idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
28.10.2014 11:54

Größere Tiere verdauen nicht besser als kleinere

Thomas Richter Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

    Oft wird davon ausgegangen, dass bei großen Pflanzenfressern mit einem voluminöseren Verdauungstrakt das Futter dort länger verbleibt und entsprechend auch besser verdaut wird. Unter Beteiligung des Departments für Nutztierwissenschaften der Universität Göttingen hat ein Forscherteam unter der Leitung der Universität Bonn den Einfluss der Körpergröße von Herbivoren auf die Verdauung untersucht. Die Ergebnisse sind in der Zeitschrift Functional Ecology erschienen.

    Pressemitteilung
    Nr. 253/2014

    Größere Tiere verdauen nicht besser als kleinere
    Forscherteam untersucht Einfluss der Körpergröße auf die Ernährung bei Pflanzenfressern

    Grüne Pflanzen dienen vielen Huftieren als Ernährungsgrundlage. Mit der unterschiedlichen Nutzung dieser Ressource wird erklärt, warum so viele Pflanzenfresser (Herbivoren) in einem Ökosystem wie beispielsweise einer afrikanischen Savanne gemeinsam existieren können. Oft wird davon ausgegangen, dass bei großen Pflanzenfressern mit einem voluminöseren Verdauungstrakt das Futter dort länger verbleibt und entsprechend auch besser verdaut wird. Unter Beteiligung des Departments für Nutztierwissenschaften der Universität Göttingen hat ein Forscherteam unter der Leitung der Universität Bonn den Einfluss der Körpergröße von Herbivoren auf die Verdauung untersucht. Die Ergebnisse sind in der Zeitschrift Functional Ecology erschienen.

    Die Wissenschaftler untersuchten zahlreiche Herbivoren, sowohl in Gehegen als auch freilebend in Kenia, darunter unter anderem Ziegen, Zebras, Rinder und Elefanten. Die Tiere in den Gehegen hatten als Nahrungsgrundlage Grasheu zur Verfügung, die freilebenden Herbivoren ihre natürliche Äsung. Als Indikator für die Verdaulichkeit und damit für die Qualität des Futters wurde der Stickstoffgehalt im Kot der Tiere ermittelt. Dieser erhöht sich, wenn im Verdauungstrakt besonders viel Mikrobenmasse gebildet wird, die immer viel Stickstoff enthält. „Bei den Tieren mit Grasheufütterung zeigte sich kein nennenswerter Einfluss der Körpermasse auf den Kotstickstoffgehalt. Die größeren Tiere konnten das Futter also nicht nennenswert besser verdauen als die kleineren“, erklärt Prof. Dr. Jürgen Hummel vom Göttinger Department für Nutztierwissenschaften.

    Außerdem war die Verweildauer des Futters im Verdauungstrakt bei den großen Herbivoren nicht zwangsläufig länger als bei den kleineren. Im Gegensatz zu den mit Grasheu gefütterten Tieren zeigte sich bei den freilebenden mit zunehmender Körpergröße ein klarer Abfall des Kotstickstoffgehalts. „Dies kann als deutliches Indiz dafür gewertet werden, dass bei den freilebenden Herbivoren die selektierte Futterqualität mit zunehmender Körpergröße tatsächlich abgenommen hat und auch nicht bedeutend durch eine verbesserte Verdauung kompensiert wurde“, so Prof. Hummel. Eine längere Verweildauer des Futters im Verdauungssystem ist über ein gewisses Maß hinaus nicht sinnvoll, da mit fortschreitender Zeit der Anteil an noch verwertbaren Futterbestandteilen immer weiter abnimmt. „Vermutlich kompensieren große Tiere den Nachteil der schlechteren Nahrungsqualität neben einem niedrigeren Energiestoffwechsel pro Kilogramm Körpergewicht eher durch Faktoren wie eine höhere Füllung des Verdauungstrakts.“

    Originalveröffentlichung: Patrick Steuer et al. Does body mass convey a digestive advantage for large herbivores? Functional Ecology 28 (2014): 1127-1134. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1365-2435.12275/pdf

    Kontaktadresse:
    Prof. Dr. Jürgen Hummel
    Georg-August-Universität Göttingen
    Fakultät für Agrarwissenschaften
    Department für Nutztierwissenschaften – Abteilung Wiederkäuerernährung
    Kellnerweg 6, 37077 Göttingen, Telefon (0551) 39-33359
    E-Mail: jhummel@gwdg.de, Internet: http://www.uni-goettingen.de/de/411871.html


    Weitere Informationen:

    http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1365-2435.12275/pdf


    Bilder

    Ein Forscherteam hat den Einfluss der Körpergröße bei Pflanzenfressern auf die Verdauung untersucht.
    Ein Forscherteam hat den Einfluss der Körpergröße bei Pflanzenfressern auf die Verdauung untersucht.
    Foto: Universität Göttingen
    None

    Prof. Dr. Jürgen Hummel
    Prof. Dr. Jürgen Hummel
    Foto: Universität Göttingen
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Ein Forscherteam hat den Einfluss der Körpergröße bei Pflanzenfressern auf die Verdauung untersucht.


    Zum Download

    x

    Prof. Dr. Jürgen Hummel


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).