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28.07.2015 12:07

Nicht immer tut die Heimat dem Herzen gut: Wohnort des Patienten beeinflusst Herz-Kreislauf-Schäden

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.

    Wiesbaden – Weltweit sterben jährlich etwa 18 Millionen Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass der Krankheitsverlauf in Ländern mit niedrigen Einkommenszahlen dramatischer und die Sterblichkeit höher ist. Experten vermuten, dass fehlende Präventionsprogramme und mangelhafte medizinische Versorgung die Ursache sind. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) rät daher, die hier vorhandenen Angebote der medizinischen Versorgung wahrzunehmen und einen gesunden Lebensstil zu führen. Denn nur so könne die auch in Deutschland weiterhin steigende Erkrankungszahl reduziert werden.

    Bis in die 1950er Jahre waren überwiegend Bewohner der Industrieländer von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen. Doch ereignen sich mittlerweile 80 Prozent aller kardiovaskulären Vorfälle in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen. Eine aktuelle Studie im New England Journal of Medicine zeigt, dass Menschen in diesen Ländern unter einem schwereren Krankheitsverlauf leiden und auch häufiger an einem kardiovaskulären Vorfall sterben als Bewohner westlicher Länder. „Wir müssen also einen neuen Risikofaktor für die Entstehung solcher Erkrankungen berücksichtigen: den Wohnort, d.h. das Herkunftsland des Patienten“, erklärt Professor Dr. med. Gerd Hasenfuß, Vorsitzender der DGIM und Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen.

    Die Autoren der Studie untersuchten über einen Zeitraum von vier Jahren mehr als 150 000 Menschen aus 17 Ländern, um zu klären, ob sich Risikofaktoren, Erkrankungsanzahl und Todesfolgen in Ländern mit höherem Einkommen von Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen unterscheiden. Um das kardiovaskuläre Risiko der Bewohner zu ermitteln, verwendeten die Forscher den international anerkannten INTERHEART-Risk Score. Er setzt sich aus messbaren Risikofaktoren wie Rauchen, erhöhte Blutfettwerte, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Stress sowie mangelhafte Ernährung und Bewegung zusammen. Obwohl dieser Score in westlichen Ländern höher ist, zeigte sich in der aktuellen Studie, dass Menschen aus Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen häufiger und schwerer an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden – insbesondere Bewohner ländlicher Gegenden. In westlichen Ländern sei hingegen kein Unterschied zwischen ländlichen und städtischen Gemeinden zu verzeichnen.

    Wie auch die Autoren schlussfolgert Professor Hasenfuß, dass ein gut funktionierendes, flächendeckendes Gesundheitssystem mit einer wirksamen Vorsorge, Therapie und Medikamentenversorgung hierzu ausschlaggebend für die geringeren Erkrankungs- und Sterbefälle in westlichen Ländern sei. „Die Studie verdeutlicht die großen Errungenschaften der modernen Medizin. Das sollte uns jedoch nicht dazu verleiten, sich ganz auf den Errungenschaften unseres Gesundheitssystems auszuruhen. Denn trotz guter Vorsorge- und Therapieprogramme sind auch hierzulande Herz-Kreislauf-Erkrankungen weiterhin Todesursache Nummer eins“, mahnt der Kardiologe. „Darum sollte jeder sein persönliches Risiko mindern.“ Alleine Rauchen erhöhe das Risiko, an einer Herz-Kreislauferkrankung oder an einem Schlaganfall zu sterben, um das Zwei- bis Dreifache.

    Die DGIM empfiehlt daher, nicht zu rauchen, sich abwechslungsreich zu ernähren und Übergewicht zu vermeiden, sich täglich 30 bis 60 Minuten mäßig intensiv zu bewegen, einen Blutdruck von unter 140/90 mmHg anzustreben und die Blutfett- und die Blutzuckerwerte im Normalbereich zu halten. Zudem sollten Angebote zur Vorsorge unbedingt wahrgenommen werden.

    Literatur:
    S. Yusuf et al., Cardiovascular Risk and Events in 17 Low-, Middle-, and High-Income Countries, N Engl J Med 2014;371:818-27. DOI: 10.1056/NEJMoa1311890


    Kontakt für Journalisten:
    Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
    Pressestelle
    Anna Julia Voormann/Janina Wetzstein
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-552
    Fax: 0711 8931-167
    voormann@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://www.dgim.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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