idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
12.11.2019 09:38

Auch wenn Pflegeaufgaben enden – Frauen bleiben am Arbeitsmarkt benachteiligt

Stefanie Hartmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Altersfragen

    Eine aktuelle Studie auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zeigt: Frauen, die in Teilzeit arbeiten und gleichzeitig Angehörige pflegen, haben nicht nur während dieser Phase schlechte Chancen ihre Arbeitszeit zu erhöhen. Denn endet die Pflegetätigkeit, finden sie selten zurück in eine Vollzeitbeschäftigung.

    Innovativ an der Studie ist, dass hier nicht der oft untersuchte Effekt im Mittelpunkt steht, ob Frauen, die sich um Familienangehörige kümmern, ihre Arbeitszeit reduzieren oder ihre Erwerbstätigkeit gänzlich unterbrechen. Stattdessen wird hier umgekehrt untersucht, wie wahrscheinlich es für Frauen ist, während einer aktuellen Pflegephase oder nachdem eine Pflegephase beendet worden ist, die Arbeitszeit zu erhöhen.

    Es zeigt sich: Für Teilzeit beschäftigte Frauen mit familiären Pflegeverpflichtungen ist es weniger wahrscheinlich in Vollzeit zu wechseln als für Frauen ohne Pflegeverpflichtungen. Dies trifft allerdings nur für Frauen zu, die intensive familiäre Pflege von mehr als zwei Stunden täglich leisten. Überraschend ist, dass die Wahrscheinlichkeit in Vollzeit zu wechseln auch nicht steigt, wenn die familiäre Pflegephase vorüber ist.

    Dr. Ulrike Ehrlich, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Zentrum für Altersfragen, erläutert: „Anhand unserer Analyseperspektive wird deutlich, dass Frauen, die erwerbstätig sind und pflegen, ein Vereinbarkeitsproblem haben: Sie reduzieren ihre Erwerbstätigkeit nicht nur infolge von familiären Pflegeverpflichtungen, sondern sie sind während einer Pflegephase aufgrund zeitlicher Engpässe auch seltener in der Lage ihre Arbeitszeit zu erhöhen. Darüber hinaus zeigen wir, dass Frauen nach der Beendigung einer Pflegephase in der sogenannten Teilzeitfalle feststecken: Obwohl sie die zeitlichen Ressourcen für eine Aufstockung der Arbeitszeit hätten, erfolgt diese nicht. Der wenig flexible deutsche Arbeitsmarkt bietet Angestellten bisher wenig Möglichkeiten, ihre Arbeitszeit entsprechend ihren persönlichen Lebensumständen anzupassen.“

    Hier sehen die Autorinnen der Studie eine Herausforderung an die Politik. „Eine Ausweitung der professionellen Pflege, um pflegende Angehörige zeitlich zu entlasten, wäre wichtig, und vor allem eine Weiterentwicklung des 2018 eingeführten gesetzlichen Anspruchs auf Brückenteilzeit, damit nach einer Teilzeitphase der Wechsel auf eine Vollzeitstelle von einer größeren Gruppe von Anspruchsberechtigten leichter vollzogen werden kann.“

    Der Artikel „What comes after Caring? The Impact of Family Care on Women’s Employment” von Ulrike Ehrlich, Katja Möhring und Sonja Drobnič ist vorab online erschienen im Journal of Family Issues (https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/0192513X19880934)


    Originalpublikation:

    Ulrike Ehrlich, Katja Möhring, Sonja Drobnič: „What comes after Caring? The Impact of Family Care on Women’s Employment”. In: Journal of Family Issues (https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/0192513X19880934)


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).