idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.12.2019 13:06

Kinder als Besucher auf Erwachsenen-Intensivstationen: Maria Brauchle erhält DIVI-Forschungsförderpreis über 5.000 Euro

Torben Brinkema Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e. V.

    Die mit 5.000 Euro dotierte Forschungsförderung der DIVI-Stiftung im Bereich der intensiv- und notfallmedizinischen Gesundheitsfachberufe geht im Jahr 2019 an Maria Brauchle (im Bild links) aus Feldkirch in Österreich. Die Diplom-Gesundheits- und Krankenpflegerin mit zahlreichen Weiterbildungstiteln hat in einem internationalen Experten-Team eine Befragung in Österreich, der deutschsprachigen Schweiz, Deutschland und Luxemburg durchgeführt, um die Situation von Kindern als Besucher auf Erwachsenen-Intensivstationen zu analysieren.

    Denn noch ist sehr uneinheitlich geregelt, wann Kinder in Kontakt mit kranken erwachsenen Angehörigen treten dürfen. Dabei gibt es keine wissenschaftliche Fundierung für bestimmte Regeln in diesem Bereich.

    Die Rohdaten der umfassenden Erhebung werden derzeit ausgewertet, die Ergebnisse sollen im Herbst 2020 auf dem europäischen Fachkongress ESICM (European Society of Intensive Care Medicine) präsentiert werden. „Mit dieser Arbeit bringen Frau Brauchle und ihr Team mehr Transparenz in ein noch unerforschtes Gebiet. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse und freuen uns, sie bei diesem förderungswürdigen Projekt unterstützen zu können“, sagte Stiftungsvorstand und Jury-Sprecher Professor Gerhard W. Sybrecht (im Bild rechts) bei der Preisverleihung im Rahmen des Jahreskongresses der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) in Hamburg.

    In Österreich, Deutschland, der Schweiz und Luxemburg gibt es viele unterschiedliche Besuchsregelungen für Besuchende auf Intensivstationen. Vor allem klare Empfehlungen für Kinder als Besuchende auf Erwachsenen-Intensivstationen existieren nicht, auch nicht in der internationalen Literatur. „Häufig ist nur ein sehr beschränkter Kontakt zwischen Kindern und ihren erwachsenen kranken Angehörigen möglich. Es herrschen offensichtlich viele Vorurteile: Zum Beispiel könnten Kinder durch den Anblick eines entstellten Erwachsenen traumatisiert werden oder es bestünde ein wechselseitiges Infektionsrisiko. Dabei gibt es für solche Annahmen keine wissenschaftlichen Belege“, erklärt Maria Brauchle.

    Kinder verlernen zunehmend, mit Akutsituationen umzugehen

    Sie ist überzeugt davon, dass Kinder oft besser mit solchen schwierigen Situationen umgehen können als vermutet. In ihrer jahrelangen Arbeit im österreichischen Kriseninterventionsdienst des Roten Kreuzes hat die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin dies auch live erlebt. „In unserer Spaßgesellschaft neigen wir immer mehr dazu, Kinder ständig vor Leid und unangenehmen Situationen zu schützen. Dadurch verlernen sie aber auch, später gesund und natürlich mit solchen Begebenheiten umzugehen.“ Zudem zeigen viele Studien, dass der zwischenmenschliche Kontakt mit Angehörigen förderlich für die Genesung eines kranken Menschen ist. „Ich frage mich auch: Mit welchem Recht halten wir Kinder, die ihre kranken Angehörigen sehen wollen, von diesen fern?“, sagt Brauchle.

    Mit internationalem Forscher-Team Ansichten, Strukturen und Barrieren zu Besuchsregeln identifizieren

    Deswegen wollte sie Licht in das Dunkel der ungeregelten Besuchszeiten bringen: Mit einem Team aus internationalen Forscherinnen und Forschern (Peter Nydahl, Kiel; Magdalena Hoffmann, Graz, Österreich; Michael Dewes, Luxemburg; Marie-Madlen Jeitziner, Bern, Schweiz) unter dem Dach der DIVI-Sektion Pflegeforschung und Pflegequalität hat sie im vergangenen Jahr medizinisches Fachpersonal in Österreich, Deutschland, der deutschsprachigen Schweiz und Luxemburg zum IST-Stand der Angehörigenfreundlichkeit und der Besuchsregelungen befragt. Auf diesem Wege finden sie heraus, welche Ansichten zu diesem Thema, welche Strukturen sowie Prozesse und auch welche Barrieren existieren.

    Ziele: Mehr Aufklärung und Empfehlungen über Fachgesellschaften entwickeln

    Die DIVI-Fördermittel kann das Team gut im weiteren Projektverlauf einsetzen. Nachdem die große Befragung abgeschlossen ist, werden die Rohdaten nun bis April 2020 ausgewertet und Ergebnisse dann publiziert. Einem breiteren Publikum soll die Arbeit auf internationalen Fachkonferenzen im kommenden Jahr vorgestellt werden. „Gerne würden wir auch eine mehrsprachige Homepage aufbauen. Hier sollen sich sowohl Angehörige als auch medizinisches Fachpersonal zum Thema Besuchsregelungen informieren können“, so Brauchle. Über die DIVI und andere Dachverbände sollen zudem Empfehlungen entwickelt werden, wie man den Besuch von Kindern auf Erwachsenen-Intensivstationen ideal regelt. Ganz wichtig ist für Brauchle noch, eins zu betonen: „Gerade in Zeiten vom allgegenwärtigen Pflegemangel bin ich unglaublich stolz darauf, was wir in diesem tollen Team bis jetzt schon auf die Beine gestellt haben. Und ich freue mich auf das neue Jahr.“

    Forschungsförderung für intensiv- und notfallmedizinische Gesundheitsfachberufe

    Die DIVI-Stiftung vergibt seit 2017 jedes Jahr eine Forschungsförderung in Höhe von 5.000 Euro für Projekte im Bereich der intensiv- und notfallmedizinischen Gesundheitsfachberufe. Darunter fallen Berufe im Gesundheitswesen, der Gesundheitsförderung, der medizinischen Therapie und Diagnostik sowie der Rehabilitation. Eingesetzt werden kann die finanzielle Zuwendung für Sachmittel und Aufwendungen, die bei der Umsetzung dieser wissenschaftlichen Projekte helfen. Der Bewerbungsschluss für den kommenden DIVI-Förderpreis ist der 30. September 2020. Mehr Informationen dazu gibt es unter der Rubrik „Preise und Ausschreibungen“ auf der DIVI-Website.

    Bildunterschrift:
    Maria Brauchle erhält die mit 5.000 Euro dotierte Forschungsförderung der DIVI-Stiftung im Bereich der intensiv- und notfallmedizinischen Gesundheitsfachberufe von Stiftungsvorstand und Jury-Sprecher Professor Gerhard W. Sybrecht. Foto: Mike Auerbach.

    Ansprechpartner für Journalisten:

    Torben Brinkema
    Pressesprecher der DIVI

    presse@divi.de
    Tel +49 (0)89 230 69 60 21
    www.divi.de/presse

    Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI)

    Die 1977 gegründete Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) ist ein weltweit einzigartiger Zusammenschluss von mehr als 2.500 persönlichen Mitgliedern und entsprechenden Fachgesellschaften. Ihre fächer- und berufsübergreifende Zusammenarbeit und ihr Wissensaustausch machen im Alltag den Erfolg der Intensiv- und Notfallmedizin aus.
    Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne der Gemeinnützigkeitsverordnung vom 24.12.1953 und ist damit ein nicht-wirtschaftlicher Verein gemäß § 21 ff BGB.
    Mehr über die DIVI im Internet: www.divi.de


    Weitere Informationen:

    https://www.divi.de/forschung/preise-ausschreibungen Informationen zu Preisen der DIVI.
    https://www.divi.de/presse/pressemeldungen/pm-kinder-als-besucher-auf-erwachsene...


    Bilder

    Maria Brauchle (links) und Prof. Gerhard W. Sybrecht (rechts)
    Maria Brauchle (links) und Prof. Gerhard W. Sybrecht (rechts)
    Foto: Mike Auerbach
    None


    Anhang
    attachment icon PM: Kinder als Besucher auf Erwachsenen-Intensivstationen: Maria Brauchle erhält DIVI-Forschungsförderpreis über 5.000 Euro

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Personalia
    Deutsch


     

    Maria Brauchle (links) und Prof. Gerhard W. Sybrecht (rechts)


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).