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31.05.2011 09:24

Ernährungsrisiken in der Schwangerschaft: Überversorgung ist genauso riskant wie Unterversorgung

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

    5. Hohenheimer Ernährungsgespräch warnt vor häufigen Ernährungsfehlern / Risiko selbst in hochentwickelten Ländern wie Deutschland vorhanden

    PRESSEFOTOS unter www.uni-hohenheim.de

    Kinder, die bereits im Mutterleib durch zu viele Kalorien quasi gemästet werden – und zu wenige Mikronährstoffe wie Spurenelemente, Mineralstoffe und Vitamine erhalten: Beide Risiken – das Zuviel und das Zuwenig – gehören zu den zentralen Ernährungsrisiken, die selbst in einem hochentwickelten Land wie Deutschland vorhanden sind, so das Fazit mehrerer Experten, die sich auf Einladung der Universität Hohenheim am gestrigen Montag zum 5. Hohenheimer Ernährungsgespräch über Ernährungsrisiken in der Schwangerschaft trafen. Grund dafür seien nicht nur fehlende Information, sondern auch mangelnde finanzielle Ressourcen, stellte Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Konrad Biesalski als Gastgeber fest. Das Ernährungsgespräch fand als Beitrag zum Themenjahr 2011 „Universität Hohenheim – stark durch Kommunikation“ statt.

    Die Folgen sind weitreichend und können zum Teil lebenslange Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen haben. „Mit zunehmender Kenntnis, wie wichtig bestimmte Nahrungsbestandteile in den verschiedenen Phasen der Schwangerschaft sind, wächst auch das Wissen über Probleme, die entstehen können, wenn die schwangere Frau einzelne Nahrungsbestandteile nicht in ausreichender Menge zu sich nimmt“, erklärte Prof. Dr. Biesalski in seiner Einführung.
    “Leider liegen uns inzwischen auch in Deutschland aktuelle Studien vor, die zeigen, dass wir trotz ausreichendem Lebensmittelangebots immer wieder auf eine nicht adäquate Ernährung bei Schwangeren stoßen.“

    Geburtsprobleme und lebenslange Anfälligkeit durch ein Zuviel an Nährstoffen
    Tatsächlich würde die Zunahme von Zivilisationskrankheiten wie Adipositas und Diabetes zunehmend auch zum Problemthema in der Schwangerschaft, bestätigte Prof. Dr. Klaus Vetter als Chefarzt der Klinik für Geburtsmedizin am Vivantes-Klinikum in Neukölln. „Bei werdenden Müttern, die an diesen Krankheiten leiden, kann der Fötus mit einem Überangebot an Nahrung konfrontiert werden, dem er machtlos ausgeliefert ist.“
    Ähnlich einer Stopfgans werde der Fötus zur Fetteinlagerung gezwungen. Mögliche Folgen seien Körpermaße, die nicht mehr geburtsfähig seien, außerdem Reifestörungen von Plazenta und Lunge.
    „Im Extremfall wird hier schon im Mutterleib der Grundstock für spätere Herz-Kreislauf-Krankheiten gelegt“, berichtete Prof. Dr. Vetter. „Beratung und Führung der werdenden Mütter sind deshalb von besonders großer Bedeutung.“

    Mangel an Omega-3-Fettsäuren
    Andere Nahrungsmittel mit ausgesprochen positiven Wirkungen kämen dagegen auf dem Speiseplan schwangerer Frauen meist zu kurz. Etwa die sogenannten Omega-3- Fettsäuren, die vor allem in fettreichen Meeresfischen vorkommen, betonte Prof. Dr. Berthold Koletzko von der Abteilung Stoffwechsel- und Ernährungsmedizin im Kinderspital des Universitätsklinikums München.
    „Regelmäßige Fischmahlzeiten reduzieren das Risiko unreifer Frühgeburten um 30 Prozent, bei Risiko-Schwangerschaften sogar um mehr als 60 Prozent“, zitierte der Mediziner entsprechende Studien. Hinzu kämen weitere positive Folgen, die bis ins 8. Lebensjahr anhielten: Dazu gehörten unter anderem eine verbesserte visuelle, motorische und kognitive Entwicklung.
    „Wichtig ist die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren über die Geburt hinaus in die Stillzeit fortzusetzen“, sagte Prof. Dr. Koletzko. Dazu seien ein bis zwei Portionen Seefisch pro Woche ausreichend, wenn dabei auch fettreiche Fischsorten verzehrt würden. „Mit dieser Menge bleiben Schwangere üblicherweise auch unter der akzeptierten Höchstmenge für Schadstoffzufuhr“, beruhigte der Mediziner.

    Folsäure-Versorgung bleibt unter internationalen Empfehlungen
    Bei den Mikronährstoffen wie Vitaminen, Spurenelementen und Mineralien besetze neben Jod und Eisen vor allem die Folsäure eine zentrale Position, erklärte Prof. Dr. Peter Bung, Gynäkologe, Fachautor und beratender Experte beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
    „Obwohl internationale und groß angelegte Studien die hochrangige Bedeutung unterstreichen, werden die Ratschläge hierzulande nur sehr unzureichend befolgt“, beklagte Prof. Dr. Bung. Die Folge sei ein hohes Risiko für neuronale Defekte, die schon sehr früh in der Schwangerschaft auftreten können.
    Zur Abhilfe empfahl Prof. Dr. Bung nicht nur mehr gesundheitliche Aufklärung, sondern auch Nahrungsmittel gezielt mit Folsäure anzureichern.
    Text: Klebs

    Kontakt für Medien:
    Dipl.-Biol. Jana Tinz, Universität Hohenheim, Institut für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft
    Tel.: +49 (0)711/459-24113/22291; E-Mail: jana.tinz@uni-hohenheim.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
    regional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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