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23.08.2012 10:51

Entdeckung von Immunzellen, die vor Multipler Sklerose schützen - Hoffnung auf neue Therapien

Frau Dr. Renée Dillinger-Reiter Stabsstelle Kommunikation und Presse
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Mainzer Wissenschaftler publizieren Forschungsergebnisse in „Immunity“

    Von bestimmten Zellen des Immunsystems, den sogenannten dendritischen Zellen, dachte man bislang, dass sie zum Ausbruch und zur Entwicklung von Multipler Sklerose (MS) beitrügen. Forschungsergebnisse, die Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz in der aktuellen Ausgabe des Magazins „Immunity“ publiziert haben, legen nun das Gegenteil nahe: Die dendritischen Zellen haben eher eine Schutzfunktion. Diese Erkenntnis könnte auch Einfluss auf zukünftige Therapiekonzepte haben.

    Multiple Sklerose (MS) ist eine der häufigsten Erkrankungen des Nervensystems bei jungen Erwachsenen – alleine in Deutschland sind derzeit mehr als 120.000 Menschen betroffen. Bei der Krankheit greift das körpereigene Immunsystem Nervenzellen im Gehirn oder im Rückenmark an. Je nach Ausprägung der Krankheit haben Betroffene Probleme in der Koordination von Bewegungsabläufen, Muskelschwäche oder sie leiden unter Sehstörungen.

    Bei Autoimmunkrankheiten wie der MS kann das körpereigene Abwehrsystem – das Immunsystem – nicht mehr zwischen „eigen“ und „fremd“ unterscheiden. Als Konsequenz richtet das Immunsystem seine Abwehr gegen köpereigenes Gewebe –mit fatalen Folgen. „In unserer aktuellen Arbeit konnten wir im Mausmodell zeigen, dass dendritische Zellen diese Autoimmunreaktion mildern“, sagt Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Ari Waisman, Leiter des Instituts für Molekulare Medizin der Universitätsmedizin Mainz. „Die Injektion dendritischer Zellen könnte somit als Therapie genutzt werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Behandlungsansatz über die Krankheit MS hinaus auch auf andere Autoimmunkrankheiten, wie beispielsweise chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und Psoriasis, Anwendung finden wird.“
    Bei einer der menschlichen Multiplen Sklerose ähnlichen Erkrankung im Tiermodell, der Experimentellen Autoimmunen Enzephalomyelitis (EAE), können bestimmte Immunzellen (sogenannte T-Zellen) die Erkrankung auslösen, nachdem sie von anderen Immunzellen, den sogenannten Antigen-präsentierenden Zellen (APCs), aktiviert wurden. Dendritische Zellen sind solche APCs und damit fähig, T-Zellen zu aktivieren. Bislang war jedoch nicht bekannt, ob die dendritischen Zellen diejenigen APCs sind, die EAE auslösen können.

    In der neuen Studie wandten Prof. Waisman und sein Forscherteam genetische Methoden an, um im Mausmodell die Anzahl dendritischer Zellen zu verringern. Überraschenderweise waren die Mäuse weiterhin empfänglich für EAE und die Krankheit konnte sich sogar noch stärker entwickeln. Dies deuteten die Forscher als Hinweis darauf, dass dendritische Zellen nicht diejenigen Zellen sind, die die Entstehung von EAE triggern, und dass andere APCs diejenigen T-Zellen stimulieren, die die Krankheit auslösen. Die Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass die dendritischen Zellen die Reaktionsfreudigkeit der T-Zellen reduzieren sowie für eine geringere EAE-Anfälligkeit sorgen, indem sie die Expression von PD-1 Rezeptoren (programmed death-1-receptor) in T-Zellen steigern.
    „Die Reduktion von dendritischen Zellen kippt das von den T-Zellen vermittelte Gleichgewicht der Autoimmunität“, erläutert der Erstautor der Studie Dr. Nir Yogev und Mitarbeiter am Institut für Molekulare Medizin der Universitätsmedizin Mainz. „Unsere Forschungsergebnisse legen nah, dass die dendritischen Zellen das Immunsystem in Schach halten. Demnach könnte deren Transfer in MS-Patienten als effektiver therapeutischer Eingriff in den Krankheitsverlauf dienen.“
    Prof. Ari Waisman ist Mitglied im Krankheitsbezogenen Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS), das die Studie im Rahmen seiner Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt hat.

    Literatur:
    Yogev et al.: “Dendritic Cells Ameliorate Autoimmunity in the CNS by Controlling the Homeostasis of PD-1 Receptor+ Regulatory T Cells.”

    Weitere Informationen:
    Prof. Ari Waisman, Institut für Molekulare Medizin, Universitätsmedizin Mainz
    Telefon 06131 17-9129, Fax 06131-17-9039, E-Mail: waisman@uni-mainz.de

    Pressekontakt
    Barbara Reinke, Stabsstelle Kommunikation und Presse Universitätsmedizin Mainz,
    Telefon 06131 17-7428, Fax 06131 17-3496, E-Mail: pr@unimedizin-mainz.de

    Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige Einrichtung dieser Art in Rheinland-Pfalz. Mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen gehören zur Universitätsmedizin Mainz. Mit der Krankenversorgung untrennbar verbunden sind Forschung und Lehre. Rund 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz kontinuierlich ausgebildet. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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