idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Sabine Rueß wurde für ihr Buch über Stuttgarter jüdische Ärzte während des Nationalsozialismus ausgezeichnet
In Berlin nahm kürzlich Dr. Sabine Rueß den Hauptpreis der zum dritten Mal verliehenen Forschungspreise für die historische Aufarbeitung der Rolle der Ärzteschaft in der NS-Zeit entgegen. Rueß erhielt den Preis für ihr Buch „Stuttgarter jüdische Ärzte während des Nationalsozialismus“, das auf ihrer am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Universität Tübingen verfassten Dissertation basiert. Doktorvater war Prof. Dr. med. Albrecht Hirschmüller. Die mit insgesamt 10 000 Euro dotierten Forschungspreise wurden vom Bundesgesundheitsministerium, der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gestiftet. Rueß arbeitet derzeit als Assistenzärztin in der Abteilung für Psychosomatische Medizin im Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart.
Für die Jury ist die Arbeit „nicht nur ein herausragendes Gedenkbuch, das die Opfer aus der Anonymität“ heraushole. Es sensibilisiere auch die nachwachsende Ärztegeneration dafür, dass Zivilcourage möglich und ein bleibendes Thema ärztlicher Ethik sei.
1933 begann mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten eine systematische und juristisch legitimierte Ausschaltung aller jüdischen Ärzte. Im Deutschen Reich waren 1933 mindestens 6500 Ärzte von der rassistisch begründeten Verfolgung der nationalsozialistischen Machthaber betroffen. In Stuttgart lebten zu diesem Zeitpunkt 86 jüdische Ärzte und Ärztinnen. In ihrem Buch hat Sabine Rueß deren Lebensläufe rekonstruiert. In den Biographien der jüdischen Ärzte spiegelt sich die Ausschaltung und Absonderung von ihren nichtjüdischen Kollegen wieder, die in der Verfolgung, der physischen Vernichtung oder der lebensrettenden Emigration endete. Der existentielle biographische Bruch, die Demütigung, die sukzessive
Entrechtung, die Angst vor der physischen Vernichtung und die Schwierigkeiten des Neuanfangs in der Emigration, aber auch die Fortsetzung der Diskriminierung in der Auseinandersetzung um Wiedergutmachung werden in den Einzelschicksalen dargestellt.
Universität Tübingen
Hochschulkommunikation
Leiterin Myriam Hönig
Abteilung Presse, Forschungsberichterstattung, Information
Michael Seifert
Telefon +49 7071 29-76789
Telefax +49 7071 29-5566
http://michael.seifert[at]uni-tuebingen.de
http://www.uni-tuebingen.de/aktuelles
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Geschichte / Archäologie, Medizin, Philosophie / Ethik
überregional
Forschungsergebnisse, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).