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29.11.2012 09:03

Die Justinianische Pest war wahrscheinlich eine Beulenpest-Epidemie

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Das konnte ein Team um Johannes Krause von der Universität Tübingen durch einen Vergleich von mittelalterlichen mit modernen Pesterregern rekonstruieren.

    Ein Team unter der Leitung von Forschern der Universität Tübingen hat einen Vergleich von mehr als 300 zeitgenössischen Pesterregerstämmen mit mittelalterlicher bakterieller DNA, die von Opfern des Schwarzen Todes in den Jahren 1347 bis 1351 isoliert wurde, vorgenommen. Dabei fanden die Wissenschaftler um den Paläogenetiker Johannes Krause Hinweise auf einen Beulenpest-Ausbruch in der Spätantike während des 8. bis 10. Jahrhunderts n. Chr. Die Analysen deuten darauf hin, dass die Justinianische Pest, eine Pandemie, die den Zusammenbruch des Oströmischen Reiches einläutete, vom gleichen Bakterium verursacht wurde, das auch mit dem Schwarzen Tod in Verbindung gebracht wird. Die Studie wird heute im Fachblatt PLOS ONE online publiziert.

    Der Tübinger Forschergruppe war es im letzten Jahr erstmals gelungen, das Genom von mittelalterlichen Yersinia pestis-Bakterien zu entschlüsseln, die aus Skeletten aus einem Londoner Pest- Friedhof isoliert werden konnten. In einer neuen Studie verglich das Team um Professor Jo-hannes Krause das Erbgut der historischen Bakterien mit der Erbinformation aus 300 heutigen Y. pestis Stämmen, die aus Nagetieren isoliert wurden. Die Forscher verfolgen dabei das Ziel, die Beziehung zwischen alten und modernen Pestbakterien zu rekonstruieren. Aufgrund des bekannten Alters der mittelalterlichen Überreste, gelang es ihnen zudem die Ausbreitungswellen dieses Erregers, die wahrscheinlich mit großen Epidemien in der menschlichen Bevölkerung verknüpft sind, zu datieren.

    Der Vergleich von alten und modernen Genomen ergab, dass von den 311 analysierten Y. pestis-Stämmen, 275 auf die mittelalterliche Pest-Pandemie, den Schwarzen Tod in der Mitte des 14. Jahrhunderts, zurückzuführen sind. In dem neuen, größeren Datensatz identifizierten die Forscher jedoch einen zusätzlichen Ast von 11 zeitgenössischen Bakterienstämmen, die im rekonstruierten Y.pestis-Stammbaum zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert abzweigen. Historischen Quellen zufolge kam es in diesem Zeitraum zur Justinianischen Pest.

    Historiker haben lange vermutet, dass die Justinianische Pest eine Beulenpest- Epidemie war, wofür aber bislang nur wenige empirische Belege existierten. Das Ergebnis kam für das Tübinger For-scherteam eher unerwartet, da ihre im Jahr 2011 veröffentlichte Analyse keine Hinweise auf größe-re Ausbrüche der Beulenpest vor dem mittelalterlichen Schwarzen Tod ergab. "Unsere neue Analyse deutet jetzt darauf hin, dass es in der späten Antike zu einem Beulenpest-Ausbruch kam", erklärt Krause, Juniorprofessor an der Universität Tübingen. “Es ist wahrscheinlich, dass es sich dabei um die Justinianische Pest handelt“.

    Die Forschung wurde vom Canada Excellence Research Chairs (CERC) und der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen gefördert.

    Publikation:
    http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0049803

    Kontakt:

    Prof. Dr. Johannes Krause
    Universität Tübingen
    Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
    Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie
    Rümelinstr. 23 • 72070 Tübingen
    Telefon: +49 7071 29-74089
    Johannes.krause[at]uni-tuebingen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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