Unter Leitung des Medizinsoziologen Prof. Dr. Matthias Richter untersucht eine neue Forschungsgruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in einem Grundlagenprojekt „Institutionelle Kontexte, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten bei jungen Menschen“. Die Förderzusage hat die DFG nun bekanntgegeben. Die Forschergruppe wird zunächst für drei Jahre gefördert, danach evaluiert und kann um weitere drei Jahre verlängert werden.
„Es freut uns, dass die DFG unseren Antrag bewilligt hat. Das ist eine große Würdigung unserer wissenschaftlichen Arbeit“, sagt Richter, der Direktor des Instituts für Medizinische Soziologie der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie Leiter und Sprecher der Gruppe ist. Man sei von Anfang an von der Idee des Projektes überzeugt gewesen und daher besonders stolz, dass das Projekt ausgewählt wurde. Es sei die erste Forschungsgruppe in diesem Feld.
Weiterhin sind daran Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Medizinischen Fakultäten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Universität Mannheim/Heidelberg, des Robert-Koch-Instituts Berlin, der Technischen Universität Cottbus/Senftenberg und der Ludwig-Maximilians-Universität München beteiligt.
Ausgangspunkt ist der statistisch gut dokumentierte Zusammenhang zwischen sozialen und gesundheitlichen Ungleichheiten bei Kindern und Jugendlichen, der bislang nur unzureichend erklärt werde konnte, heißt es in der Pressemitteilung der DFG. „Wir wollen die zugrundeliegenden Mechanismen gesundheitlicher Ungleichheiten von der Geburt bis ins junge Erwachsenenalter erforschen“, sagt Richter. „Das heißt, wir betrachten das Zusammenspiel zwischen jungen Menschen und den institutionellen Kontexten, in denen sie leben und handeln. Im Rahmen eines Lebensphasenansatzes werden hierbei die Besonderheiten aller Lebensphasen in dieser komplexen Altersspanne ergründet. Die Teilprojekte fokussieren auf Kontexte, die zentrale Sozialisationsinstanzen sind, wie Familie, Kindergarten, Schule, Hochschule und Ausbildungsstätte, aber auch auf das Gesundheitssystem, dem eine Schlüsselrolle für die gesunde Entwicklung zukommt. Es gehe darum, herauszufinden, welchen Einfluss diese sozialen Kontexte auf die Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheit haben.
Einbezogen werden dabei kompositionelle und kontextuelle Faktoren, das heißt, es werden unter anderem die Geschlechteraufteilung im Kindergarten oder der Schule, der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund, aber auch bauliche Aspekte, die Ausstattung der Einrichtungen, die Anzahl der Lehrkräfte, die Qualität des Unterrichts oder der pädagogische Ansatz berücksichtigt. Man schaue sich dazu sozial benachteiligte junge Menschen an und prüfe, inwieweit Institutionen existierende Benachteiligungen kompensieren oder verstärken können und begebe sich auf die Suche nach Verbesserungen, so Richter. „Wir gehen bislang davon aus, dass viele dieser Aspekte einen Einfluss haben, aber nun geht es daran, das auch wissenschaftlich zu untermauern.“
Einem übergreifenden methodischen Ansatz folgend wird jedes Teilprojekt Daten aus der jeweiligen Lebensphase zusammentragen und analysieren. Die Zusammenführung der Ergebnisse erfolgt in einem ergänzenden Koordinationsprojekt, das in Halle geleitet wird. „Am Ende ist das Ziel, daraus übergreifende Mechanismen zu identifizieren“, sagt Richter. Die DFG-Forschungsgruppe werde damit einen substanziellen Beitrag zur Implementierung einer interdisziplinären Mehrebenenperspektive auf gesundheitliche Ungleichheiten über den Lebenslauf an der Schnittstelle von Soziologie, Sozialepidemiologie und Public Health leisten.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsprojekte, Kooperationen
Deutsch
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