idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
06.12.2010 10:03

Wer pflegt uns in Zukunft? Fachkräftemangel beim Pflegepersonal bereits jetzt absehbar

Andreas Pieper Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

    Der demografische Wandel wird zu einem Fachkräftemangel in den Pflegeberufen führen: Im Jahr 2025 werden rund 152.000 Beschäftigte in Pflegeberufen fehlen, um die dann zu erwartende Zahl an Krankenhauspatientinnen und -patienten und Pflegebedürftigen zu versorgen. Umgerechnet auf die volle tarifliche Arbeitszeit entspricht dies etwa 112.000 Pflegevollkräften in Krankenhäusern, ambulanten und (teil-)stationären Pflegeeinrichtungen. Dies zeigen Modellrechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Statistischen Bundesamtes (Destatis).

    Den Modellrechnungen zufolge stehen im Jahr 2025 einem Bedarf an 940.000 Pflegevollkräften lediglich rund 828.000 Pflegevollkräfte auf der Angebotsseite gegenüber.

    Berechnungen des BIBB auf Grundlage des Mikrozensus zeigen, dass im Jahr 2005 rund drei Viertel (74,8 %) der ausgebildeten Pflegekräfte in ihrem erlernten Beruf arbeiteten. Hierzu zählen Gesundheits- und Krankenpfleger/-innen einschließlich Hebammen und Entbindungspfleger, Gesundheits- und Krankenpflegehelfer/-innen sowie Altenpfleger/-innen einschließlich Altenpflegehelfer/-innen. Diese stellten aber nur 56,4 % aller Beschäftigten in Pflegeberufen dar.

    Werden ausschließlich ausgebildete Pflegekräfte berücksichtigt, so fehlten bereits im Jahr 2005 rund 39.000 Pflegevollkräfte. Dieser Mangel würde sich bis zum Jahr 2025 auf rund 193.000 erhöhen bei einem Angebot von 747.000 ausgebildeten Pflegevollkräften. Bislang konnte der Bedarf an Pflegepersonal allerdings noch über un- beziehungsweise angelernte Pflegekräfte kompensiert werden. Doch selbst der bislang hohe Zugewinn von 43,6 % an fachfremdem Pflegepersonal wird spätestens ab dem Jahr 2018 nicht mehr ausreichen, um den steigenden Bedarf zu decken.

    Die Studien von Destatis auf Grundlage des Mikrozensus verdeutlichen, dass dem steigenden Pflegepersonalbedarf begegnet werden könnte, wenn in Westdeutschland dieselbe Beschäftigungsstruktur wie in Ostdeutschland erreicht würde – mit mehr Voll- statt Teilzeitbeschäftigten. Hierdurch würde die Zahl der Pflegevollkräfte um 9,5 % steigen, wodurch sich der Engpass im Jahr 2025 auf 34.000 Vollkräfte verringern würde. Ausschlaggebend hierfür wäre jedoch ein Trend zu mehr Arbeitsstunden beziehungsweise Vollzeitbeschäftigungsverhältnissen in den Pflegeberufen. Dieser Trend lässt sich jedoch seit Beginn des Jahrtausends nicht erkennen. Vielmehr stellt eine Teilzeitbeschäftigung, vor allem bei Frauen in Westdeutschland, eine bewusste Entscheidung dar. So geben 69 % des weiblichen Pflegepersonals im Jahr 2005 im früheren Bundesgebiet laut Mikrozensus persönliche oder familiäre Verpflichtungen als Hauptgrund für ihre Teilzeitbeschäftigung an.

    Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Pflegeberufen scheint demnach einer der Schlüssel zu sein, um das Angebot an Pflegevollkräften in Zukunft zu erhöhen. Die Analysen ergeben zudem, dass eine Aufstockung der Anzahl der Beschäftigten in Pflegeberufen über geringfügige Beschäftigungsverhältnisse dem Mangel an ausgebildeten Pflegekräften nicht begegnet. Denn ausgebildete Pflegekräfte in Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen arbeiten zu 77,4 % beziehungsweise 76,6 % in ihrem erlernten Beruf. Hingegen sind ausgebildete Pflegekräfte in geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen nur zu 47,9 % in Pflegeberufen tätig.

    Bei den Modellrechnungen wurde der Bedarf an Pflegevollkräften aus der Gesundheitspersonalrechnung und der Vorausberechnung der Zahl der Krankenhausfälle und Pflegebedürftigen von Destatis ermittelt. Die Entwicklung des Angebots wurde über das BIBB-DEMOS-Modell geschätzt, indem die Pflegevollkräfte aus der Projektion der Beschäftigten in den Gesundheitsberufen ohne Approbation abgeleitet wurden. Das BIBB-DEMOS-Modell ist Teil des QUBE-Projekts „Beruf und Qualifikation in der Zukunft“, welches das BIBB gemeinsam mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) durchführt.

    Weitere Informationen können Sie der Veröffentlichung „Projektionen des Personalbedarfs und -angebots in Pflegeberufen bis 2025“ in „Wirtschaft und Statistik 11/2010“ (über http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/) entnehmen.

    Weitere Einzelheiten über die Projektionen von BIBB und IAB über die „Qualifikations- und Arbeitskräfteentwicklung bis zum Jahr 2025“ stehen im Internetangebot des BIBB unter http://www.qube-projekt.de in der Rubrik „FAQ-Fachkräftemangel“ zur Verfügung.

    Weitere Auskünfte erteilen:

    Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
    Tobias Maier
    Tel.: 0228 / 107-2043
    tobias.maier@bibb.de

    Statistisches Bundesamt (Destatis)
    Anja Afentakis
    Tel.: 0611 / 75-8128
    anja.afentakis@destatis.de

    Bei Abdruck Belegexemplar erbeten.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).