idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
27.05.2015 11:29

Berner Krebsforschende bremsen tödliche Blutkrankheiten

lic. phil. Nathalie Matter Corporate Communication
Universität Bern

    Viele Leukämie-ähnliche Blutkrankheiten sind bislang unheilbar. Forschende der Universität Bern verlangsamten nun erfolgreich das Fortschreiten der Krankheiten, indem sie einen bestimmten Botenstoff blockierten.

    Myeloproliferative Neoplasien (MPN) sind eine Gruppe oft tödlich verlaufender, chronischer Bluterkrankungen. Ähnlich wie bei der mit ihnen verwandten Leukämie kommt es zu einer erheblichen Störung der Blutbildung: Die MPN lösen eine unkontrollierte Anhäufung von weissen oder roten Blutkörperchen sowie Blutplättchen aus. Die wuchernden Blutzellen führen dazu, dass sich die Milz vergrössert und sich unter anderem gefährliche Blutgerinnsel oder Blutungen bilden. Auf 1 Million Menschen leiden etwa 500 bis 1000 an diesen bislang unheilbaren Krankheiten. Der Berner Krebsforscher Philippe Krebs und sein Team vom Institut für Pathologie der Universität Bern haben nun in einer Studie aufgezeigt, wie MPN angetrieben werden – und damit mögliche neue Therapieansätze offengelegt. Die Erkenntnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift «The Journal of Clinical Investigation» publiziert.

    Überproduktion von Botenstoffen treibt Krankheit voran

    «Die Entstehung von MPN wird durch Gendefekte im Knochenmark gefördert, die man im Laufe des Lebens erwirbt», sagt Philippe Krebs. Verbunden mit MPN ist indes auch eine Überproduktion verschiedener Botenstoffe – Substanzen, die auf chemischem Wege Signale von Zelle zu Zelle übertragen. Wie diese Botenstoffe die Entstehung von MPN beeinflussen, war bislang unklar, wie Krebs sagt. Ihm und seinem Team ist es nun gelungen, einen Teil dieses Mechanismus aufzudecken. Mittels Tests an Zellkulturen und Mäusen konnten die Forschenden nachweisen, dass insbesondere ein bestimmter Botenstoff, das sogenannte Interleukin-33 (IL-33), die Entwicklung der Krankheit vorantreibt.

    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten auch das Knochenmark von MPN-Patienteninnen und -Patienten und stellten dort eine vermehrte Anzahl von IL-33-produzierenden Zellen fest. Sie stimulierten ebenfalls von MPN-Patienten stammende Blutstammzell-Kulturen mit IL-33. Dies führte dazu, dass diese Zellen begannen, sich unkontrolliert zu vermehren – was bei den Erkrankten wiederum die eingangs beschriebenen Symptome auslöst.

    Antikörper soll Botenstoff blockieren

    Das bessere Verständnis dafür, wie MPN entstehen, hat es dem Team um Philippe Krebs auch ermöglicht, neue Behandlungsmethoden zu erforschen. «In dem wir den IL-33 genetisch blockierten, haben wir es geschafft, das Fortschreiten der Krankheit im Tiermodell zu stoppen oder zu verlangsamen», erklärt Philippe Krebs. Zu diesem Zweck benützten die Forschenden Mäuse mit einem Gendefekt im IL-33-Rezeptor auf den Blutzellen. Bei diesen Mäusen kann der Botenstoff daher nicht an die Blutzellen andocken und es wird keine unkontrollierte Wucherung ausgelöst.

    «Die Entwicklung eines Antikörpers, welcher spezifisch IL-33 oder dessen Rezeptor auf den Blutzellen blockiert, wäre im Falle der MPN somit ein vielversprechender Therapieansatz», sagt Philippe Krebs. Bei anderen bösartigen und entzündlichen Krankheiten werden solche auf Antikörper basierenden Strategien gegen Botenstoffe bereits erfolgreich eingesetzt. Bis es bei MPN soweit ist, sind laut Krebs jedoch zusätzliche Studien nötig, um die Funktion von IL-33 – vor allem für die späteren Stadien der Erkrankungen – besser zu verstehen.

    Angaben zur Publikation:

    Mager L., Riether C., Schürch C., Banz Y., Wasmer MH., Stuber R., Theocharides A., Li X., Xia Y., Saito H., Nakae S., Baerlocher G., Manz M., McCoy K., Macpherson A., Ochsenbein A., Beutler B., Krebs. P. IL-33 signaling contributes to the pathogenesis of myeloproliferative neoplasms. The Journal of Clinical Investigation, 2015 (in press).


    Weitere Informationen:

    http://tinyurl.com/blutkrankheiten


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).