idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
18.12.2019 19:00

Neuronale Schaltzentrale steuert Hirnzustand

Dr. Daniel Fleiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik

    Ein Schaltkreis im Gehirn fungiert als Impulsgeber

    Bitte beachten Sie die Sperrfrist. Sie endet heute, 18. Dezember, um 19:00 Uhr.

    Einem internationalen Team von Neurowissenschaftlern ist es gelungen, einen Mechanismus im Gehirn von Zebrafischlarven auszumachen, der zwischen zwei Motivationsstufen hin- und herschaltet. Mit modernsten bildgebenden Verfahren konnte das Team auch einen zentralen Schaltkreis serotoninproduzierender Neuronen in diesem in der Forschung häufig verwendeten Modellorganismus lokalisieren. Wie dieser Schaltvorgang im Gehirn funktioniert, war bisher eine in den Neurowissenschaften unbeantwortete Frage. Nun wurde ihre Entdeckung in Nature erstmals vorgestellt.

    Laut ihrer Studie, die am Rowland Institute der Harvard University durchgeführt wurde, handelt es sich bei diesem Mechanismus um einen zentralen Datenknoten von Neuronen, die kontinuierlich ein bestimmtes Signal senden und damit die Aktivität im Gehirn dynamisch koordinieren. In einem Zustand konzentriert sich der Fisch mit langsamen Bewegungen auf die Jagd nach Beute. Im anderen Fall erkundet das Tier mit flinken Bewegungen seine Umgebung.

    Die Forschergruppe bestehend aus João Marques, Meng Li, Diane Schaak, Drew Robson und Jennifer Li hat diese zwei unterschiedlichen Hirnzustände so identifiziert: Während des Beutefangs sind Fische hoch fokussierte und effiziente Jäger. Während der reinen Erkundung neigen sie zur Unruhe und sind, was Beute betrifft, unachtsam. Ihre Aufmerksamkeit als Jäger und Fokussierung auf Beutefang ändert sich jeweils schlagartig.

    "Die neuronale Aktivität an diesem zentralen Knotenpunkt im Gehirn ist bemerkenswert. Zeitlich betrachtet fallen die Signalintensität und der Moment der Verhaltensänderung zusammen. Der Verlauf ist asymmetrisch, erreicht schnell einen Höhepunkt und fällt dann langsam ab", erklärten Jennifer Li und Drew Robson, die die Hauptautoren dieser Studie sind.

    Entdeckung eines elektrochemischen Uhrwerks im Gehirn

    Mit einem von den Wissenschaftlern selbst entwickelten Tracking-Mikroskop ist es möglich, die Verhaltensphänomene der Zebrafische in freier Umgebung zu verfolgen. Die kleinen Fischlarven schwimmen ohne Beeinträchtigung umher, während die Wissenschaftler mit ihrem Mikroskop durch die sehr dünne und transparente Kopfhaut die Aktivität des Gehirns in Echtzeit optisch aufzeichnen und analysieren können.

    Ihre technische Erfindung verhalf ihnen schließlich dazu, dieses elektrochemische Uhrwerk im Gehirn auszumachen, das die zeitliche Struktur von Motivation und Entscheidungsfindung zu beeinflussen scheint. Laut der Autoren gibt es Hinweise darauf, dass dieser Mechanismus im Laufe der Evolution entstand und erhalten blieb. Eine vereinfachte Form davon dürfte auch die Bewegung von Würmern steuern, und eine komplexere Variante könnte die kortikale Aktivität bei Säugetieren und möglicherweise beim Menschen koordinieren. Es werden weiterführende Studien notwendig sein, um vollständig zu verstehen, warum und wie sich dieser Schaltmechanismus im Laufe der Evolution entwickelte und auch erhalten blieb.

    Über die Studienleiter Jennifer Li und Drew Robson

    Jennifer Li und Drew Robson forschen auf Systemebene seit über einem Jahrzehnt zu Grundverständnissen neuronaler Schaltungen und wie sie moduliert werden. Seit 2014 leiteten Jen und Drew gemeinsam ein Labor (rolilab.org), zunächst als Rowland Fellows zwischen 2014 und 2019 an der Harvard University und nun als Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen.

    Jennifer Li erhielt ihren B.A. in Molekularbiologie von der Princeton University, wo sie im Labor von Eric Wieschaus im Fachgebiet der Entwicklungsbiologie arbeitete. Sie promovierte an der Harvard University und forschte dort in den Labors von Alexander F. Schier und Florian Engert an Fragestellungen zu operantem Lernen und neuronaler Bildgebung.

    Drew Robson erhielt seinen B.A. in Mathematik von der Princeton University und war in den Laboratorien von Olga Troyanskaya und Eric Wieschaus in den Fachbereichen Computerbiologie und Biophysik tätig. Er promovierte an der Harvard University, wo er im Labor von Alexander F. Schier und Florian Engert in den Forschungsfeldern thermosensorischen Verhaltens und neuronaler Bildgebung arbeitete.

    Diese Studie wurde am Rowland Institute der Harvard University (Cambridge, Massachusetts, USA) durchgeführt. Bitte beachten Sie auch einen Bericht zu diesem Thema, der in The Harvard Gazette online erscheinen wird.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Jennifer Li, PhD
    Forschungsgruppenleiterin
    Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik
    Telefon: +49 7071 601 1601
    e-Mail: jennifer.li@tuebingen.mpg.de

    Drew Robson, PhD
    Forschungsgruppenleiter
    Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik
    Telefon: +49 7071 601 1602
    e-Mail: drew.robson@tuebingen.mpg.de


    Originalpublikation:

    DOI: 10.1038/s41586-019-1858-z


    Weitere Informationen:

    http://news.harvard.edu/gazette/


    Bilder

    Jennifer Li and Drew Robson, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen.
    Jennifer Li and Drew Robson, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für biologische Kybernet ...
    Martin Breidt / Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik
    None

    Künstlerische Illustration der Zebrafischlarven
    Künstlerische Illustration der Zebrafischlarven
    Sarah Stednitz, Martin Vötsch / Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Jennifer Li and Drew Robson, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen.


    Zum Download

    x

    Künstlerische Illustration der Zebrafischlarven


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).