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28.09.2012 10:58

Bochumer Forscher machen mögliche Vorzeichen von MS aus

Dr. Josef König Pressestelle
Ruhr-Universität Bochum

    Auffälliger Vitamin-D-Mangel in den Jahren vor der Diagnose
    Gleichzeitig stärker ausgeprägte Immunantwort gegen Epstein-Barr-Virus

    Schon zwei bis drei Jahre, bevor die Diagnose Multiple Sklerose (MS) gestellt wird, lassen sich im Blut der späteren Patienten Auffälligkeiten nachweisen. Im Vergleich mit Gesunden sinken in dieser Zeit die Vitamin-D-Werte stark ab. Dafür steigt die Stärke der Antikörper-Immunantwort gegen das Epstein-Barr-Virus, das schon lange unter Verdacht steht, an der Entstehung von MS beteiligt zu sein. Über diese Erkenntnisse berichten die Bochumer Forscher um PD Dr. Andrew Chan in der aktuellen online-Ausgabe des Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry.

    Blutproben bis zu sieben Jahre vor den ersten Symptomen

    Die Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus und niedrige Vitamin-D-Werte werden zurzeit als wichtige Risikofaktoren für die Entwicklung einer Multiplen Sklerose diskutiert. Um diesen Verdacht zu überprüfen, untersuchten Dr. Chan und seine Kollegen Blutproben von 25 MS-Patienten, die diese vor ihrer Diagnose gespendet hatten. Die Blutproben stammten aus einem Zeitraum zwischen über sieben Jahre bis zwei Monate vor dem ersten Auftreten klinischer Symptome der MS. Zum Vergleich analysierten die Forscher Blutproben gesunder Kontrollpersonen im gleichen Alter.

    Mehr als zwei Jahre vor der Diagnose niedrige Vitamin-D-Werte

    Sie konnten zeigen, dass die Vitamin-D-Werte der späteren MS-Patienten schon zwei Jahre vor der Diagnose MS geringer waren als die der gesunden Personen (47,8 Nanomol pro Liter Blut gegenüber 81,6). Nach der Diagnosestellung lagen die Werte noch einmal um fast die Hälfte niedriger als zuvor. „Schon frühere Studien haben gezeigt, dass niedrige Vitamin-D-Werte besonders im jungen Lebensalter das Risiko für die Entstehung der MS erhöhen. Wir sehen ein Absinken insbesondere innerhalb der zwei Jahre vor dem Auftreten der klinischen Symptome“, erklärt Dr. Chan. Warum die Vitamin-D-Werte so niedrig lagen, können die Forscher aber nicht nachvollziehen – mögliche Faktoren sind neben der Ernährung auch die Einstrahlung von Sonnenlicht auf die Haut.

    Epstein-Barr-Virus: Oft unbemerkte Infektion

    Die Immunantwort gegen das Epstein-Barr-Virus hingegen fiel bei den späteren MS-Patienten schon drei Jahre vor der Diagnose deutlich stärker aus als bei Gesunden. Das Epstein-Barr-Virus (EBV) gehört zur Familie der Herpesviren. Die Infektion erfolgt meistens im Kindesalter und ruft zunächst keine Symptome hervor. Im Alter von 40 Jahren sind bei 98% Prozent aller Menschen Antikörper nachweisbar. Das Virus bleibt lebenslang im Körper. Erst in der Jugend oder im Erwachsenenalter tritt bei 30 bis 60% der Infizierten Menschen das Pfeiffersche Drüsenfieber auf, das durch EBV ausgelöst werden kann. „Einen direkten Zusammenhang zwischen den beiden Faktoren Vitamin D und Immunantwort auf EBV konnten wir bisher nicht nachweisen“, sagt Dr. Chan. „Wir können ihn aber auch nicht ausschließen. Denn Vitamin D ist vermutlich ein wichtiger Einflussfaktor auf das Immunsystem.“ Die Wissenschaftler betonen, dass diese Ergebnisse in größeren Studien detailliert überprüft werden müssen: „Diese Daten führen zunächst zu Hypothesen und sind von Bedeutung zum Beispiel für weitere klinische Studien mit Vitamin D. Zu einer ‚Früherkennung‘ der MS oder einer Bezifferung des Risikos kann man sie nicht heranziehen."

    Titelaufnahme

    Bernhard F Décard et al.: Low vitamin D andelevated immunoreactivity against Epstein-Barr virus before first clinical manifestation of multiple sclerosis. In: Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry. Doi:10.1136/jnnp-2012-303068

    Weitere Informationen

    Privatdozent Dr. Andrew Chan, Neurologische Klinik der Ruhr-Universität Bochum im St. Josef-Hospital, Gudrunstraße 56, 44791 Bochum, Tel.: 0234/509-2411, Fax: 0234/509-2414, Andrew.Chan@rub.de

    Redaktion: Meike Drießen


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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