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Wissenschaft
Wenn Mütter während der Schwangerschaft starkem Stress ausgesetzt waren, lässt sich dies anhand fötaler Stresshormone in den Fingernägeln der Säuglinge nachweisen. Das zeigt eine Studie, die Forschende der Universität Basel mit Kollegen aus Frankreich im Fachmagazin «Biological Psychology» veröffentlicht haben.
Dass Stress während der Schwangerschaft die Entwicklung des Fötus beeinflussen kann, ist bekannt. Aber wie wirkt sich mütterlicher Stress eigentlich auf die fötale Stressreaktion aus? Bluttests an ungeborenen Kindern oder Fruchtwasseruntersuchungen, die diese Frage beantworten können, verlangen einen invasiven Eingriff und sind daher nur schwer durchführbar. Eine Forschungsgruppe um PD Dr. Gunther Meinlschmidt und Dr. Marion Tegethoff an der Fakultät für Psychologie der Universität Basel hat nun ein Verfahren entwickelt, wie sich die fötale Stressphysiologie auch ohne Nadelstiche erfassen lässt.
Zusammen mit Kollegen der Universität Strassburg haben die Forschenden die Konzentration von Stresshormonen in Fingernägeln von Babys gemessen. Die Fingernägel beginnen bereits in der 8. Schwangerschaftswoche zu wachsen, und frühere Untersuchungen weisen darauf hin, dass sich Stresshormone in solchen Hornsubstanzen einlagern können.
Die Forschenden stellten fest, dass die Fingernägel von Säuglingen, deren Mütter während der Schwangerschaft starkem Stress ausgesetzt waren, eine höhere Konzentration des wichtigsten fötalen Stresshormons Dehydroepiandrosteron (DHEA) aufwiesen als die Fingernägel von Säuglingen ungestresster Mütter.
Noch ist unklar, ob die stressbedingt erhöhten DHEA-Konzentrationen kurz- oder langfristig die Gesundheit der betroffenen Kinder beeinträchtigen. Möglich wäre auch, dass dies den Fötus vor negativen Stressfolgen schützt. Die Befunde helfen, so die Forschenden, das Wissen um das Phänomen Stress während der Schwangerschaft und die damit einhergehenden fötalen Stressprozesse zu vertiefen, und geben Anhaltspunkte für weitere Forschung. Vor allem weisen diese Befunde erstmals darauf hin, dass die Analyse von fötalen Stresshormonen im Fingernagel eine neue, nichtinvasive Methode darstellt, um rückwirkend physiologische Stressprozesse im Fötus objektiv zu erfassen.
Originalbeitrag
Marion Tegethoff, Jean-Sébastien Raul, Carole Jamey, Mehdi Ben Khelil, Bertrand Ludes, and Gunther Meinlschmidt
Dehydroepiandrosterone in nails of infants: A potential biomarker of intrauterine responses to maternal stress
Biological Psychology, Article in Press | doi: 10.1016/j.biopsycho.2011.05.007
Weitere Auskünfte
• Dr. Marion Tegethoff, Universität Basel, Fakultät für Psychologie, Abteilung für Klinische Psychologie und Psychiatrie, Tel. +41 (0)61 267 02 61, E-Mail: marion.tegethoff@unibas.ch
• PD Dr. Gunther Meinlschmidt, Universität Basel, Fakultät für Psychologie, Abteilung für Klinische Psychologie und Epidemiologie, Tel. +41 (0)61 267 02 75, E-Mail: gunther.meinlschmidt@unibas.ch
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0301051111001426 - Abstract
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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