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12.10.2012 15:30

Neue ESC-Leitlinien: Update zu Risiko und Vorbeugung

Christiane Limberg Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.

    Vom 11. – 13. Oktober 2012 findet in Hamburg die Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) statt

    Mit dem aktuellen Update ihrer Leitlinien zur kardiovaskulären Prävention hat die Europäische Kardiologengesellschaft (ESC) einen radikalen Schnitt vollzogen. Eine Reihe von Neuerungen wird auch die tägliche Praxis im Umgang mit Risiko-Patienten verändern. „Bislang wurde zwischen Primär- und Sekundärprävention unterschieden. Erstere richtete sich an Personen mit Risikofaktoren, die zweite an Patienten, die bereits eine manifeste kardiovaskuläre Erkrankung entwickelt hatten. Diese Unterscheidung gehört nun der Vergangenheit an“, sagt Prof. Dr. Rainer Hambrecht (Herzzentrum Bremen). In Zukunft sollen sich vorbeugende Strategien nach dem individuellen Risiko richten. Menschen mit einem hohen Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, sollen so behandelt werden, wie jene, die bereits einen Infarkt überlebt haben.

    Vorbeugende Strategien richten sich hauptsächlich nach dem individuellen Risiko

    Prof. Hambrecht: „Die neuen Richtlinien sehen vor, dass die Patienten nach dem Risiko, in den nächsten zehn Jahren einen tödlichen Herzinfarkt zu erleiden, in vier Kategorien eingeteilt werden: niedriges, moderates, hohes und sehr hohes Risiko, in den nächsten zehn Jahren an einem Herzinfarkt zu versterben.“ Niedriges Risiko (unter 1 %) haben Menschen ohne Risikofaktoren, die sie einem moderaten Risiko aussetzen würden. Moderates Risiko (1-5 %) haben zum Beispiel viele Menschen mittleren Alters. Hohes Risiko (5-10 %) haben Menschen mit deutlich erhöhten einzelnen Risikofaktoren (starker Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung/Dyslipidämie), mit Diabetes ohne Risikofaktoren oder Endorganschäden und moderater chronischer Nierenkrankheit. Sehr hohes Risiko (mehr als 10 %) haben Menschen mit diagnostizierten kardiovaskulären Krankheiten, Diabetes mit einem oder mehr Risikofaktoren oder Endorganschädigungen und schwerer chronischer Nierenerkrankung.

    Hohe Bedeutung der Nierenfunktion

    Eine weitere Neuerung liegt in der Bedeutung, die der Nierenfunktion beigemessen wird. Laut den neuen ESC-Leitlinien rücken Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion automatisch und unabhängig von den übrigen Risikofaktoren in die Gruppe „Hohes Risiko“ oder „Sehr Hohes Risiko“ auf. Da die Nierenerkrankung ihrerseits meist die Folge von Bluthochdruck und/oder Zuckerkrankheit ist, steigt für viele Betroffene das individuelle Risiko noch weiter an. Diabetiker ohne zusätzliche Risikofaktoren befinden sich automatisch in der Hochrisikogruppe. Kommt zum Diabetes ein weiterer Risikofaktor hinzu, wird bereits von sehr hohem Risiko ausgegangen.

    Prof. Hambrecht: „Die Ärzteschaft ist nun aufgefordert, bei Männern ab dem 40. und bei Frauen ab dem 50. Lebensjahr nach diesen Risikofaktoren zu fahnden. Dies ist nicht in erster Linie die Aufgabe der Kardiologen, sondern primär der Hausärzte, die ja näher an der – mehr oder weniger – gesunden Bevölkerung sind. Erst wenn es auffällige Befunde zu hinterfragen gibt oder wenn präventive Maßnahmen nicht greifen, sollte ein Facharzt hinzugezogen werden.“

    Altersangepasste Aussagen möglich

    Die neuen Risiko-Scores der ESC-Leitlinien erlauben auch altersangepasste Aussagen. „Das Alter ist ein ganz wesentlicher Risikofaktor“, sagt Prof. Hambrecht. „Das führt aber nun dazu, dass zum Beispiel ein junger übergewichtiger Raucher ein eher geringes absolutes Risiko aufweist. Anhand der Charts kann man diesen Menschen aber nun zeigen, um wie viel höher ihr Risiko im Vergleich zu einem schlanken Nichtraucher gleichen Alters ist – und wie es ihnen wahrscheinlich in ein paar Jahren gehen wird, wenn sie ihren Lebensstil nicht verändern. Wir können also auch jüngeren Patienten sehr genau demonstrieren, was es bringt, mit dem Rauchen aufzuhören. So hat ein 40-jähriger Raucher mit erhöhten Blutfetten das gleiche Risiko wie ein 60-jähriger ohne zusätzliche Risikofaktoren.“

    Zur Umsetzung der kardiovaskulären Prävention empfehlen die Leitlinien neben – je nach individueller Situation – entsprechenden Medikamenten „multimodale Lebensstilintervention“: Aktives und passives Rauchen muss vermieden werden, Ratschläge für eine gesunde Ernährung sind wichtiger Bestandteil der kardiovaskulären Prävention, übergewichtigen und adipösen Personen wird dringend eine Gewichtsreduktion empfohlen, und gesunde Personen sollten Alters-unabhängig 2,5 bis fünf Stunden pro Woche bei moderater Intensität (optimal 30 Minuten oder mehr/Tag) körperlich aktiv sein.

    Kontakt:
    Pressestelle der DGK
    Achenbachstraße 43
    40237 Düsseldorf
    Tel.: 0211 / 600692 - 51
    Fax: 0211 / 600692 - 10
    Prof. Dr. Eckart Fleck (Pressesprecher, Berlin)
    E-Mail: fleck@dhzb.de
    Christiane Limberg (Pressereferentin, Düsseldorf)
    E-Mail: limberg@dgk.org

    Während des Kongresses:
    Kongress-Pressebüro: Tel.: 040 / 3569-5300
    B & K Medien- und Kommunikationsberatung: 040 / 3569-5301

    Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 8000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.


    Weitere Informationen:

    http://www.dgk.org


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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