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07.11.2012 10:25

Verhaltenstherapeutische Universitätsambulanz an der Saar-Uni hat neue Behandlungsräume

Gerhild Sieber Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Wer eine psychotherapeutische Behandlung sucht, wendet sich im Allgemeinen an niedergelassene Psychotherapeuten oder an Spezialisten in saarländischen Kliniken. Kaum jemand weiß, dass es auch an der Universität des Saarlandes eine Verhaltenstherapeutische Universitätsambulanz gibt, die allen Patienten mit psychischen Störungen offen steht. Die medizinische Einrichtung, die kürzlich neue Behandlungsräume eingerichtet hat, ist in der Abteilung „Klinische Psychologie und Psychotherapie“ der Fachrichtung Psychologie angesiedelt und wird von Tanja Michael geleitet.

    Die Professorin und Psychotherapeutin wurde gerade zum zweiten Mal in Folge vom Nachrichtenmagazin Focus in die Liste von Deutschlands Topmedizinern aufgenommen.

    „Als Universitätsambulanz sind wir für eine praxisnahe Lehre an der Uni zuständig und betreiben gleichzeitig Forschung“, erläutert Tanja Michael. Um das zu gewährleisten, führen sie und ihre Mitarbeiter ambulante psychotherapeutische Behandlungen durch, deren Kosten in der Regel von den Krankenkassen übernommen werden. „Wir behandeln die häufigsten seelischen Störungen wie Depression, Angsterkrankungen, Schlafstörungen oder Essstörungen“, erklärt die Psychologische Psychotherapeutin, die in der Liste des Focus als eine von 40 ausgewiesenen Experten für Angststörungen aufgeführt wird. Die Psychotherapie-Ambulanz an der Saar-Uni ist durch die Kassenärztliche Vereinigung Saarland zur Behandlung gesetzlich Krankenversicherter ermächtigt, mit einer Aufnahmekapazität von 150 Patienten pro Jahr. Erst kürzlich wurden neue Behandlungsräume auf dem Saarbrücker Campus in Betrieb genommen. Zwischen sechs und acht approbierte Psychologische Psychotherapeutinnen arbeiten derzeit in der Ambulanz .

    Bei ihren Forschungen sind Tanja Michael und ihr Team auf Angststörungen spezialisiert. „Einer Angststörung geht in der Regel ein schlimmes Erlebnis voraus“, sagt die Professorin und nennt als Beispiel die Hundephobie: „Womöglich wurde man selber gebissen oder hat miterlebt, wie ein Kampfhund beispielsweise ein Kind angegriffen hat.“ Zu den Angststörungen gehört auch die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), ein Forschungsschwerpunkt innerhalb der Abteilung. „Ein Trauma ist ein Ereignis, das entweder lebensbedrohlich war oder die körperliche Unversehrtheit bedroht hat, und in dem gleichzeitig Angst und Hilflosigkeit erlebt wurden“, erklärt Tanja Michael. Für ihre Forschungen in diesem Bereich hat sie bereits mehrere internationale Preise erhalten. Bei der posttraumatischen Belastungsstörung treten Flashbacks an das Trauma auf – so erlebe der durchschnittliche Trauma-Patient das fürchterliche Ereignis jeden Tag drei Mal. Um ihre Forschungen weiter voranzutreiben, verfolgen die Therapeuten und Wissenschaftler an der Saar-Uni unterschiedliche Ansätze: „In der Psychotherapieforschung untersuchen wir, welche Psychotherapie-Verfahren besonders wirksam sind und wie sich die Behandlungen verbessern lassen.“

    Ein zweiter Ansatz ist die Grundlagenforschung mithilfe von Laborexperimenten. Durch Gedächtnisexperimente an Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung konnten die Wissenschaftler unter anderem herausfinden, wodurch Flashbacks an das Trauma ausgelöst werden. „Die Auslöser aufzuspüren ist sehr hilfreich, da die Patienten die Unkontrollierbarkeit der Wiedererlebenssymptomatik als ganz schlimm empfinden.“ Darüber hinaus arbeiten die Saarbrücker Wissenschaftler damit, die Angst-Symptome im Alltag zu messen. „Das funktioniert mit einer Pulsbanduhr, die den Herzschlag festhält, und mit Eintragungen in ein elektronisches Tagebuch“, erläutert Michael. Dabei machen die Patienten alle drei Stunden einen Eintrag in einen Fragebogen, der auf dem Smartphone aufgezeichnet wird; auch Flashbacks tragen sie dort ein. „Wir stellen fest, dass es Tageszeiten gibt, in denen Flashbacks besonders leicht eintreten, und können darüber hinaus Situationen identifizieren, die einen Flashback auslösen.“ Anschließend überprüfen die Wissenschaftler, ob die Ergebnisse für das Verständnis der Störung wichtig und behandlungsrelevant sind – dann fließen sie direkt in die ambulante Psychotherapie ein.

    Weitere Infos unter: http://www.uni-saarland.de/hochschulambulanz

    Presse-Kontakt:
    Prof. Dr. Tanja Michael
    Tel. 0681 302-71001
    E-Mail: t.michael@mx.uni-saarland.de

    Patientenanmeldung:
    Tel. 0681 302-71000


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Medizin, Psychologie
    regional
    Organisatorisches, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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