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10.01.2002 13:32

Freiburger Orientalist erarbeitet "Maurische Literaturgeschichte"

Rudolf-Werner Dreier Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

    Weltweit einzigartige Datenbank ermöglicht erstmals einfachen Zugriff auf das mauretanische Kulturerbe

    Das Orientalische Seminar der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität verfügt über eine weltweit einzigartige Datenbank maurischer Literatur. Der Orientalist Professor Dr. Ulrich Rebstock hat in einer über 20jährigen Forschungsarbeit 5.000 Autoren und 10.000 Werktitel zusammengetragen und in eine Datenbank eingespeist, die mittlerweile auch in Buchform unter dem Titel "Maurische Literaturgeschichte" erschienen ist. Das dreibändige Werk ermöglicht erstmals Einblicke in eine Literatur, deren Existenz bislang weltweit, außerhalb des maurischen Gebiets selbst, unbekannt war. Die Arbeit, für die es keine Vorarbeiten oder Referenzen gab, kann als Grundlage für eine tiefere Auseinandersetzung mit dem maurischen Kulturerbe verwendet werden.

    Unter maurischer Literaturgeschichte versteht sich die Geschichte der arabisch-islamischen Literatur der westsaharischen Region zwischen Timbuktu, Dakar und Südmarokko bzw. Südwestalgerien. Die erfassten Quellen gehen bis in das 15. Jahrhundert zurück, wobei die Textinhalte selbst auf den gesamten islamischen Zeitraum seit dem frühen Mittelalter zurückgreifen. Der Inhalt dieser Literatur umfaßt den gesamten islamischen Wissenschaftskanon und die spezifischen Bedarfsfelder einer saharischen Nomaden- und Oasengesellschaft, also auch Dokumentenmaterial, Verträge und ähnliches. Literatur hat in Mauretanien eine andere Tradition als in Europa. So findet sich in ihr kaum Fiktionales. Texte dienen überwiegend als Dokumente, um religiöse Diskurse, die Stammesgeschichte, Handelsverträge oder Justizverfahren festzuhalten. Die Literatur ist somit ein Spiegel der maurischen Wirklichkeit und eine dominante Ausdrucksform des gesellschaftlichen Lebens in Mauretanien. So zeugen die Inhalte der Bibliotheken davon, wie nach und nach sowohl die materiellen als auch die geistigen Bereiche großer Teile der mauretanischen Bevölkerung mit Tinte und Papier registriert wurden.

    In jahrelanger Kleinarbeit und mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgesellschaft gelang es Rebstock, trotz erheblicher Schwierigkeiten vor Ort, unzählige private und öffentliche Bibliotheken und Archive zu sichten. Dabei hat die wechselnde politische Wetterlage, wie die Kuwait Krise oder der Senegal Konflikt, die Arbeitsbedingungen kompliziert und die Kooperationsbereitschaft maurischer Kollegen und Institute oftmals sehr eingeschränkt. Mittlerweile kommen jedoch auch mauretanische Historiker und Kulturwissenschaftler nach Freiburg, um Rebstocks Sammlung von Handschriften auf Mikrofilm anzusehen. Um den Zugriff auf die Daten zu erleichtern, hat Rebstock seine "Maurische Literaturgeschichte" chronologisch geordnet. Dies hat den Vorteil, dass das Anwachsen der literarischen Aktivitäten in Mauretanien besser nachvollziehbar wird. Allerdings wird durch dieses Ordnungsschema der Zugriff auf räumliche oder thematische Gemeinsamkeiten der Autoren erschwert. Insofern versteht sich die nun vorliegende Literaturgeschichte als Zwischenergebnis langjährigen Sammelns und Suchens und als Auftakt für notwendige weitere und intensivere Forschungsarbeiten. So beabsichtigt Rebstock in weiterer Zukunft, das vorliegende Material in Form einer Datenbank im Internet der Forschung zugänglich zu machen.

    Kontakt:

    Prof. Dr. Ulrich Rebstock
    Orientalisches Seminar
    Werderring 8
    79098 Freiburg
    Tel: 0761/203-3157
    Fax: 0761/203-3152
    E-mail: rebstock@uni-freiburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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