idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
27.02.2015 11:11

Südströmung brachte eiszeitlichen Niederschlag

Mag. Uwe Steger Büro für Öffentlichkeitarbeit und Kulturservice
Universität Innsbruck

    Die Niederschläge, die zur Vereisung der Alpen im letzten glazialen Maximum geführt haben, strömten von Süden über die Alpen. Marc Luetscher, Paläoklimatologe an der Uni Innsbruck und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, konnte diese Südverschiebung erstmals durch die Analyse von Tropfsteinen aus den Schweizer Westalpen belegen und präsentiert seine Ergebnisse in der Fachzeitschrift Nature Communications.

    Traditionell arbeiten Paläoklimatologen mit verschiedenen Archiven wie bespielsweise Baumringen, Seesedimenten oder Eiskernen, um das Klima vergangener Zeiten zu rekonstruieren. „Für den Zeitraum der letzten Eiszeit, die vor rund 25 000 Jahren stattgefunden hat, wurden die meisten Archive allerdings durch die Erosion der Gletscher zerstört“, erläutert Marc Luetscher. Aus diesem Grund greifen Geologen aus der Arbeitsgruppe um Univ.-Prof. Dr. Christoph Spötl am Institut für Geologie der Uni Innsbruck, der auch Marc Luetscher angehört, auf Tropfsteine in Höhlen zurück, um das Klima zu rekonstruieren. „Tropfsteine, die sich in Höhlen über lange Zeit bilden, und dort vor Erosion gut geschützt sind, enthalten klimatische Signale, die man mithilfe geochemischer Untersuchungen entschlüsseln kann“, erläutert Marc Luetscher. Aus dem Verhältnis zwischen dem leichteren und dem schweren Isotop des Sauerstoffs lassen sich zum Beispiel Rückschlüsse auf die klimatischen Bedingungen, wie z.B. Temperaturschwankungen, ziehen. Für die Altersdatierung werden in Zusammenarbeit mit einem Labor in Minnesota die Verhältnisse der Uran- und Thorium-Isotope analysiert. „Diese Messungen ermöglichen uns beispielsweise eine 25 000 Jahre alte Probe auf etwa 100 Jahre genau zu datieren“, erklärt Luetscher die Methode.

    Tropfsteine als Klimaarchiv

    Für seine Untersuchungen wählte der Geologe Tropfsteine aus einer Höhle im westschweizerischen Sieben Hengste Massiv. „Diese Tropfsteine entstanden zwischen circa 30 000 und 15 000 Jahren vor heute und decken damit den gesamten Zeitraum der letzten Eiszeit in den Alpen ab.“ Mithilfe dieser Analysen konnte das internationale Team um Marc Luetscher belegen, dass die Luftströmung im letzten Hochglazial hauptsächlich von Süden kam, das heißt, dass die Niederschläge vor allem auf der Südseite des Alpenhauptkamms stattgefunden und dort auch entsprechend zum Wachstum der Gletscher geführt haben. „Vor rund 25 000 Jahren herrschte also eine andere Luftströmung als heute, wo die Niederschläge am Alpennordrand hauptsächlich von Westen kommen“, so Luetscher. Daneben ermöglichen die Analysen eine genaue Datierung des Zeitintervalls, in dem die Vereisung stattgefunden hat. „Unsere Daten sprechen dafür, dass der Höhepunkt der letzten Eiszeit in den Alpen circa 3000 Jahre früher stattfand als bisher angenommen“, erläutert der Geologe. „Nun muss geklärt werden, ob es sich hier um ein regionales Phänomen handelt und welche Klimaantriebe dazu geführt haben.“

    Publikation: North Atlantic storm track changes during the Last Glacial Maximum recorded by Alpine speleothems, Marc Luescher, R. Boch, H. Sodemann, C. Spötl, H. Cheng, R.L.Edwards, S.Frisia, F.Hof & W.Müller. Nature Communications 2015
    DOI: 10.1038/ncomms7344

    Kontakt
    Dr. Marc Luetscher
    Institut für Geologie
    Universität Innsbruck
    Telefon: +43 512 507 54342
    E-Mail: Marc.luetscher@uibk.ac.at

    Mag. Susanne Röck
    Büro für Öffentlichkeitsarbeit
    Universität Innsbruck
    Telefon: +43 512 507 32025
    E-Mail: susanne.e.roeck@uibk.ac.at


    Weitere Informationen:

    http://dx.doi.org/10.1038/ncomms7344 Originalpublikation Nature Communications


    Bilder

    Das Forschungsteam bespricht den Einfluss der niedrigen Temperaturen auf die Bildung von Höhlensinter während des Hochglazials (Sieben Hengste, Schweiz).
    Das Forschungsteam bespricht den Einfluss der niedrigen Temperaturen auf die Bildung von Höhlensinte ...
    R. Shone
    None

    Geochemische Analysen entlang eines Stalagmiten aus dem Sieben Hengste Höhlensystem (Schweiz) erlauben eine detaillierte Rekonstruktion der Klimaschwankungen während der Letzten Eiszeit.
    Geochemische Analysen entlang eines Stalagmiten aus dem Sieben Hengste Höhlensystem (Schweiz) erlaub ...
    Marc Luetscher
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geowissenschaften, Meer / Klima
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Das Forschungsteam bespricht den Einfluss der niedrigen Temperaturen auf die Bildung von Höhlensinter während des Hochglazials (Sieben Hengste, Schweiz).


    Zum Download

    x

    Geochemische Analysen entlang eines Stalagmiten aus dem Sieben Hengste Höhlensystem (Schweiz) erlauben eine detaillierte Rekonstruktion der Klimaschwankungen während der Letzten Eiszeit.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).