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30.06.2015 16:24

Wegen Transaktionen am Monatsende verlieren Rentenfonds jährlich Milliarden

Britta Schlüter Campus Limpertsberg
Universität Luxemburg - Université du Luxembourg

    Rentenfonds auf der ganzen Welt könnten Milliarden Euros und Dollars aus möglichen Börsengewinnen verlieren, weil sie Teile ihrer Portfolios vor Monatsende verkaufen müssen. Eine Forschungsarbeit* der „Luxembourg School of Finance“ der Universität Luxemburg fand heraus, dass dieses Phänomen zwischen 1980 und 2013 auf 26 Aktienmärkten weit verbreitet war.

    „Rentner erhalten normalerweise ihre Rentenzahlung am Ende eines Kalendermonats, was dem Fonds Probleme bereiten kann“, so Dr. Kalle Rinne, einer der an diesem Projekt beteiligten Forscher. Oftmals reichen die Zinsen und Aktiendividenden, die der Rentenfonds erhält, nicht aus, um die monatlichen Zahlungen an die Anleger zu decken. Als Folge hiervon müssen die Fonds möglicherweise Aktien gegen Ende des Monats verkaufen und zu Beginn des folgenden Monats reinvestieren. Demnach ist das Aktienangebot am Monatsende höher (fallende Preise) und die Nachfrage am Monatsanfang höher (steigende Preise). „Diese Schwankungen reichten dafür aus, dass die Fonds einen erheblichen Teil ihrer jährlichen an der Börse gemachten Gewinne verloren“, erklärte Dr. Rinne.

    Laut der Studie büßten institutionelle Anleger in den USA, die am Monatsende verkaufen müssen (vor allem Rentenfonds), in den vergangenen Jahren im Durchschnitt etwa 700 Millionen US-Dollar ihrer Jahresgewinne aufgrund dieses Phänomens ein. So könnte ein Fonds zum Beispiel jährliche Gewinne von 10 % auf seine Investitionen dank Dividenden und steigender Aktienpreise haben. Weil er jedoch seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen muss, könnten diese Gewinne auf durchschnittlich 9,3 % fallen.

    Die Rentenersparnisse des öffentlichen und privaten Sektors (von der OECD auf 25.000 Milliarden US-Dollar im Jahr 2014 geschätzt) machen in etwa die Hälfte aller Börsenanlagen aus. Der Markt für Renteninvestment ist in den letzten Jahrzehnten beträchtlich gewachsen, was bedeutet, dass die in dieser Studie angesprochenen „Liquiditätsprobleme“ größer wurden.

    Dieses Phänomen kann jedoch zeitweilig unterbrochen werden. „Dieser Effekt war während der Finanzkrise zwischen 2007 und 2009 besonders groß und hielt mindestens bis Ende 2013 an, als unsere Studie endete“, sagte Dr. Rinne. „Aufgrund der seit dem letzten Jahr extrem niedrigen Zinsen können Rentenfonds nun jedoch Geld für ihre kurzfristigen Verpflichtungen leihen und so vermeiden, Aktien verkaufen und kaufen zu müssen“, erklärte er.

    Finanzhändler können wegen der niedrigen Zinsen ebenfalls Geld leihen, um Aktien zu kaufen, wenn die Preise niedrig sind, und diese zu Beginn des nächsten Monats wieder zu verkaufen. Pendeln sich die Zinsen jedoch wieder im Normalbereich ein, müssen sich Rentenfonds vielleicht einen anderen Weg überlegen, wie sie ihre Versicherten ausbezahlen.

    *Dash for Cash: Month-End Liquidity Needs and the Predictability of Stock Returns – Erkko Etula (Goldman Sachs & Co.), Kalle Rinne (Luxembourg School of Finance), Matti Suominen (Aalto-Universität) und Lauri Vaittinen
    ___

    Pressekontakt: Dr. Kalle Rinne, kalle.rinne@uni.lu, T: +352 46 66 44 – 5274


    Weitere Informationen:

    http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2528692 - Link zur Studie
    http://www.uni.lu - Homepage der Universität Luxemburg


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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