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08.05.2015 08:43

Nationalisierung der Wissenschaft: Vortrag zum Jahrestag der Bücherverbrennung auf Universitätsplatz

Tom Leonhardt Pressestelle
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Zum Jahrestag der Bücherverbrennung auf dem halleschen Universitätsplatz am 12. Mai 1933 hält Prof. Dr. Patrick Wagner vom Institut für Geschichte der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) einen Gedenkvortrag. Dabei wird der Historiker über die Situation der deutschen Universitäten zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem Nationalsozialismus sprechen. Der Vortrag findet am Dienstag, 12. Mai 2015, um 18 Uhr im Hörsaal XX des Melanchthonianums am Universitätsplatz statt.

    Die deutsche Wissenschaft florierte Anfang des 20. Jahrhunderts: „In fast allen Disziplinen gab sie international den Ton an. Wer etwas auf sich hielt, der studierte in Deutschland", sagt Patrick Wagner. Mit dem Ersten Weltkrieg änderte sich diese Situation radikal. „Das Wissenschaftssystem in Deutschland nationalisierte sich in einem doppelten Sinn. Die Forscher kappten die internationalen Kontakte. Zugleich glaubte man, ein seriöser deutscher Wissenschaftler müsse zugleich deutscher Nationalist sein", berichtet Wagner weiter, „die Studierenden übertrafen ihre Professoren noch an Radikalität, sie tendierten schon früh mehrheitlich zu den Nationalsozialisten." Als das NS-Regime ab 1933 etwa ein Fünftel der Hochschulwissenschaftler aus ihren Ämtern und aus Deutschland vertrieb, weil sie Juden oder Demokraten waren, traf dies an den Hochschulen kaum auf Widerspruch. Ziel von Wagners Vortrag ist es, diese Entwicklung zu erklären.

    Die Vorlesung ist Auftakt einer jährlich stattfindenden Vorlesungsreihe, die sich mit der Geschichte der Universität in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts befasst. Die Reihe soll sich mit den Eingriffen der Politik in die Wissenschaft befassen. Sie beschäftigt sich weiter mit der Rolle einzelner Fächer, dem ideologischen Einfluss auf verschiedene Disziplinen und dem Widerstand gegen diese Bewegungen. Auch politisch motivierte Prozesse gegen Angehörige der Universität sollen in der Reihe thematisiert werden.

    Die Vorlesungsreihe wird im Auftrag des Rektorats der MLU von einer Kommission organisiert, die sich unter der Leitung von PD Dr. Friedemann Stengel von der Theologischen Fakultät mit der Aufarbeitung der Universitätsgeschichte im 20. Jahrhundert unter diesen Gesichtspunkten befasst. Im Rahmen der Arbeit der Kommission fand am 27. November 2013 bereits eine Gedenkveranstaltung für die von 1933 bis 1945 entlassenen Hochschullehrer der Universität Halle statt. Außerdem ist ein Gedenkband mit dem Titel „Ausgeschlossen" erschienen, der zahlreiche Biografien entlassener Hochschullehrer aus Halle versammelt.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Geschichte / Archäologie
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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