idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
01.04.2015 15:42

Neuer Großwaran aus dem Grenzgebiet zwischen dem Irak und dem Iran entdeckt

Sabine Heine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stiftung Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig, Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere

    Wissenschaftler des Zoologischen Forschungsmuseums Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere (ZFMK) in Bonn beschrieben jetzt im Russian Journal of Herpetology einen neuen Großwaran. Grundlage waren Individuen, die seit 1914 im Magazin des Zoologischen Museums in St. Petersburg lagerten.

    Die Entdeckung neuer, der Wissenschaft bislang unbekannter Tierarten ist für den zoologischen Taxonomen praktisch an der Tagesordnung. Allerdings betrifft dies in den allermeisten Fällen kleine, unscheinbare Gliederfüßer wie Spinnen, Tausendfüßer oder Insekten. Wenn es aber um großwüchsige Wirbeltiere geht, ist die Entdeckung neuer Arten sehr viel seltener. Die herpetologische Arbeitsgruppe am Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig (ZFMK) um den seit Ende 2010 pensionierten Prof. em. Dr. Wolfgang Böhme, früherer stellvertretender Direktor am ZFMK, hat besonders aus der Familie der Warane, dieser bis über 2 m lang werdenden Raubechsen, seit 1987 nicht weniger als 16 neue Arten (incl. der jetzt neu entdeckten Art) entdecken und erstmalig beschreiben können, darunter den zunächst in einem Fernsehfilm als neue Art erkannten und daher berühmt gewordenen Jemenwaran.

    Die neue, spektakulär aussehende Art aus der Verwandtschaft des Wüstenwarans entdeckte Böhme in der Magazinsammlung des Zoologischen Museums in St. Petersburg (übrigens Geburtsstadt des Bonner Museumsgründers Alexander Koenig). Dort lagerten seit 1914 drei Exemplare, die der russische Herpetologe P. V. Nesterov damals an der irakisch-iranischen Grenze gesammelt und offenbar auch schon als neu erkannt hatte, zu deren Beschreibung es aber durch die unruhigen Zeitläufte zwischen Oktoberrevolution und Zweitem Weltkrieg es nicht mehr kam.


    Es stellte sich heraus, dass auch das amerikanische Nationalmuseum in Washington 1964 einen solchen Waran aus dem Südwest-Iran bekommen hatte, dessen artliche Identität aber ebenfalls nicht geklärt werden konnte. Auf Basis dieser vier Exemplare konnte das aus Böhme und zwei seiner Studenten sowie zwei russischen Kollegen aus St. Petersburg bestehende Team nun nachweisen, dass diese großen, bis 1,20 m lang werdenden Echsen tatsächlich eine neue, noch unbeschriebene Art darstellen, deren schmales Reliktareal sich entlang des Südwestrandes des Zagros-Gebirges erstreckt, östlich und westlich eingerahmt von dem riesigen Verbreitungsgebiet des einzigen bislang bekannten Wüstenwarans, der von Marokko und Mauretanien durch den afro-arabischen und mittelasiatischen Wüstengürtel bis nach Nordwest-Indien in drei Unterarten verbreitet ist.

    Fast alle Merkmale des neuen Warans sind gegenüber seinen weit verbreiteten Verwandten ursprünglicher und deuten auf eine stammesgeschichtlich ältere Reliktform hin. Dieser Umstand und das kleine reliktäre Areal unterstreichen die ganz besondere Schutzbedürftigkeit dieser Neuentdeckung – alle Warane stehen ja unter Artenschutz! - in einem politisch instabilen Gebiet. Benannt wurde die neue Art nach ihrem Sammler und ersten Entdecker, dem leider später in einem sowjetischen Gefängnis tragisch ums Leben gekommenen Pavel V. Nesterov, um diesem dadurch eine späte posthume Ehrung und Würdigung zu verleihen: Varanus nesterovi.



    Ansprechpartner: Dr. Wolfgang Böhme
    Herpetologie
    Tel: +49 228 9122-250
    Fax: +49 228 9122-212
    Mail: w.boehme@zfmk.de

    ---

    Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig - Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere hat einen Forschungsanteil von mehr als 75 %. Das ZFMK betreibt sammlungsbasierte Biodiversitätsforschung zur Systematik und Phylogenie, Biogeographie und Taxonomie der terrestrischen Fauna. Die Ausstellung „Unser blauer Planet“ trägt zum Verständnis von Biodiversität unter globalen Aspekten bei.

    Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 89 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute arbeiten strategisch und themenorientiert an Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Näheres unter www.leibniz-gemeinschaft.de


    Bilder

    Die neue Waranart: Varanus nesterovi
    Die neue Waranart: Varanus nesterovi
    Copyright: Willi Schneider
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Gesellschaft, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Die neue Waranart: Varanus nesterovi


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).