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03.12.2014 18:36

West-Berlin – eine besondere Geschichte. Heft 2/2014 der „Zeithistorischen Forschungen“ erschienen

Marion Schlöttke Öffentlichkeitsarbeit
Zentrum für Zeithistorische Forschung

    Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Beginn des Kalten Kriegs war West-Berlin ein besonderes Gebilde – oft als „Insel“, „Labor“, „Biotop“ oder „Reservat“ beschrieben. Mit der deutschen Einheit von 1990 ist diese eigentümliche Konstellation historisch geworden – und neu erklärungsbedürftig. Hier setzt die Leitfrage des Themenhefts "West-Berlin" der Zeitschrift "Zeithistorische Forschungen" an: Wie lässt sich das Phänomen West-Berlin politik-, kultur- und gesellschaftsgeschichtlich fassen?

    Die Zeitschrift wird am ZZF Potsdam herausgegeben von Frank Bösch, Konrad H. Jarausch und Martin Sabrow und erscheint gedruckt im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht und zugleich im Open Access.

    Schon die Schreibweise war ein Politikum: Auf westlicher Seite hieß es offiziell „Berlin (West)“ und im Alltagsgebrauch „West-Berlin“. Demgegenüber sprach die DDR von „Westberlin“ (in Abgrenzung von „Berlin, Hauptstadt der DDR“ – dem Ostteil). Unstrittig war immerhin – wenn auch mit konträren Wertungen belegt –, dass die Westsektoren Berlins einen eigenen politischen und rechtlichen Raum bildeten. Sie waren eng mit der Bundesrepublik verbunden, jedoch mit zahlreichen Sonderregelungen ausgestattet.

    Welche sozialen, ökonomischen und kulturellen Folgen dies hatte, ist aus zeithistorischer Perspektive erst in Ansätzen erforscht. Bislang war und ist West-Berlin vorrangig ein Thema für erzählende Literatur und bildende Kunst, Film und Fotografie – nicht selten mit nostalgischem Einschlag. Das Interesse am „alten Westen“ Berlins wächst deutlich, und damit auch der Bedarf an geschichtswissenschaftlichen Erklärungen. Die Beiträge des Themenhefts versuchen sowohl einen Überblick zu geben als auch Fallstudien zu liefern.

    Am Anfang waren die Amerikaner, wie Stefanie Eisenhuth und Scott H. Krause in ihrem Aufsatz zur politischen Kultur West-Berlins in der frühen Nachkriegszeit breit belegen. Zugleich zeigen sie, dass die Beschreibung West-Berlins als „Vorposten der Freiheit“ keine ausschließlich amerikanische Erfindung war, sondern gleichsam eine deutsch-amerikanische Koproduktion. Besonders nach dem Mauerbau von 1961, der die Abschottung der Teilstadt verfestigte, wurde West-Berlin in vielfältiger Weise zum Schauplatz von Sozialexperimenten, etwa in der Stadtplanung und im Wohnungsbau. Christiane Reinecke setzt sich in ihrem Aufsatz mit der Geschichte des Märkischen Viertels auseinander, das schon seit seiner Entstehung in den 1960er- und 1970er-Jahren vielfach als sozialer Brennpunkt dargestellt worden ist. Paradoxerweise trugen gerade diejenigen, die auf Missstände hinweisen wollten, dazu bei, ein öffentliches Negativimage des Viertels zu etablieren. Ebenfalls mit Fragen der Stadtplanung beschäftigt sich Krijn Thijs in seinem Beitrag, nun bezogen auf die frühen 1980er-Jahre und die West-Berliner „neue Mitte“. Aus heutiger Perspektive, im Wissen um den Fall der Mauer nur wenige Jahre später, liest es sich mitunter als Kuriosum, welche Verrenkungen die städtischen Entscheidungsträger anstellten: Einerseits durften sie die Teilung Berlins nicht anerkennen, andererseits konnten und wollten sie das Zentrum unmittelbar westlich der Mauer auch nicht als Brachland belassen.

    Im Themenheft finden sich außerdem interdisziplinäre Annäherungen an die Geschichte West-Berlins aus Sicht der Stadtethnologie (Wolfgang Kaschuba), der Stadtsoziologie (Andrej Holm), der Popgeschichte (Bodo Mrozek) und der „Material Culture Studies“ (Andreas Ludwig). Anschauliche Beiträge zur erstaunlichen Konjunktur West-Berlins in neueren Fotobüchern (Hanno Hochmuth), zur Darstellung der Halbstadt in Fernsehserien (Knut Hickethier) sowie zur Ausstellung „BlackBox Kalter Krieg“ am Checkpoint Charlie (Jula Danylow) runden das Heft ab. Wie immer bietet die Website zusätzlich zur Druckausgabe ergänzendes Bild-, Ton- und Filmmaterial.

    Die „Zeithistorischen Forschungen“ werden am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (http://www.zzf-pdm.de) herausgegeben von Frank Bösch, Konrad H. Jarausch und Martin Sabrow. Die Zeitschrift erscheint gedruckt im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht (http://www.v-r.de) und zugleich im Open Access (http://www.zeithistorische-forschungen.de).

    Bei redaktionellen Fragen wenden Sie sich bitte an:

    Dr. Jan-Holger Kirsch
    Zentrum für Zeithistorische Forschung
    Am Neuen Markt 1
    D-14467 Potsdam
    Tel.: ++49 (0)331/28991-18
    E-Mail: kirsch@zzf-pdm.de
    Internet: http://www.zeithistorische-forschungen.de

    Abonnements, Einzelhefte und Rezensionsexemplare sind erhältlich bei:

    HGV Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice mbH
    Holzwiesenstr. 2
    72127 Kusterdingen
    Tel.: ++49 (0)7071/9353-16
    Fax: ++49 (0)7071/9353-93
    E-Mail: v-r-journals@hgv-online.de


    Weitere Informationen:

    http://www.zeithistorische-forschungen.de Informationen zur Zeitschirft und Online-Ausgabe
    http://www.v-r.de Verlag der Druckausgabe


    Bilder

    Postkarte/Fotomontage des Alfred-Ziethen-Verlags, 1971
    Postkarte/Fotomontage des Alfred-Ziethen-Verlags, 1971
    Museum Charlottenburg-Wilmersdorf
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Postkarte/Fotomontage des Alfred-Ziethen-Verlags, 1971


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