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12.04.2011 15:30

Forschungsgruppe generiert Schwerpunkt in der Interaktions-, Folge- und Rückwirkungsforschung

Antonie Binder Marketing & Kommunikation
Hochschule Fresenius

    Über das Zusammenwirken hinaus: Wegweisender Ansatz einer interdisziplinären Forschungsgruppe im Fachbereich Gesundheit der Hochschule Fresenius

    Neben der Prävention stellt die Therapie einen wesentlichen Pfeiler für unsere Gesundheit dar. Die wissenschaftliche Überprüfung der Wirksamkeit von Therapiemaßnahmen erfolgt klassischer Weise in einem Prä-Post Design. Vor und nach einer Intervention werden standardisierte Diagnoseverfahren und Tests durchgeführt, die der Abbildung der jeweiligen Effekte dienen. Bei der Gestaltung der Intervention wird ebenfalls versucht, eine möglichst hohe Standardisierung zu gewährleisten. Weitere Größen, die einen potentiellen Einfluss auf das Outcome haben könnten, werden entweder ausgeschlossen (keine weitere Intervention) oder konstant gehalten bzw. kontrolliert, so dass die Effekte der überprüften Therapiemaßnahme in „Reinform“ beurteilt werden können. Bei relativ einfach strukturierten Krankheitsbildern lassen sich die gewonnenen Erkenntnisse – sofern es das Gesundheitssystem zulässt – auch gut in die Praxis übertragen. Je vielschichtiger ein Krankheitsbild und je mehr Personen und Institutionen am Therapieprozess beteiligt sind, umso größer wird erfahrungsgemäß die Lücke zwischen wissenschaftlichem Erkenntnisgewinn, praktischer Umsetzung und Erreichung der designierten Ziele.

    Im Hinblick auf das Erreichen einer hohen Therapieeffektivität und -effizienz versucht die Versorgungsforschung Regeln für das Zusammenwirken von Therapiemaßnahmen und den jeweils beteiligten Personen und Institutionen zu identifizieren, wobei eine praktisch-ökonomische Ausrichtung und ein lineares Beziehungsverständnis (gleiche Ursachen – gleiche Wirkungen) dominieren.

    Bei verschiedenen, z.B. neurologischen Krankheitsbildern liegt allerdings nicht nur eine entsprechend hohe Vielschichtigkeit bzgl. der Symptome und eine große Anzahl der Therapie-Akteure vor, sondern auch Rück- und Wechselwirkungsmechanismen wodurch sich ein komplexes System ergibt, das einem nichtlinearen Reglement unterliegt. Solche Systeme reagieren äußerst sensitiv, z.B. auf die Veränderung der Anfangsbedingungen, weshalb eine einfache Vorhersage des Systemverhaltens (wie wirkt der Therapiemix auf die Symptome des Patienten) auf linearer Basis kaum möglich ist. Ferner ist unter solchen Bedingungen die Anwendung allgemeiner Therapieregeln – „was beim Einen wirkt, wirkt beim Anderen genauso“ – nur sehr limitiert möglich. Vielmehr muss von einem nichtlinearen Wirkungsgefüge ausgegangen werden. Die bisher vorliegenden Erkenntnisse deuten darauf hin, dass nicht nur die Summe der Therapiemaßnahmen das Outcome beeinflusst – bei einem Parkinsonpatienten bspw. physio- und sprachtherapeutische Maßnahmen – sondern auch in welcher Reihenfolge diese angeboten werden und zu welchem Resultat die jeweilige Maßnahme führt. Statt eines starren Therapieplans, in dem die Inhalte a priori festgesetzt werden, ist es vorstellbar, Therapiemaßnahmen dynamisch miteinander zu verknüpfen, d.h. die Auswahl und Gestaltung bspw. einer physiotherapeutischen Maßnahme wird vom Erfolg bzw. Misserfolg einer vorangegangenen bspw. logopädischen Therapiemaßnahme abhängig gemacht. Neurobiologische Erkenntnisse lassen in einem solchen Ansatz großes Potential vermuten. Gleichwohl sind sowohl die Erforschung als auch eine praktische Handhabung sehr anspruchsvoll. Das Team der Professoren Tanja Grewe, Christian T. Haas, Norina Lauer und Carla Wegener schätzt die Erforschung dieser nichtlinearen Prozesse als sehr lohnenswert ein und hat sich deshalb dafür entschieden, einen disziplinübergreifenden Forschungsschwerpunkt an der Hochschule Fresenius zu generieren.



    Tanja Grewe ist Professorin für Logopädie und Stv. Studiendekanin und beschäftigt sich in Lehre und Forschung insbesondere mit neurologischen Sprach- und Sprechstörungen und den zugrundeliegende Sprachverarbeitungsprozessen.

    Christian T. Haas ist Professor für quantitative Forschungsmethoden, Forschungskoordinator im Fachbereich Gesundheit und Forschungsgruppenleiter im Loewe Schwerpunkt PräBionik, Forschungsschwerpunkte sind Bewegungssteuerung und Trainingsprozesse bei neurologischen Krankheitsbildern und neuromechanische Interaktionen der posturalen Kontrolle und der Lokomotion.

    Norina Lauer ist Professorin für Logopädie und Studiendekanin des Bachelorstudiengangs Logopädie mit den Schwerpunkten neurogene Sprach- und Sprechstörungen und Evidence-based Practise.

    Carla Wegener ist Professorin für Spracherwerbsstörungen bei kraniofazialen Anomalien und genetischen Syndromen und Studiendekanin des Masterstudiengangs Gebärdensprachdolmetschen.


    Weitere Informationen:

    http://www.hs-fresenius.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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