Die vergangenen Jahre im deutschen Hochschulwesen waren geprägt von zahlreichen Struktur- und Verwaltungsreformen. Aus dieser Entwicklung sind seit der Jahrtausendwende u. a. neue Hochschulgesetze, Fächer- und Studienmodelle sowie Privathochschulen hervorgegangen. Marcel Schütz, Research Fellow an der NBS Northern Business School – University of Applied Sciences, stellt in einem aktuellen Beitrag für das Wissenschaftsmagazin "Forschung & Lehre" einige klassische Ansätze der Beschreibung von Hochschulen vor.
Hochschulen zeichnen sich beispielsweise dadurch aus, dass die Lehrenden und Forschenden über einen weitreichenden Gestaltungsspielraum verfügen. "Das liegt daran, dass die Rolle des Wissenschaftlers und Dozenten die eines komplex geschulten Experten ist, der oft über viele Jahre seine Qualifikation entwickelt und verfeinert hat und daher über ein spezifisches Wissen verfügt, welches nur von einer ähnlich qualifizierten Gruppe vollständig erfasst werden kann", so der Wissenschaftler gegenüber NBS Marketing, der selbst über das Thema Hochschulmanagement geforscht hat. Außerdem führe die Sozialisation in der Wissenschaft zu der Fähigkeit, in hohem Maße eigenständig zu arbeiten. An anwendungsnahen Hochschulen wird das Bild noch vielschichtiger: Hier bringen die Lehrenden weitere berufliche Expertisen aus allen Bereichen der Arbeitswelt ein. Schütz: "Es liegt auf der Hand, dass solche Mitglieder einer relativ anspruchsvollen Motivierung bzw. Personal- und Hochschulführung bedürfen."
Dementsprechend werden Hochschulen als "Expertenorganisationen" bezeichnet. Eine weitere Beschreibung geht davon aus, dass in den Abläufen einer Hochschule viele Entscheidungen eigentlich durch Aneinanderreihung von Ideen, Gelegenheiten und Interessen entstehen. Das diesbezügliche "Papierkorb-Modell" geht zurück auf eine Arbeitsgruppe um den Managementforscher Michael Cohen. Dazu Schütz: "Die Zuordnung von Problemen und Lösungen ist in Hochschulen von ungeplanten Entwicklungen und persönlichen Kenntnissen, Fähigkeiten und Neigungen geprägt. Wie in einem Papierkorb vermengen sich, vereinfacht ausgedrückt, Schnipsel und Schichten, sprich Einfälle und Entscheidungen. Ideen für Schreib- oder Forschungsprojekte können sogar auf spontane oder zufällige Weise zustande kommen. Das macht zum Teil gerade die Innovativität von Wissenschaft aus."
Eine weitere aufschlussreiche Beobachtung wird mit dem Begriff der "losen Koppelung" assoziiert, der von dem Organisationspsychologen Karl E. Weick geprägt wurde: Hochschulen bestehen aus verschiedenen Fachbereichen und Studiengängen. Mit zunehmender Größe und Differenzierung gedeihen in den angebotenen Fächern dann auch diverse Expertensysteme. Dazu Schütz: "Medizin, Immobilienwirtschaft, Soziale Arbeit oder VWL sind eher locker oder lose gekoppelte Einheiten. Die gemeinsame Klammer besteht in organisatorischen Angelegenheiten und natürlich in elementaren Wissenschaftsprinzipien. Aber der Umgang mit Fachinhalten, die Arbeitsmethoden und Leistungsbeurteilung werden in vielen Punkten deutlicher voneinander abweichen."
Können Studierende aus diesen Erkenntnissen einen Nutzen ziehen? Sie würden im Laufe ihrer Studienzeit sicherlich feststellen, dass verschiedene Dozenten und Studienschwerpunkte zu unterschiedlichen Formen der Arbeitsweise und der Lehrstile führen, so Schütz gegenüber NBS Marketing. "Das ist bisweilen ein praktisches Problem, wenn Studierende bemerken, dass derselbe Kurs von verschiedenen Leuten und in verschiedenen Semestern gelehrt in der Konsequenz nicht dieselben Gestaltungsformen aufweist. Wir Lehrenden sind ja auch Individuen mit eigenen Berufs- und Fachbiografien. Ich glaube, man kann sich ein Stück weit darauf einstellen. Welche Schwerpunkte hat die Dozentin, worauf legt sie oder er fachlich Wert? Sich zu informieren hilft Lehrenden und Studierenden; und die Abklärung der Erwartungshaltungen."
Der vollständige Beitrag in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Forschung & Lehre" (12/19) kann in der Originalpublikation abgerufen werden.
https://www.nbs.de/die-nbs/aktuelles/news/details/news/keine-organisation-wie-je... - PM auf www.nbs.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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überregional
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