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05.02.2014 16:05

Die Universitätsmedizin Greifswald erzielt erneut ein ausgeglichenes Ergebnis

Constanze Steinke Pressearbeit
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    Durchschnittliches Patientenalter erhöht sich rasant
    Start für den Neubau einer Zentralen Notaufnahme
    Beteiligung an drei nationalen Zentren der Gesundheitsforschung

    „Die Universitätsmedizin Greifswald (UMG) konnte im vergangenen Jahr trotz schwieriger Bedingungen und dank ihrer Mitarbeiter erneut ein ausgeglichenes Betriebsergebnis erzielen“, informierte heute der Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Greifswald, Prof. Reiner Biffar, anlässlich des Neujahrsempfanges.

    Zur traditionellen Jahresauftaktveranstaltung werden neben Landtagsvizepräsidentin Beate Schlupp auch die Ministerin für Arbeit, Gleichstellung und Soziales, Birgit Hesse, der Minister für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung, Christian Pegel, der UMG-Aufsichtsratsvorsitzende und Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Sebastian Schröder, der Greifswalder Oberbürgermeister Dr. Arthur König und der Präsident des Landesrechnungshofes, Dr. Tilmann Schweisfurth, sowie weitere zahlreiche Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft erwartet.

    Im vergangenen Jahr wurden an den 21 Fachkliniken in der Universitäts- und Hansestadt 167.000 Patienten behandelt (2012: 166.000), davon 36.052 vollstationär (2012: 36.684) und 1.965 teilstationär in Tageskliniken. Die Universitätsmedizin als Maximalversorger sowie größter Arbeitgeber und Ausbilder in Vorpommern verfügt über 901 Betten und 33 Plätze an Tageskliniken. Die Bettenauslastung lag im vergangenen Jahr bei durchschnittlich 79,14 Prozent und die Verweildauer bei 7,1 Tagen. In Greifswald wurden auch 132 Menschen aus 55 Ländern, unter anderem aus Guatemala, Argentinien, Angola, Polen, Russland und Bulgarien therapeutisch betreut.

    Durchschnittsalter der Patienten liegt bei 53 Jahren

    Die Universitätsmedizin Greifswald ist für viele Gesundheitseinrichtungen, auch über die Region Vorpommern hinaus, medizinischer Dienstleister. Neben der fachbezogenen Beratung (Konsil) in klinischen Fächern, in denen die Spezialisten der UMG die Ärzte anderer Krankenhäuser bei der Behandlung von Patienten unterstützen, werden beispielsweise in der Pathologie, Labormedizin, Transfusionsmedizin und Mikrobiologie Leistungen für die Krankenhäuser der Region erbracht. „In diesem Sektor konnten wir auch im Jahr 2013 wieder ein Wachstum verzeichnen“, erklärte der Ärztliche Vorstand, Dr. Thorsten Wygold. „Das ist auch ein Ergebnis der immer schnelleren Technisierung der Medizin, die sinnvolle und ressourcenschonende Kooperationen erfordert“, so Wygold.

    Der Mediziner sieht aufgrund der demografischen Entwicklung dringenden Handlungsbedarf in den grundsätzlichen Strukturen im Gesundheitswesen. „Es wird schon lange diskutiert, jetzt müssen wir handeln.“ In den letzten zehn Jahren hat sich das durchschnittliche Patientenalter in Greifswald von 48 Jahre in 2003 auf 53 Jahre in 2013 erhöht. Das spiegelt sich auch in den Behandlungsfällen wider. Altersbedingte Krankheiten, beispielsweise im neurologischen und kardiologischen Bereich, sind geradezu sprunghaft angestiegen.

    Dem gegenüber stehen der zunehmende Fachkräftemangel in der Pflege und bei den Ärzten sowie ein stetig ausgedünnteres Praxisnetz an Allgemeinmedizinern und niedergelassenen Fachärzten. Der Ärztliche Vorstand kündigte an, dass er mit dem Vorstand der UMG verstärkt das Gespräch mit der Politik, den Fachverbanden und Interessensvertretungen suchen wird, um neue Modelle der Zusammenarbeit in der Fläche mit Kliniken und Praxen zu realisieren, die auch künftig eine hochwertige Patientenversorgung garantieren. „Die Universitätsmedizin sieht ihre Verantwortung, neben der stationären Versorgung auch Mitverantwortung in der ambulanten Versorgung der Bevölkerung der Region zu übernehmen, um den drohenden Haus- und Facharztmangel in MV zu begegnen.“ Um ausreichend Nachwuchs für eine Pflegeausbildung in Greifswald zu gewinnen, startet die UMG noch im Februar eine eigene Fachkräftekampagne.

    Einen weiteren Schwerpunkt sieht der Ärztliche Vorstand in der Qualitätssicherung durch anspruchsvolle Zertifizierungsverfahren, in der Transparenz der Arbeit am und mit dem Patienten sowie im Ausbau eines professionellen Beschwerdemanagements. „Die Patienten sind informierter, wollen als ‚Kunde‘ wahr- und ernstgenommen werden“, betonte Wygold. „Ich stehe für eine vernünftige Fehlerkultur, nur so können wir im Interesse des Patienten mögliche Fehlentwicklungen vermeiden.“

    Zentrale Notaufnahme soll 2017 übergeben werden

    Ein Beispiel für dynamische Entwicklungen bei den Patientenströmen ist die in den 90er Jahren zu klein geplante Notaufnahme im Klinikneubau, die nun einen weiteren Anbau für die gegenwärtig ca. 27.000 Notfallpatienten pro Jahr notwendig macht.
    Es entsteht eine neue zentrale, interdisziplinäre Notaufnahme. Die vorhandene chirurgische und unfallchirurgische Notaufnahme bleibt im Wesentlichen davon unberührt und wird auch zukünftig im Erdgeschoss des 1. Neubaus verbleiben. In dem direkt angrenzenden und baulich verbundenen Neubau entsteht auf gleicher Ebene die neue Notaufnahme mit dem Schwerpunkt der internistischen und viszeral-chirurgischen Notfallversorgung bei klarer Trennung der Wege von liegenden und gehfähigen Notfallpatienten. Die gemeinsame Leitstelle zur Steuerung der chirurgischen-unfallchirurgischen und internistischen Notaufnahme ist ebenfalls in dem Neubau vorgesehen. Baustart für die neue Notaufnahme mit einem Investitionsvolumen in Höhe von rund 20 Millionen Euro und einer Nutzfläche von ca. 2.550 qm soll noch in diesem Jahr sein. Die Inbetriebnahme ist für Mai 2017 vorgesehen.

    Umsatz aus Krankenhausleistungen um 9 Millionen gesteigert

    Mit 179,4 Millionen Euro wurde 2013 der Umsatz in der Krankenversorgung um 9 Millionen Euro gegenüber dem Vergleichsjahr 2012 gesteigert, was vor allem an der Zunahme der schweren Krankheitsfälle liegt. Insgesamt beläuft sich der Umsatz des Uniklinikums mit dem Kreiskrankenhaus Wolgast und seinen 15 Verbundunternehmen auf ca. 212,5 Millionen Euro (2012: 211 Mio. Euro). „Das Ergebnis ist ein Kraftakt aller Mitarbeiter“, erklärte der Kaufmännische Vorstand Gunter Gotal. „Es gibt nicht viele Uniklinika in Deutschland, die trotz der erschwerten Bedingungen ein ausgeglichenes Ergebnis vorweisen können.“

    Der Basisfallwert in Mecklenburg-Vorpommern 2013 betrug 3.019,90 Euro. Er zählte damit wieder zu den geringsten im Bundesgebiet. Der Basisfallwert, der die Grundlage des Behandlungspreises bildet, hat somit einmal mehr zu Benachteiligung der Unimedizin Greifswald geführt. Länder mit höherem Basisfallwert können für die gleiche Leistung mehr abrechnen. Ab 1. Januar 2014 beträgt der für das Betriebsergebnis wichtige Basisfallwert 3.117,36 Euro.
    „Der neue Wert trägt zwar zur Vereinheitlichung der Leistungsberechnung bei“, so Gotal weiter. „Aber die Abkopplung der Berechnungsbasis von der Lohnentwicklung setzt die Kliniken immer stärker unter Druck. Während der Basisfallwert um etwa 1 bis 2 Prozent jährlich steigt, werden in den Tarifverhandlungen Lohnerhöhungen bis zu sechs Prozent erzielt. Die Schere bei den Budgetverhandlungen geht also immer weiter auseinander.“

    Gegenwärtig arbeiten in der Hochschulmedizin, im Kreiskrankenhaus Wolgast sowie in den 15 Verbundunternehmen rund 4.600 Menschen. In der Universitätsmedizin, im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) und in der Personalservice Gesundheitswesen GmbH (PGG) am Standort Greifswald sind aktuell 3.949 Mitarbeiter beschäftigt, davon 682 Ärzte, 353 Naturwissenschaftler, 1.150 Pflegekräfte sowie 722 Mitarbeiter im medizinisch-technischen Dienst, 420 Beschäftigte im Funktionsdienst und 722 weitere Mitarbeiter und 261 Azubis. Der Frauenanteil beträgt 70,3 Prozent und das Durchschnittsalter der Beschäftigten ist 37 Jahre.

    Standorte der Nationalen Forschungszentren gewinnen an Bedeutung

    Die Universitätsmedizin hat auch im Jahr 2013 auf hohem Niveau erfolgreich Drittmittel einwerben können. Der Drittmitteleinwerbung von 20,3 Millionen Euro stand 2013 ein Landeszuschuss von 50,2 Millionen Euro gegenüber (2012: 49,5). „Bereits im dritten Jahr in Folge konnten die Greifswalder Wissenschaftler über 20 Millionen Drittmittel nach Greifswald holen“, informierte der Vorstandsvorsitzende und Wissenschaftliche Vorstand Prof. Reiner Biffar. Das bedeutet, dass aus jedem Euro Landesgeld weitere 40 Cent aus Drittmitteln für Forschungsprojekte erwirkt werden konnten. Aufgrund des stabilen Drittmittelaufkommens stieg im letzten Jahr damit auch die Anzahl der Drittmittelbeschäftigten auf 648 Mitarbeiter (2012: 603).

    Laut Vorstandsvorsitzendem ist es der Unimedizin gelungen, individualmedizinische und bevölkerungsbezogene Forschung zu einem unverwechselbaren Markenzeichen von Greifswald zu machen. „Unsere wissenschaftliche Infrastruktur bietet die besten Voraussetzungen für innovative Lösungen, um auf die Folgen der demographischen Entwicklung zu reagieren. Der medizinische, pflegerische und soziale Versorgungsbedarf der Bevölkerung wird sich in den kommenden Jahren stark verändern“, so Biffar. „Auch Aspekte der betrieblichen Gesundheitsvorsorge werden bei steigendem Rentenalter eine enorme Rolle spielen und sollen verstärkt in den Greifswalder Forschungsfokus rücken. Da in unserer Region Vorpommern die Auswirkungen des demographische Wandels auf Patienten- wie auf Ärzteseite bereits jetzt sichtbar sind, fühlen wir uns verpflichtet, durch gezielte Forschung und Interaktion mit der Krankenversorgung neue Lösungen zu denken und zu etablieren.“

    Große Erfolge sind die Beteiligungen der Greifswalder Universitätsmedizin an drei Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Im Einzelnen sind dies die Leitung des Teilstandortes Greifswald/Rostock des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), der Teilstandort Greifswald des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung und das nordost-deutsche Koordinierungszentrum der bislang größten deutschen Gesundheitsstudie, der Nationalen Kohorte. Wesentliche Voraussetzungen und Impulse gehen hier von der nunmehr über 15 Jahre laufenden Study of Health in Pomerania (SHIP) als Bevölkerungslangzeitstudie sowie der Individualisierten Medizin (Greifswald Approach to Individualized Medicine - GANI_MED) aus. Weitere Schlüsselbereiche sind das Zentrum für Innovationskompetenz „Humorale Immunreaktionen bei kardiovaskulären Erkrankungen“ (ZIK-HIKE), das interfakultäre Forschungszentrum ZIK-FunGene zusammen mit der Universität und der Campus PlasmaMed.

    Die vergleichsweise hohe Nachfrage nach einem Studienplatz in Humanmedizin oder Zahnmedizin an der Universitätsmedizin Greifswald ist weiterhin ungebrochen. Mit 2.531 Bewerbern um einen Studienplatz in Humanmedizin liegt die Universitätsmedizin Greifswald hinter der Charité Berlin bundesweit an zweiter Stelle. Ähnliches gilt für die Zahnmedizin, bei der die Universitätsmedizin Greifswald mit 566 Bewerbern um einen Studienplatz hinter Frankfurt/Main ebenfalls an zweiter Stelle steht. Bei einer Studentenbefragung des Hartmannbundes zur Situation der Lehre an ihrer jeweiligen Hochschule erzielte die UMG in nahezu allen Kategorien Bestnoten und ist mit diesem Ergebnis zweitbeste Medizinischen Fakultät in Deutschland, an der zurzeit 1.714 Studierende eingetragen sind.

    Das Greifswalder Modell nimmt Kurs auf 2020

    Mit dem Bezug des Diagnostikzentrums im vergangenen Jahr wurde das einzigartige baulich funktionelle Konzept der Universitätsmedizin Greifswald vollendet und ist mit all seinen Vorteilen nach fast 20 Jahren der Planung und des Bauens jetzt gelebter Alltag. An keinem Standort sind Krankenversorgung, Lehre und Studium sowie Forschung so eng miteinander verzahnt wie in der Universitäts- und Hansestadt Greifswald.

    Das zentrale und verbindende Element des Kompaktneubaus der Universitätsmedizin ermöglicht kurze Wege zwischen Klinikstationen, Ambulanzen, Hörsälen und den Forschungslaboren der Wissenschaft. Patienten, Mitarbeiter und Studierende finden alle Einrichtungen und Ansprechpartner unter einem Dach. Diese Organisation - das Greifswalder Modell - stärkt die Universitätsmedizin in der Region Vorpommern als den führenden, lehrenden und forschenden Gesundheitsanbieter.

    Zugleich muss sich jedes Modell der gesellschaftlichen Veränderung stellen und sich weiter entwickeln. Ein großer Teil der Ziele der Strategie 2014 wurde erreicht. Mit Blick auf die gemeinsam mit allen Berufsgruppen zu definierende Folgestrategie „Universitätsmedizin Greifswald 2020“ wird sich die Universitätsmedizin Greifswald dem gesellschaftlichen Dialog um die Herausforderungen unserer Zeit stellen. Aktuelle Beispiele zeigen, dass „Greifswalder Modelle“ wie AGnES, SHIP oder GANI_MED mithelfen, gegenwärtige und zukünftige Probleme zu lösen.

    „Wir stellen uns dem demographischen Wandel, dem zunehmenden Fachkräftemangel und den schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen. Zusammen mit unseren Mitarbeitern stehen wir als zuverlässiger Partner auch künftig für eine qualitativ hochwertige Krankenversorgung, Ausbildung, Studium und Forschung in Vorpommern“, unterstrich Biffar abschließend.

    Ansprechpartner
    Universitätsmedizin Greifswald (UMG)
    Ärztlicher Vorstand: Dr. Thorsten Wygold
    Fleischmannstraße 8, 17475 Greifswald
    T +49 3834 86-50 13
    E aerztliches.direktorat@uni-greifswald.de
    http://www.medizin.uni-greifswald.de
    http://www.facebook.com/UnimedizinGreifswald


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    Im hochmodern ausgestatteten Institut für Humangenetik werden die Risiken bereits vor dem Auftreten von Krankheiten untersucht, hier Domagk-Stipendiatin Eva-Maria Böcker.
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    Foto: Hausmann/UMG
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    Ab 11. Februar geht die Fachkräfteinitiative der UMG für Ausbildungsplätze in der Pflege www.pflege-deine-leidenschaft.de online; die Motive werden vor allem in Vorpommern zu sehen sein.
    Ab 11. Februar geht die Fachkräfteinitiative der UMG für Ausbildungsplätze in der Pflege www.pflege- ...
    Foto: UMG
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    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
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    Im hochmodern ausgestatteten Institut für Humangenetik werden die Risiken bereits vor dem Auftreten von Krankheiten untersucht, hier Domagk-Stipendiatin Eva-Maria Böcker.


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    Ab 11. Februar geht die Fachkräfteinitiative der UMG für Ausbildungsplätze in der Pflege www.pflege-deine-leidenschaft.de online; die Motive werden vor allem in Vorpommern zu sehen sein.


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