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05.05.2015 13:21

Gutenberg Research Award 2015 vergeben

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Der Polymerchemiker Kazunori Kataoka und die Theologin Kwok Pui Lan erhalten GFK-Auszeichnung bei einer Festveranstaltung in Mainz

    Das Gutenberg Forschungskolleg (GFK) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) hat den japanischen Polymerchemiker Kazunori Kataoka und die in den USA lehrende Theologin Kwok Pui Lan mit dem Gutenberg Research Award ausgezeichnet. „Wir ehren heute zwei Forscherpersönlichkeiten, die beide auf ihre Art einen großen Bogen von der wissenschaftlichen Grundlagenforschung zur Anwendung in der Praxis und dem alltäglichen Leben geschlagen haben“, sagte Univ.-Prof. Dr. Matthias Neubert, Direktor des GFK und Leiter der Arbeitsgruppe Theoretische Hochenergiephysik, bei der Preisverleihung am Montag. Kazunori Kataoka gilt als der weltweit führende Experte auf dem Gebiet der Nano-Carrier für die Tumortherapie auf Basis von Polymeren. Kwok Pui Lan ist eine der führenden Vertreterinnen der postkolonialen feministischen Theologie, die aktiv für eine Erneuerung des Christentums und Stärkung des interreligiösen Dialogs eintritt. Die beiden Wissenschaftler nahmen den Preis am Montag bei einem Festakt an der JGU entgegen. Der Gutenberg Research Award ist mit jeweils 10.000 Euro dotiert.

    Prof. Dr. Kazunori Kataoka ist einer der renommiertesten Polymerchemiker, der spezifisch Polymere für biomedizinische Anwendungen entwickelt. Bemerkenswert sind seine Nanotransporter auf Basis von langkettigen Molekülen, den Polymeren, die zur zielgerichteten Steuerung von Krebsmedikamenten zu Tumoren und für den Transport von Erbmaterial in der Gentherapie dienen. Er ist Vorreiter eines neuen Konzepts, bei dem Medikamente in Mizellen eingeschlossen werden. Dies sind Aggregate von speziell entwickelten Polymeren. Diese Nanotransporter können dann befallene Gewebe oder Organe gezielt ansteuern. Dazu müssen sie während einer relativ langen Zeit im Blut zirkulieren und sich in Tumoren anreichern. Mehrere unterschiedlich konzipierte Polymermizellen, die Kataoka für die Krebstherapie entwickelt hat, befinden sich derzeit in klinischen Versuchen in verschiedenen Ländern, darunter auch Großbritannien und Frankreich. Die Zulassung eines ersten solchen Polymertherapeutikums steht kurz bevor; dies bestätigt den endgültigen Durchbruch dieses Konzepts.

    Kazunori Kataoka hat abgesehen von Gastprofessuren in Europa seine gesamte wissenschaftliche Karriere in Tokio verfolgt, jedoch weltweit Anerkennung erhalten. Er ist Professor am Department of Materials Engineering der Universität Tokio und Mitglied von zahlreichen wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Japan und den USA. Der Humboldt-Forschungspreis, in dessen Rahmen er in Mainz mit Mitgliedern des Sonderforschungsbereichs 1066 „Nanodimensionale polymere Therapeutika für die Tumortherapie” (SFB 1066) zusammenarbeitet, und der NIMS-Award des japanischen National Institute of Materials Science sind hoch angesehene Preise, die er für seine Forschung erhalten hat.

    Für die Zusammenarbeit mit der JGU ergeben sich verschiedene Anknüpfungspunkte, zumal in Mainz die Arbeit mit sich selbst organisierenden Nanostrukturen auf Polymerbasis bereits eine längere Tradition hat. Polymertherapeutika und Nanotransporter auf Polymerbasis gelten als zentrales Gebiet der gegenwärtigen Polymerforschung. Entsprechende Ansätze werden nicht nur an der JGU, sondern auch am Max-Planck-Institut für Polymerforschung im Rahmen des SFB 1066 verfolgt. Entscheidend für den Erfolg einer derartigen Forschung ist die enge Zusammenarbeit mit medizinischen Gruppen an der Universitätsmedizin der JGU, wie sie im Sonderforschungsbereich 1066 gegeben ist. Erste gemeinsame Projekte mit der Arbeitsgruppe von Kataoka haben bereits begonnen, was sich auch im Austausch von Doktoranden und gemeinsamen Publikationen niederschlägt.

    Prof. Dr. Kwok Pui Lan ist William F. Cole Professor of Christian Theology and Spirituality an der Episcopal Divinity School in Cambridge/Massachusetts. Ihr Name steht für einen Paradigmenwechsel in der Missionsgeschichtsschreibung von der Ausbreitung des Christentums als Projekt des „Weißen Mannes“ zur Geschichte lokaler Christentümer. Auch in der interreligiösen Hermeneutik hat Kwok neue Standards gesetzt, indem sie etwa darauf hinwies, dass in Asien die Bibel nur im Kontext der Heiligen Schriften der anderen Religionen gelesen werden kann. Aufgrund ihres interdisziplinären Ansatzes, der feministische und postkoloniale Theorieansätze einbezieht, wird Kwok nicht nur in theologischen Kreisen, sondern darüber hinaus beachtet.

    Kwok Pui Lan, geboren 1952 in der damals britischen Kronkolonie Hongkong, erhielt ihre Ausbildung zunächst an der Chinese University in Hongkong und im Rahmen der South East Asia Graduate School of Theology. Sie hat an der Harvard University promoviert und hält Ehrendoktortitel von Universitäten in den Niederlanden und Schweden. Die breite Anerkennung, die sie genießt, zeigte sich in ihrer Wahl zur Präsidentin der American Academy of Religion (AAR) im Jahr 2011 – der mit Abstand größten und einflussreichsten Fachvertretung für Religionswissenschaften und Theologie. Kwok Pui Lan wurde mehrfach für ihr wissenschaftliches Werk wie auch für ihre Lehrtätigkeit ausgezeichnet, u.a. mit dem renommierten Lehrpreis der AAR.

    Mit der Verleihung des Gutenberg Research Award ehrt die JGU eine herausragende Vertreterin der postkolonialen feministischen Theologie und setzt zudem ein deutliches Signal für die Öffnung der deutschsprachigen akademischen Theologie für interkulturelle Fragestellungen. Die Universität bindet damit eine international anerkannte christliche Intellektuelle, die sich in öffentlichen Diskursen prominent zu Wort meldet, an Mainz. Dadurch ergeben sich weitreichende Möglichkeiten der Zusammenarbeit auf dem Gebiet der interkulturellen Theologie, wie sie an der Professur für Religions- und Missionswissenschaft der Evangelisch-Theologischen Fakultät der JGU vertreten wird. Kooperationen bestehen bereits auf dem Gebiet der Nachwuchsförderung und Entwicklung interkultureller Lehrstrategien.

    Fotos:
    http://www.uni-mainz.de/bilder_presse/GFK_gutenberg_research_award_2015_kataoka....
    (v.l.) GFK-Direktor Matthias Neubert, Kazunori Kataoka und Universitätspräsident Georg Krausch
    Foto/©: Simon Büttner, brikettfilm

    http://www.uni-mainz.de/bilder_presse/GFK_gutenberg_research_award_2015_kwok.jpg
    (v.l.) GFK-Direktor Matthias Neubert, Kwok Pui Lan und Universitätspräsident Georg Krausch
    Foto/©: Simon Büttner, brikettfilm

    Weitere Informationen:
    Univ.-Prof. Dr. Matthias Neubert
    Direktor des Gutenberg Forschungskollegs (GFK)
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
    55099 Mainz
    Tel. +49 6131 39-23681
    Fax +49 6131 39-24611
    E-Mail: matthias.neubert@uni-mainz.de
    http://www.gfk.uni-mainz.de

    Weitere Links:
    http://www.bmw.t.u-tokyo.ac.jp/english/index.html
    http://eds.edu/faculty/kwokpuilan


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Chemie, Kulturwissenschaften, Medizin, Religion
    überregional
    Kooperationen, Personalia
    Deutsch


     

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