Der Soziologe Antoine Vauchez ist am 23. September zu Gast im HIS und spricht über die Macht der Europäischen Union.
Mit Antoine Vauchez ist am 23. September einer der zurzeit anregendsten Forscher zur europäischen Integration zu Gast im Hamburger Institut für Sozialforschung. Vauchez, directeur de recherche des CNRS, vertritt die Ansicht, dass sich die Macht der Europäischen Union (EU) auf der scheinbaren Unabhängigkeit und Unparteilichkeit ihrer Institutionen gründet. Sie basiere auf einer besonderen Form der Legitimität, die aus der Abschottung der europäischen Institutionen von partei- und gesellschaftspolitischen Konflikten und von nationalstaatlichen Egoismen erwachse.
Der Soziologe hat in einer rechtssoziologischen Perspektive verschiedene Akteure der Europäischen Kommission, des Europäischen Gerichtshofs, der Europäischen Zentralbank etc. untersucht. Er kommt zu dem Ergebnis, dass sie eine spezifische europäische Herrschaftsform institutionalisiert und zu deren Legitimierung beigetragen haben.
Vauchez, der im Centre européen de sociologie et de science politique der Universität Paris 1-Sorbonne tätig ist, hebt in seinen Arbeiten die zentrale Rolle der Juristen (Richter, Anwälte, Professoren, Gutachter und Verwaltungsbeamte) für diese Institutionalisierung hervor. Sie hätten die Souveränität der EU-Institutionen in ihrer Mandatsinterpretation etabliert, den Anspruch auf wissenschaftliche Objektivität ihrer Entscheidungen fundiert und ihre Unzugänglichkeit für gesellschaftliche wie politische Konflikte begründet.
Für Vauchez ist eine Demokratisierung dieser europäischen Herrschaftsform dringend erforderlich, um das Politische dieser Legitimitätsform und insofern die Konflikthaftigkeit in der Genese der EU-Institutionen wie auch deren veränderbaren Charakter analytisch herauszuarbeiten und in institutionellen Verfahrensweisen zu repräsentieren.
"Antoine Vauchez hat mit seinen rechtssoziologischen Arbeiten einen entscheidenden Beitrag zur Analyse des Verhältnisses zwischen Recht und Politik und zu Fragen der Demokratie geleistet", sagt Nikola Tietze, die Organisatorin der Ateliergespräche.
Mit den Ateliergesprächen unternehmen das Hamburger Institut und die Hamburger Edition den Versuch, den sozial- und geschichtswissenschaftlichen Austausch zwischen Frankreich und Deutschland auszubauen. Stets wird eine in Deutschland noch nicht veröffentlichte französische Arbeit vorgestellt. Die Autorinnen und Autoren stellen ihre Forschungen in einem knappen Vortrag vor. Sie wird von zwei Kommentaren – am 23. September von Prof. Dr. Monika Eigmüller und Prof. Dr. Stefan Oeter – flankiert und eröffnet.
Für Rückfragen und Interviewwünsche an die Organisatorinnen PD Dr. Nikola Tietze (Hamburger Institut für Sozialforschung) und Dr. Sabine Lammers (Hamburger Edition) oder den Referenten, Antoine Vauchez, bzw. an die Kommentatoren haben, stehe ich Ihnen gern zur Verfügung:
Dr. Regine Klose-Wolf
Hamburger Institut für Sozialforschung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Mittelweg 36, 20148 Hamburg
Tel. 040 / 41 40 97-12
presse@his-online.de
http://www.his-online.de/forschung/9294/ateliergespraeche/ weitere Informationen über die Ateliergespräche
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Kulturwissenschaften, Politik, Recht
überregional
Kooperationen, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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