbesondere das Seltene-Erden-Element Europium in ihre Schalen ein, das in heißen Hydrothermalwässern besonders angereichert ist. Die heißen Lösungen transportieren auch große Mengen anderer Metalle, die im und am Meeresboden reiche Erzlagerstätten bilden können. Fossile Europium-reiche Muschelschalen als Indikator für versiegte heiße Tiefseequellen können daher die Suche nach nutzbaren untermeerischen Erzvorkommen unterstützen.

    Die in der Studie (vergl. Earth and Planetary Science Letters, doi:10.1016/j.epsl.2010.09.011) untersuchten Tiefseemuscheln der Gattung Bathymodiolus stammen von Hydrothermalfeldern im Atlantik aus bis zu 3000 Meter Wassertiefe. Sie vermeiden den direkten Kontakt zu den bis zu 400°C heißen Quellen, leben aber so nah wie möglich an den Austrittsstellen, weil die Nährstoffe in den hydrothermalen Lösungen die Basis der Nahrungskette sind, die den Muscheln das Überleben in der sonst lebensfeindlichen Tiefsee ermöglicht.

    Die heißen Quellen weisen ein typisches Spektrum an Seltenen Erden auf, das sich nur bei Temperaturen über 200°C bilden kann und unter anderem durch eine starke Anreicherung des Elements Europium charakterisiert ist. Die Muscheln nehmen die Seltenen Erden zusammen mit ihrer Nahrung aus dem Wasser auf und bauen sie je nach Umgebungskonzentration in entsprechenden Mengen in den Kalk ihrer Schalen ein. Die Schalen sind somit ein Archiv der Verteilung dieser Elementgruppe im Lebensraum der Muscheln. Selbst Millionen Jahre später, wenn die hydrothermale Aktivität längst zum Erliegen gekommen ist, können die Seltenen Erden, insbesondere das in höheren Konzentrationen auftretende Europium, in fossilen Muschelschalen nachgewiesen werden. Europium-reiche Muschelschalen sind daher Indikatoren für Meeresbodenareale, in denen in der Vergangenheit heiße Lösungen ausgetreten sind.

    Metalle wie Kupfer, Zink und Blei, die in solchen heißen hydrothermalen Quellen in sehr hohen Konzentrationen vorkommen, bilden im Bereich der Quellaustrittsstellen reiche Erzlagerstätten. Besonders bei längst versiegten Quellen können diese jedoch mehrere hundert Meter unter dem Meeresboden liegen und sind daher schwer zu finden. Die Signatur der Seltenen Erden in fossilen Muschelschalen mit ihrer charakteristischen Europium-Anreicherung kann somit wertvolle Hinweise für das Auffinden solcher untermeerischen Erzvorkommen liefern, während die gesuchten Metalle selbst in den Muschelschalen nur geringfügig angereichert sind.

    Fragen zu der Studie beantworten:
    Michael Bau & Andrea Koschinsky | Professors of Geoscience
    Tel.: 0421 200-3564 bzw. -3567
    Email: m.bau@jacobs-university.de bzw. a.koschinsky@jacobs-university.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).