idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
15.12.2011 10:40

Proteine im Brennpunkt

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Adaptierbare Mikrolinsen aus Proteinen durch direktes Femto-Laserschreiben

    Ob direkt vor unserer Nase oder weit weg, wenn wir ein Objekt betrachten, sehen wir es – mit gesunden Augen oder passender Brille – immer scharf. Damit das klappt, verformen Muskeln die Linse und stellen so die passende Brennweite ein. Für miniaturisierte technische Geräte wären Linsen im Mikromaßstab mit ähnlich adaptierbarem Fokus interessant. Hong-Bo Sun und ein Team von der Jilin University (China) beschreiben in der Zeitschrift Angewandte Chemie nun einen neuen Ansatz zur Herstellung adaptierbarer Mikrolinsen aus Proteingelen.

    Proteine sind als Baumaterial für Mikrobauteile interessant, weil sie gut verfügbar, kostengünstig und biokompatibel sind. Und sie können ihre Eigenschaften als Antwort auf externe Reize ändern. Ein interessantes Material für einstellbare Mikrolinsen also. Allerdings müssen Linsen extrem präzise sein, um optischen Anforderungen zu genügen – das ist mit Proteinen schwer zu bewerkstelligen. Dazu soll die Herstellung rasch, einfach und kostengünstig laufen.

    Die chinesischen Forscher haben diese Herausforderung nun gemeistert: Mit einem Laser „schreiben“ sie die gewünschte mikrometergroße Linsenform einfach in eine Lösung des Proteins Rinderserumalbumin. Methylenblau dient als Photosensibilisator, der die Lichtenergie wie eine Antenne einfängt und dann eine Vernetzungsreaktion der Proteinmoleküle auslöst. Computergesteuert fährt der Laser die gewünschte dreidimensionale Form Voxel für Voxel ab. Ein Voxel ist ein „dreidimensionales Pixel“, also ein winziges Volumenelement. Die Bestrahlung erfolgt in Form von Pulsen, die ungefähr von 10-13 Sekunden dauern (Femtosekundenpulse). Die Vernetzung läuft ausschließlich an den bestrahlten Stellen ab. Nach der Reaktion können die nicht abreagierten Proteinmoleküle einfach weggewaschen werden. Übrig bleibt ein vernetztes wasserhaltiges Proteingel in Form mikrometergroßer Linsen.

    Beim direkten Laserschreiben entstehen meist Strukturen mit viel zu rauer Oberfläche für optische Zwecke. Durch eine Optimierung von Bestrahlungsdauer, Pulsintensität und Proteinkonzentration erhielten Sun und sein Team dann aber Linsen mit ausgezeichneten optischen Eigenschaften.

    Das Besondere: In Abhängigkeit vom pH-Wert der Lösung variiert die Flüssigkeitsmenge, die das Proteingel aufnimmt. Bei einer pH-Erhöhung schwillt die Linse an. Wird die Dickenzunahme durch eine Glasoberfläche limitiert, geht die Linse vor allem in die Breite und wird flacher. Wird der pH-Wert verringert, schrumpft das Gel und die Linse ist wieder stärker gekrümmt. Da der Krümmungsradius die Brennweite einer Linse bestimmt, lässt sich auf diese Weise der Fokus verändern und die Mikrolinsen können scharfgestellt werden.

    Da die Proteinlinsen biokompatibel sind, könnten sie Anwendung in optischen Analysesystemen für die medizinische Diagnostik oder Lab-on-Chip-Technologien finden.

    Angewandte Chemie: Presseinfo 49/2011

    Autor: Hong-Bo Sun, Jilin University, Changchun (China), http://www.lasun-jlu.cn/people.php

    Angewandte Chemie, Permalink to the article: http://dx.doi.org/10.1002/ange.201105925

    Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany


    Weitere Informationen:

    http://presse.angewandte.de


    Bilder

    Vernetztes Proteingel in Form von Mikrolinsen durch Laserschreiben (c) Wiley-VCH
    Vernetztes Proteingel in Form von Mikrolinsen durch Laserschreiben (c) Wiley-VCH

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Chemie, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).