idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
24.01.2020 10:00

Gleichheit befördert Lebensqualität

Katharina Vorwerk Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

    Studie zeigt Einfluss von Einkommensungleichheit und Wohlstand auf das Ausmaß gesundheitlicher und sozialer Probleme in reichen Ländern

    Reiche Länder unterscheiden sich stark im Ausmaß ihrer gesundheitlichen und sozialen Probleme. Im internationalen Vergleich weisen Länder mit einem großen Einkommensgefälle zwischen Arm und Reich mehr soziale und gesundheitliche Probleme auf – von Tötungsdelikten bis hin zu Fettleibigkeitsraten. Eine vergleichende Analyse dieser Probleme in 40 reichen Gesellschaften zeigte, dass die asiatischen und europäischen Länder deutlich besser abschneiden als die anglophonen und lateinamerikanischen Länder.
    Die Länder mit den meisten gesundheitlichen und sozialen Problemen sind Trinidad und Tobago, Uruguay und die Vereinigten Staaten. Am wenigsten betroffen sind Japan, Südkorea und Singapur, gefolgt von Island, Norwegen und der Schweiz. Deutschland erreicht Platz 15, direkt hinter Österreich. Insgesamt ist das Ausmaß an gesundheitlichen und sozialen Problemen größer in Ländern mit ausgeprägter Einkommensungleichheit und geringer in Ländern mit höherem Wohlstandsniveau.

    Dies sind die Ergebnisse einer Studie der Soziologen Prof. Jan Delhey und Leonie Steckermeier der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Sie untersuchten für 40 einkommensstarke Länder aus allen Weltregionen, ob Einkommensungleichheit und nationaler Wohlstand das unterschiedliche Ausmaß vorhandener Probleme erklären können.

    „Einkommensungleichheit ist schlecht für die Gesellschaft, da sie die sozialen Bindungen zwischen den Menschen schwächt, was wiederum die Entstehung und Verbreitung von gesundheitlichen und sozialen Problemen wahrscheinlicher macht“, so Prof. Jan Delhey, Inhaber des Lehrstuhls für Makrosoziologie der Universität Magdeburg. Zugleich seien reichere Länder insgesamt weniger problembelastet. „Wirtschaftlicher Wohlstand geht mit stärkeren sozialen Bindungen in der Gesellschaft einher und dämpft dadurch gesundheitliche und soziale Probleme. Das ist der Hauptgrund für das von uns gefundene geografische Muster, das zeigt, dass soziale und gesundheitliche Probleme in Lateinamerika und den anglophonen Ländern verbreiteter sind als in europäischen und insbesondere asiatischen Ländern", erklärt der Erstautor des Artikels weiter.

    Die gute Nachricht sei aber, dass soziale und gesundheitliche Probleme in den meisten Ländern zwischen 2000 und 2015 abgenommen hätten, auch wenn man nicht eindeutig erklären kann weshalb. „In Europa scheint der steigende Wohlstand zu weniger Problemen geführt zu haben, aber für die außereuropäischen Länder bleibt unklar, warum genau sich das Ausmaß der Probleme verändert hat. Das zeigt uns, dass neben der Einkommensungleichheit und dem wirtschaftlichen Wohlstand auch andere Faktoren bei der Entwicklung solcher Probleme eine Rolle spielen", erklärt Leonie Steckermeier, Zweitautorin der Studie. „Dennoch sollte die eher positive Entwicklung in den meisten Ländern sowohl Wissenschaftler als auch die Öffentlichkeit dazu veranlassen, das weit verbreitete negative Bild heutiger Gesellschaft zu überdenken“, so Steckermeier weiter.

    Die empirische Analyse der Soziologen basierte auf einem Set von sechs Problemen, die häufiger in unteren Einkommens- und Bildungsschichten vorkommen als in den oberen. Als Indikatoren gesundheitlicher Probleme wurden niedrige Lebenserwartung, hohe Kindersterblichkeit und Fettleibigkeit herangezogen, als Indikatoren sozialer Probleme vorsätzliche Tötungsdelikte, Teenagerschwangerschaften und Inhaftierungsraten. Die Daten wurden aus internationalen Quellen wie der Weltbank und der Weltgesundheitsorganisation für die Jahre 2000 bis 2015 zusammengestellt und ermöglichen den Vergleich von gesundheitlichen und sozialen Problemen zwischen den Ländern und im Zeitvergleich.

    Die Studie wurde im Rahmen des Projekts „Ungleichheit, Statusängste, Lebensqualität. Eine Überprüfung und Erweiterung der Spirit-Level-Theorie für Europa“ am Lehrstuhl für Makrosoziologie der Universität Magdeburg durchgeführt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
    Sie ist im internationalen Wissenschaftsjournal Social Indicators Research (SIR) erschienen und kann kostenfrei heruntergeladen werden: Delhey, Jan and Steckermeier, Leonie C. (2019) ‚Social Ills in Rich Countries: New Evidence on Levels, Causes, and Mediators‘, Social Indicators Research, Online First.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Jan Delhey, Institut für Gesellschaftswissenschaften, Universität Magdeburg, Tel.: +49 391 67-56537, E-Mail: jan.delhey@ovgu.de


    Originalpublikation:

    https://link.springer.com/article/10.1007/s11205-019-02244-3


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).