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24.04.2014 12:50

Mehr Überlebende nach Krebs - Neue Wege in der Tumormedizin

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.

    Wiesbaden – Die Heilungschancen bei Krebs steigen: Starben vor 35 Jahren in Deutschland zwei Drittel der Betroffenen an ihrem Tumorleiden, lebt heute gut die Hälfte fünf Jahre nach der Diagnose noch – ein Rückfall gilt dann als unwahrscheinlich. Die Zahl derjenigen, die an Krebs sterben, ist trotzdem hoch – im Jahr 2012 erlagen mehr als 220 000 Menschen der Krankheit. Mediziner forschen deshalb derzeit an einer neuen, gezielt wirkenden Generation von Medikamenten. Über besonders vielversprechende Konzepte diskutieren Experten bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) vom 26. bis 29. April in Wiesbaden.

    „Erkenntnisse in der molekularen Medizin haben zu komplett neuen Therapieansätzen geführt“, sagt Professor Dr. med. Nisar P. Malek, Leiter der Abteilung Innere Medizin I am Universitätsklinikum Tübingen. „Dabei geht es darum, nicht wie früher unspezifisch auf einen Tumor einzuwirken, sondern zielgerichtet und unmittelbar“, so der Experte, der auf dem 120. Internistenkongress unter anderem über Tumorgenetik referiert. Ein Ziel dieser neuen Ansätze sind Signalwege: Zellen und Gewebe im menschlichen Organismus 'kommunizieren' miteinander, indem sie Signale vom Zelläußeren in deren Inneres übertragen.

    Eine große Rolle bei der Übertragung spielt das Signalmolekül „c-MET“. Mehrere Krebserkrankungen hängen mit einer erhöhten Aktivität des c-MET-Signalwegs zusammen. Ein Therapieansatz ist es deshalb, Wirkstoffe zu entwickeln, die c-MET hemmen. Als Beispiel ist der Inhibitor ARQ 197 zu nennen. Der auch Tivantinib genannte Wirkstoff steht derzeit in der dritten Phase der klinischen Prüfung für die Zulassung bei Leberzellkrebs, steht also unmittelbar vor der Anwendung. Auch für andere Tumorerkrankungen durchläuft er derzeit Studien.

    Ein weiterer Ansatz sind Tumorimmuntherapien. „Sie beruhen auf der Hypothese, dass einige Wirkstoffe die Checkpoints des Immunsystems blockieren können“, führt Professor Malek aus. Denn Krebszellen sind in der Lage, die körpereigene Abwehr auszutricksen. Dies ließe sich durch Medikamente verhindern, das Immunsystem käme wieder in Fahrt und könnte die Tumorzellen bekämpfen. Ein Wirkstoff mit diesem Prinzip, Ipilimumab, ist seit 2011 für Patienten mit fortgeschrittenem schwarzen Hautkrebs zugelassen.

    Vorerst noch im klinischen Stadium befinden sich virotherapeutische Ansätze: Ihnen zugrunde liegt die Erkenntnis, dass sich Tumorerkrankungen während einer Virusinfektion eines Patienten verbessern. Geforscht wird derzeit unter anderem mit Herpes- oder Masernviren. Außerdem beschäftigt sich die Forschung mit einer Therapie, in deren Mittelpunkt die Zerstörung von Tumorstammzellen steht. Dahinter steckt die Idee, dass die Stammzellen der eigentliche 'Motor' der Krebserkrankung sind. Doch richten sich klassische Behandlungsmethoden wie Chemotherapie oder Bestrahlung vor allem gegen differenzierte Tumorzellen. Die sich nur langsam teilenden Stammzellen überleben die Behandlung oft und lösen womöglich Jahre später einen Rückfall aus.

    Beim 120. Internistenkongress stellt Professor Malek am Beispiel von Tumoren der Leber und der Gallenwege neueste Therapieansätze vor. „Wir werden Patienten mit malignen Erkrankungen damit künftig besser gerecht werden können“, hofft er.

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    Terminhinweise:

    120. Internistenkongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
    Termin: 26. bis 29. April 2014
    Ort: Rhein-Main-Hallen Wiesbaden, Rheinstraße 20, 65185 Wiesbaden

    Eröffnungspressekonferenz der (DGIM)
    Termin: Samstag, 26. April 2014, 12.30 bis 13.30 Uhr
    Ort: Rhein-Main-Hallen Wiesbaden, Rheinstraße 20, Saal 12 D, 65185 Wiesbaden

    Mittags-Pressekonferenz der (DGIM)
    Termin: Montag, 28. April 2014, 12.30 bis 13.30 Uhr
    Ort: Rhein-Main-Hallen Wiesbaden, Saal 12 D
    Eines der Themen: Individualisierte Krebsmedizin – was ist heute schon möglich?
    Professor Dr. med. Otmar Wiestler, Heidelberg

    Klinisches Symposium: Hepatozelluläres Karzinom – Pathogenese, Diagnostik und Therapie
    Vorsitz: P. Schirmacher (Heidelberg), N. Malek (Tübingen)
    Termin: Sonntag, 27.April 2014, 14.00 bis 15.30 Uhr
    Ort: Rhein-Main-Hallen Wiesbaden, Saal 2C, Rheinstraße 20, 65185 Wiesbaden

    Klinisches Symposium: Tumorgenetik und individualisierte Therapie Therapie
    Gastrointestinale Tumoren: N. Malek (Tübingen)
    Termin: Montag, 28.April 2014, 08.00 bis 09.30 Uhr, Saal 2C:
    Ort: Rhein-Main-Hallen Wiesbaden, Saal 2C, Rheinstraße 20, 65185 Wiesbaden

    – Bei Veröffentlichung Beleg erbeten. –

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    Pressekontakt für Rückfragen:

    Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
    Pressestelle
    Anne-Katrin Döbler, Anna Julia Voormann, Janina Wetzstein
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-552
    Fax: 0711 8931-167
    <voormann@medizinkommunikation.org >


    Weitere Informationen:

    http://www.dgim.de
    http://www.dgim2014.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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