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04.03.2015 10:38

Wundermaterial Graphen goes Textile

Andrea Höra Marketing & Communication
Hohenstein Institute

    Oberflächenbeschichtung setzt neue Maßstäbe bei Persönlicher Schutzausrüstung
    (PSA)

    BÖNNIGHEIM (sre) Was hat ein Graphit-, oder Bleistift mit einer spektakulären
    Entdeckung in der Welt der Materialforschung gemeinsam? „Graphen“ -Graphen ist
    eine einzelne Kohlenstoffschicht von der Dicke eines Atoms und der Form einer aus
    einzelnen Sechsecken bestehenden Honigwabe (siehe Infokasten 1). Diese wenige
    Nanometer dünne Schicht ist nur unter einem Rastertunnelmikroskop zu erkennen und
    beinhaltet die Technologie von morgen. Der Werkstoff ist multifunktional: superdünn
    und daher transparent, extrem strom- und wärmeleitfähig, zugfester als Stahl und
    dennoch flexibel und abriebbeständig und undurchlässig gegenüber Gasen.
    Durch diese vielversprechenden Eigenschaften von Graphen sind in der Industrie
    viele Verwendungsmöglichkeiten denkbar. Während die Forschung hauptsächlich
    im Bereich Leitfähigkeit vorangetrieben wurde, fand die Anwendung von Graphen
    im textilen Sektor bisher wenig Beachtung. Hier setzt ein Forschungsvorhaben von
    Wissenschaftlern des Hohenstein Instituts für Textilinnovation gGmbH aus Bönnigheim
    in Kooperation mit den Firmen IoLiTec Ionic Liquids Technologies GmbH aus Heilbronn
    und FUCHSHUBER TECHN O-TEX-GmbH aus Lichtenstein, sowie den belgischen
    Projektpartnern Centexbel und Soieries Elite an. Das Team um Projektleiter Dr.
    Roshan Paul, bearbeitet im Rahmen des EU - Forschungsprogramms „M-era.Net“
    das deutsche Teilprojekt mit dem Titel „GRAFAT – Oberflächenmodifizierung von
    Textilien für Hitzeschutzkleidung mittels Graphen“ (Förderkennzeichen 03X0157A).
    „In den nächsten drei Jahren erforscht das Konsortium inwieweit die Oberfläche
    von Textilien mittels Graphenmodifikationen, verändert werden kann (siehe
    Infokasten 2), insbesondere im Hinblick auf die spätere Verwendung im Bereich der
    Hitzeschutzkleidung. Graphen weist eine Fülle von positiven Eigenschaften auf, die
    diesen Bereich revolutionieren würden. Mit dieser Forschung sind wir weltweit Vorreiter
    für Anwendungen von Graphenmodifikationen auf Textiloberflächen“, kommentiert Dr.
    Paul. Die Überführung der verschiedenen Graphenmodifikationen in stabile wässrige
    Dispersionen wird von der Firma Iolitec übernommen.
    Zielsetzung des Hohensteiner Forschungsteams ist die Entwicklung stabiler
    Applikationstechniken für wässrige Graphen-Dispersionen um diese dauerhaft
    auf verschiedene Textiloberflächen aufzubringen. Dabei werden diverse
    Graphenmodifikationen (z.B. Graphenoxid, „multi-layer Graphen“) berücksichtigt,
    da diese unterschiedliche Eigenschaften mit sich bringen. Die neu entwickelten
    Oberflächenmodifikationen der unterschiedlichen Textilien werden anschließend
    hinsichtlich ihrer Eignung für Hitzeschutzausrüstung charakterisiert. Im Rahmen der
    Forschungsarbeiten fällt der Firma FUCHSHUBER TECHNO TEX die Aufgabe zu die
    entwickelte Applikationsrezeptur in einen großtechnischen Maßstab zu überführen und
    eine Verarbeitbarkeit der ausgerüsteten Textilien sicherzustellen. Ziel ist die Erstellung
    eines Demonstrators.
    Durch die Oberflächenveränderung mit Graphen können sich die Eigenschaften des
    Textils hinsichtlich dessen Flammfestigkeit erheblich verbessern. Graphen kann als
    eine physikalische Barriere wirken, die das Durchdringen von Wärme und Gasen
    wirkungsvoll unterbindet. Gleichzeitig kann Graphen potentiell eine thermische
    Zersetzung des Textils vermeiden. Ein weiterer Vorzug von Graphen, liegt in der im
    Vergleich zu Stahl circa 200-fach höheren Bruch- und Abriebfestigkeit. Auch diese
    Fähigkeiten machen Graphen für Anwendungen im Bereich Schutzausrüstung hoch
    interessant.
    Normalerweise ist für die Funktionalisierung von Textilien im Bereich der PSA
    ein mehrstufiges Verfahren notwendig. Durch das Aufbringen von Graphen in
    einem einstufigen Prozess kann sich diese erübrigen. Damit wäre ein dünnerer und
    somit leichterer Aufbau für die PSA möglich. Das geht einher mit einer besseren
    Beweglichkeit für den Träger.
    „Die mit Graphen oberflächenmodifizierten Textilien können bei erfolgreichem
    Funktionsnachweis Anwendung im Bereich der PSA, vor allem bei der
    Hitzeschutzkleidung finden“, so Dr. Paul. Hierdurch entsteht für die Anwendung von
    Graphen ein neues Marktsegment, welches die Wirtschaftlichkeit von innovativen
    Unternehmen und der Industrie weiter stärkt.

    Infokasten 1:
    Als Graphen wird eine einatomige Lage reinen Kohlenstoffs bezeichnet. Es wird
    zwischen einlagigem, mehrlagigem Graphen und Graphen mit mehr als 10 Lagen,
    dem sogenannten Graphit (Bleistiftmine) unterschieden. Durch die unterschiedliche
    Anzahl an Lagen ergeben sich trotz gleichen strukturellen Aufbaus unterschiedliche
    Eigenschaften.
    Eine Graphen-Lage ist etwa 0,3 Nanometer dick, das entspricht einem
    Hunderttausendstel der Dicke eines menschlichen Kopfhaares. Jedes Kohlenstoff-
    Atom steht in einer solchen Schicht mit drei weiteren Kohlenstoff-Atomen in
    Verbindung, so dass eine bienenwabenartige, zweidimensionale Schichtstruktur
    entsteht.

    Infokasten 2:
    Graphen kann mit Sauerstoff in sogenannte Graphenoxide umgewandelt werden,
    die unterschiedliche Mengen an gebundenem Sauerstoff enthalten können. Über
    die Verknüpfung beziehungsweise Funktionalisierung mit anderen Molekülen oder
    Atomen lassen sich verschiedene chemische Eigenschaften des Materials erzeugen.
    Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und
    Forschung (BMBF) und dem Forschungszentrum Jülich GmbH
    (PTJ) mit den Förderkennzeichen 03X0157A und aufgrund eines
    Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.


    Weitere Informationen:

    http://www.hohenstein.de/de/inline/pressrelease_91136.xhtml?excludeId=91136


    Bilder

    Graphen, mit bis zu 10 Lagen, ist ein teurer „Allrounder“. Es liegt nicht als Bodenschatz unter der Erde, sondern muss hergestellt werden.
    Graphen, mit bis zu 10 Lagen, ist ein teurer „Allrounder“. Es liegt nicht als Bodenschatz unter der ...
    © Wikimedia.org /wikipedia
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    Graphen besitzt hervorragende Eigenschaften als feuerfestes Material: es agiert als eine physikalische Barriere, welche die Diffusion von Wärme, Gasen und thermischen Zersetzungsprodukten verhind
    Graphen besitzt hervorragende Eigenschaften als feuerfestes Material: es agiert als eine physikalisc ...
    ©Hohenstein Institute
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    Anhang
    attachment icon Graphen Projekt

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Biologie, Chemie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

    Graphen, mit bis zu 10 Lagen, ist ein teurer „Allrounder“. Es liegt nicht als Bodenschatz unter der Erde, sondern muss hergestellt werden.


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    Graphen besitzt hervorragende Eigenschaften als feuerfestes Material: es agiert als eine physikalische Barriere, welche die Diffusion von Wärme, Gasen und thermischen Zersetzungsprodukten verhind


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