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19.11.2018 11:58

Tübinger Poetik-Dozentur 2018

Antje Karbe Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Uwe Timm und Frank Witzel sind von 25. bis 30. November 2018 als Poetik-Dozenten an der Universität Tübingen zu Gast

    Am 26. November beginnt an der Universität Tübingen die 32. Poetik-Dozentur mit einer Vorlesung von Uwe Timm unter dem Titel „Utopische Orte/Utopische Räume“ die Reihe der Tübinger Veranstaltungen. Am zweiten Abend (Dienstag, 27. November) wird er im Gespräch mit Dorothee Kimmich vom Deutschen Seminar über seine literarischen Anliegen sprechen und seine Reflexionen zu Literatur, Philosophie und Politik vorstellen. Frank Witzel beschäftigt sich in seinen beiden Vorträgen (Mittwoch, 28. November und Donnerstag, 29. November) und im Gespräch mit dem Philosophen Marcus Steinweg (Freitag, 30. November) mit möglichen Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Schreib- und Denkweisen von Erzählen und Theorie.

    Heißer Sommer (1974) und Die Erfindung der Currywurst (1993) von Uwe Timm genauso wie Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969 (2015) von Frank Witzel erzählen Geschichten aus der Vergangenheit der alten Bundesrepublik, die für manche noch als Teil eigener Biographien präsent sind und zugleich für viele schon zu einer verblassenden Vergangenheit gehören.
    Wer sich wie, woran erinnert, was bleibt, was vergessen und was dezidiert verschweigen wird, ist nicht nur eine Frage des individuellen Erinnerungsvermögens, sondern immer auch eine der jeweiligen gesellschaftlichen Erinnerungspolitiken. Literatur kann die Übersehenen und Vergessenen zu Zeitgenossen machen. Timm und Witzel gehören zweifellos zu den Virtuosen auf diesem Gebiet.

    Die Vorlesungen im Audimax und in der Alten Aula stehen allen Interessierten offen, der Eintritt ist frei.

    Die Termine im Überblick

     Lesung von Uwe Timm am Sonntag, 25. November 2018, 16.00 Uhr, Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall (Anmeldung erforderlich unter kunsthalle@wuerth.com)

     Montag, 26. November: Uwe Timm eröffnet mit der Vorlesung „Utopische Orte/Utopische Räume“ die Reihe der Tübinger Veranstaltungen (Audimax)

     Dienstag, 27. November: Uwe Timm im Gespräch mit Professorin Dorothee Kimmich (Deutsches Seminar) über seine literarischen Anliegen und Reflexionen zu Literatur, Philosophie und Politik
    (Audimax)

     Mittwoch, 28. November: Vorlesung von Frank Witzel „Theoretisches Erzählen“ (Alte Aula)

     Donnerstag, 29. November: Vorlesung von Frank Witzel „Erzählte Theorie“ (Alte Aula)

     Freitag, 30. November: „Theorie und Erzählen.“ Frank Witzel im Gespräch mit dem Philosophen Professor Marcus Steinweg (Alte Aula)

    Die Veranstaltungen in Tübingen finden jeweils um 20 Uhr c. t. im Audimax (Neue Aula, Geschwister Scholl Platz, 72074 Tübingen) und der Alten Aula (Münzgasse 30, 72070 Tübingen) der Universität Tübingen statt.

    Die Tübinger Poetik-Dozentur ist ein Projekt der Stiftung Würth. Sie wird seit 1996 am Deutschen Seminar der Universität Tübingen ausgerichtet. Einmal im Jahr werden Autorinnen und Autoren eingeladen, die öffentliche Vorlesungen halten sowie Seminare und Workshops für Studierende der Universität anbieten. Zu Gast waren unter anderem bereits Siri Hustvedt, Hans Magnus Enzensberger, Christoph Ransmayr, Raoul Schrott, Jonathan Franzen, Daniel Kehlmann, Juli Zeh, Feridun Zaimoğlu, Ilija Trojanow, Péter Esterházy, Terézia Mora, Brigitte Kronauer, Lars Gustafsson, Ruth Klüger, Amos Oz und Herta Müller.

    Die Lesung in der Kunsthalle Würth wird gefördert von der Adolf Würth GmbH & Co. KG.

    Kurzbiografien

    Uwe Timm, 1940 in Hamburg geboren, gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Schriftsteller im deutschsprachigen Raum. Der Autor zahlreicher Romane, Erzählungen und Essays, Drehbücher, Gedichtbände, Hörspiele und preisgekrönter Kinder- und Jugendbücher lebt in München und Berlin.

    Als einer der literarischen Vertreter der 68er-Generation, der die Bewegung als Student aktiv miterlebte, thematisiert er die Ereignisse der Jahre 1967 und 68 erstmals in seinem Roman Heißer Sommer (1974). Die Aufarbeitung dieser Zeit zieht sich durch sein Werk: Kerbels Flucht (1980), Rot (2001), Der Freund und der Fremde (2007) und Freitisch (2011) widmen sich dieser Thematik aus je unterschiedlichen Perspektiven. Doch ist Timm auch an der Auseinandersetzung mit anderen Abschnitten der deutschen Geschichte interessiert und richtet den Blick auf europäische und außereuropäische Kontexte. So berichtet Morenga (1978) vom deutschen Kolonialkrieg in Südwestafrika, Der Schlangenbaum (1986) spielt in Südamerika, und Vogel, friß die Feige nicht. Römische Aufzeichnungen (1989) dokumentiert Timms Aufenthalt in Rom. Der Essay „Reise an das Ende der Welt“ (2015) berichtet aus einem Flüchtlingslager im Tschad.

    Uwe Timm ist „dem Besonderen im Alltäglichen auf der Spur“: Reale Erlebnisse und persönliche Erinnerungen (Mann auf dem Hochrad, 1984; Entdeckung der Currywurst, 1993) bilden ebenso Anlässe seines Schreibens wie der Versuch einer Geschichte über die Kartoffel (Johannisnacht, 1996), gesellschaftspolitische Betrachtungen (Kopfjäger, 1991; Rot, 2001), Historisches (Halbschatten, 2008) oder alltägliche existenzielle Erfahrungen (Vogelweide, 2013). In seinem politisch-historischen Roman Ikarien (2017) setzt er sich anhand der Geschichte des Großvaters seiner Ehefrau, des Eugenikers Alfred Ploetz, mit Nationalsozialismus und Rassenhygiene auseinander. Nicht nur sei sein Schreiben, so betont Timm, immer biografisch geprägt, auch müsse Literatur heute aus seiner Sicht und angesichts der Weltereignisse politisch sein.

    Frank Witzel, geboren 1955 in Wiesbaden, ist Schriftsteller, Illustrator, Radiomoderator und Musiker. Er publizierte fünf Romane, drei Lyrikbände, zahlreiche Essays, Erzählungen, Hörspiele und ein Theaterstück und veröffentlicht weitere Texte und Bilder auf seiner Webseite und im Rahmen seines Blogs. Er befasst sich – auch in Kollaboration mit Thomas Meinecke, Thomas Walter, Philipp Felsch und Marcus Steinweg – unter anderem mit Beat- und Popliteratur, Avantgarde und Politik, und spielt in seinen absurden Romanen vielfach auf Literaturgeschichte, Theorie und Populärkultur an. Im Wintersemester 17/18 und Sommersemester 2018 hatte er die Friederichs-Stiftungsprofessur der Hochschule für Gestaltung Offenbach inne.

    Bluemoon Baby erschien 2001, Revolution und Heimarbeit 2003. Witzels vielbeachteter Roman Die Erfindung der Roten Armeefraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969 (2015) berichtet aus der Perspektive eines 13-Jährigen über den Deutschen Herbst.

    2018 erschien seine Heidelberger Poetik-Vorlesung Über den Roman – hinaus. Sein ebenfalls in diesem Jahr erschienener Roman Vondenloh über eine Schriftstellerin, deren Romane eine Länge von 120 Seiten nie überschreiten, verknüpft Dorfgeschichte und Literaturbetriebskrimi zu einer humorvoll-grotesken Mischung.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Dorothee Kimmich
    Universität Tübingen
    Deutsches Seminar, Leitung der Poetik-Dozentur
    Telefon +49 7071 29-75323
    dorothee.kimmich[at]uni-tuebingen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.poetik-dozentur.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Sprache / Literatur
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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