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07.11.2011 12:03

DDG Herbsttagung: MRT-Bilder zeigen veränderte Gehirnstrukturen bei Adipositas

Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

    Berlin – Menschen mit Adipositas zeigen häufig ein auffälliges Essverhalten. Sie essen weit mehr, als sie brauchen, um ihren Körper ausreichend mit Energie zu versorgen. Dass sich dieses Verhalten auch im Gehirn widerspiegelt, haben unlängst Leipziger Wissenschaftler gezeigt: In Hirnarealen, die an der Bewertung von Belohnungsreizen und an der zentralen Steuerung des Energiehaushalts im Hypothalamus beteiligt sind, fanden die Forscher im Vergleich zu Normalgewichtigen strukturelle Veränderungen. Bei übergewichtigen Frauen waren zusätzlich jene Hirnregionen auffällig, die für die Verhaltenskontrolle wichtig sind.

    Die Rolle des Gehirns bei Adipositas und Diabetes ist Thema des Symposiums „Adipositas – Gehirn – Sucht“ auf der 5. Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Die Veranstaltung findet vom 11. bis 12. November 2011 in Berlin statt.

    Um zu verstehen, wie das Gehirn Hunger- und Sättigungsgefühle reguliert und das Essverhalten steuert, nutzen Wissenschaftler unter anderem bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT). Beim Vergleich der Hirnstrukturen fanden die Forscher des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften, des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums für Adipositaserkrankungen (IFB) und des Universitätsklinikums Leipzig nicht nur Unterschiede zwischen dicken und dünnen Menschen sondern auch zwischen den Geschlechtern. „Wir müssen das Thema Adipositas auch vor dem Hintergrund geschlechtsspezifischer Unterschiede der Hirnstrukturen betrachten“, erklärt Dr. med. Haiko Schlögl, Mitarbeiter der Klinik und Poliklinik für Endokrinologie und Nephrologie am Universitätsklinikum Leipzig. So könnten die Erkenntnisse etwa Hinweise darauf geben, warum Frauen häufiger adipös werden als Männer, und wie Verhaltenstherapien effektiv gestaltet werden könnten. Noch sei allerdings unklar, ob die veränderten Gehirnstrukturen Ursache oder Folge des ungesunden Essverhaltens sind.

    Hunger und Appetit werden im Gehirn über ein kompliziertes System vernetzter Strukturen reguliert. Eine wichtige Rolle spielen dabei Hormone, die von den Zellen des Fettgewebes und des Verdauungstraktes ausgeschüttet werden und der Schaltzentrale im Gehirn – dem Hypothalamus – melden, wie es um die Energiereserven bestellt ist. So können Hormone aus dem Magendarmtrakt kurzfristig Appetit anregen oder das Gefühl der Sättigung vermitteln. Hormone des Fettgewebes wie das Leptin vermitteln dem Hypothalamus zudem Informationen über den Füllstand der Langzeit-Energiespeicher.

    Ob ein Mensch zur Sahneschnitte greift oder nicht, hängt allerdings nicht allein davon ab, ob er tatsächlich Energie benötigt. „Das limbische System ordnet den Nahrungsreizen einen emotionalen Wert zu und erzeugt das subjektive Erleben von Appetit“, erklärt Schlögl. Die Belohnungseffekte, die durch das Essen erzeugt werden, könnten zu einer Art Suchtverhalten führen.

    „Um Stoffwechselerkrankungen wie Typ-2-Diabetes auch mithilfe von Verhaltensänderungen effektiv behandeln zu können, müssen wir begreifen, wie das Essverhalten gesteuert wird und Übergewicht entsteht“, erklären die Tagungspräsidenten Privatdozent Dr. med. Martin Füchtenbusch und Privatdozent Dr. med. Michael Hummel von der Forschergruppe Diabetes am Helmholtz Zentrum München im Vorfeld der DDG Herbsttagung. Ebenfalls Thema auf dem Kongress ist die Entwicklung neuer Wirkstoffe, die – wie die sogenannten GLP-1-Analoga – direkt in die zentrale Steuerung von Hunger, Sättigungsgefühl und Essverhalten eingreifen.

    Literaturhinweise:

    Front Hum Neurosci. 2011;5:58.
    Obesity-Related Differences between Women and Men in Brain Structure and Goal-Directed Behavior. Horstmann A, Busse FP, Mathar D, Müller K, Lepsien J, Schlögl H, Kabisch S, Kratzsch J, Neumann J, Stumvoll M, Villringer A, Pleger B.

    Diabetes Metab Res Rev. 2011 Feb; 27(2):104–12.
    Peptide hormones regulating appetite-focus on neuroimaging studies in humans.
    Schloegl H, Percik R, Horstmann A, Villringer A, Stumvoll M.

    Terminhinweis:

    Pressekonferenz anlässlich der
    5. Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)

    Termin: Freitag, 11. November 2011, 12.30 bis 13.30 Uhr
    Ort: Internationales Congress Center (ICC Berlin), Tagungsraum 43
    Anschrift: Neue Kantstraße/Ecke Messedamm, 14057 Berlin

    Themen und Referenten:

    *Programm-Highlights der DDG Herbsttagung
    Neues aus Wissenschaft und Praxis
    Privatdozent Dr. med. Martin Füchtenbusch, Tagungspräsident
    Diabeteszentrum am Marienplatz, München, Forschergruppe Diabetes am Helmholtz Zentrum München

    * Aktiv für ein gesundes Kind:
    Neue Leitlinien empfehlen optimierte Gewichtskontrolle bei Schwangerschaftsdiabetes
    Privatdozent Dr. med. Michael Hummel, Tagungspräsident
    Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Suchtmedizin, Klinikum Schwabing, München, Forschergruppe Diabetes am Helmholtz Zentrum München

    * Fettleibigkeit und Diabetes
    Neue Strategien zur Behandlung der Adipositas
    Professor Dr. med. Andreas Hamann
    Diabetologische Schwerpunktpraxis in der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim

    * Diabetes in Deutschland nimmt weiter zu
    Die vordringlichsten Aufgaben für die Zukunft
    Professor Dr. Stephan Matthaei, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Chefarzt des Diabetes Zentrums am Christlichen Krankenhaus Quakenbrück (CKQ)

    * Immer mehr Menschen erkranken an Diabetes Typ 1
    Innovative Pfade bei Früherkennung und Therapie
    Professor Dr. med. Anette-Gabriele Ziegler
    Leiterin des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München

    Kontakt für Journalisten:

    Pressestelle DDG
    Anne-Katrin Döbler/Irina Lorenz-Meyer/Corinna Spirgat
    PF 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Telefon: 0711 8931-642
    Telefax: 0711 8931-167/-984
    lorenz-meyer@medizinkommunikation.org
    http://www.herbsttagung-ddg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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