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11.11.2020 12:04

Forschungsergebnis: Führungskräfteprogramme mit Kultureller Bildung fördern persönliche und soziale Kompetenzen

Alexandra Hahn Geschäftsstelle / Kommunikation
Rat für Kulturelle Bildung e.V.

    Good Leadership erfordert künstlerisches Tun, persönliche Reflexion und Transfer auf Führungshandeln

    Fortbildungsprogramme, die auf Kulturelle Bildung setzen, steigern die Selbstreflexion bei angehenden Führungskräften enorm und fördern ihre Persönlichkeitsentwicklung und Wertehaltung. Zu diesem Ergebnis kommen Prof. Dr. Barbara Lämmlein und Prof. Dr. Ulrike Gerdiken von der Frankfurt University of Applied Sciences in dem durch die Karl Schlecht Stiftung geförderten Forschungsprojekt „Durch Kulturelle Bildung zu Good Leadership?“. Für dieses führten sie Interviews mit zwei voneinander unabhängigen Gruppen von angehenden Führungskräften.

    Die Ergebnisse zeigen, dass die intensive Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur vor allem die Selbstreflexion und den Erwerb sozialer Kompetenzen fördert. Dies sehen die Wissenschaftlerinnen als Grundlage für ein späteres Leitungshandeln im Sinne eines „Good Leadership“ – einem wertschätzenden, dialogischen, humanistischen Führungskonzept.

    Persönlichkeitsentwicklung als Voraussetzung für gute Führung fördern

    Damit die Erkenntnisse aus der praktischen Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur auf ein späteres Führungshandeln übertragen werden können, brauchen Führungskräfte jedoch auch die Fähigkeit, das ästhetisch Erlebte zu reflektieren und auf das persönliche, gesellschaftliche und berufliche Handeln zu übertragen. Dies kann durch die theoretische Auseinandersetzung mit den Themen Ethik und Leadership gefördert werden, wie die Befragung der Gruppen bestätigte.

    „Optimal für Führungskräfteprogramme mit Kultureller Bildung wäre eine Kombination aus ästhetischem Erleben und theoretischer Reflexion. Zunächst ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Person für gutes Führungshandeln unerlässlich. Sie ist besonders intensiv, wenn sie im aktiven Tun erlebt wird, anschließend reflektiert wird und daraus Konsequenzen für das eigene Handeln abgeleitet werden. Eine Metareflexion ist zusätzlich wichtig, um die persönliche Erfahrung mit dem Führungshandeln in Verbindung zu bringen“, resümiert Gerdiken.

    Kunst und Kultur im gruppendynamischen Prozess erleben

    Studierende, die sich über neun Wochenenden intensiv mit Kunst und Kultur beschäftigten, berichteten in den Interviews besonders von der Auseinandersetzung mit der eigenen Person, der Frage nach Sinnerfüllung sowie dem Umgang mit und der Wertschätzung von Vielfalt und Verschiedenheit. Implizit zeigen ihre Aussagen, dass die Haltungen und Kompetenzen, die sie benennen, sich mit denen decken, die die Wissenschaftlerinnen für das Führungskonzept eines Good Leadership identifiziert haben. Dazu zählen Selbst-, Sozial- und Methodenkompetenzen wie Entscheidungsfähigkeit, Kreativität, Fehlerfreundlichkeit, Experimentierfreude, Problemlösefähigkeit oder Offenheit für Andersdenkende.

    Ein weiteres Forschungsergebnis ist, dass das Gemeinschaftserleben und die Auseinandersetzung mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen wesentlichen Beitrag zur persönlichen Reflexionsfähigkeit leisten. Damit werden Erkenntnisse aus der ästhetischen und Kulturellen Bildung bestätigt, die auf die Bedeutung des Sozialen in der Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur hinweisen.

    Die Werte des Führungskonzeptes Good Leadership beachten

    Als Good Leadership bezeichnen Lämmlein/Gerdiken einen Führungsansatz, der durch Subjektorientierung, eine wertschätzende Haltung und einen auf Dialog basierenden gleichberechtigten Umgang miteinander geprägt ist. Mitarbeitenden wird partnerschaftlich und auf Augenhöhe begegnet, ihnen wird größtmögliche Handlungsfreiheit gegeben. Fehler werden als Entwicklungschancen verstanden und der gesellschaftlichen Verantwortung eines Unternehmens wird eine ebenso hohe Bedeutung zugemessen wie dem Streben nach wirtschaftlichem Erfolg. Für das Konzept von Good Leadership haben die Forscherinnen Grundaussagen verschiedener erziehungs- und wirtschaftswissenschaftlicher Führungskonzepte zusammengeführt und durch das Selbstverständnis der Kulturellen Bildung ergänzt.
    „Damit Unternehmen für die Zukunft gut aufgestellt sind, müssen sie Führung anders denken. Förderprogramme, die ein solches Denken unterstützen, sollten drei Dinge zusammenbringen: die Werte von Good Leadership, die theoretische Auseinandersetzung mit Ethik und Leadership und die Handlungsprinzipien der Kulturellen Bildung. Dann können sie nach unserer Überzeugung einen wichtigen Beitrag zu einer humaneren, gerechteren und nachhaltigen Wirtschaft leisten“, so Gerdiken.

    Über das Forschungsprojekt

    Das Forschungsprojekt „Durch Kulturelle Bildung zu Good Leadership? Theoretische Grundlagen und didaktische Konzepte für eine kulturpädagogische Führungskräftequalifizierung“ wurde durch den Stiftungsverbund Rat für Kulturelle Bildung e. V. mit Finanzierung seitens der Karl Schlecht Stiftung gefördert. Die Wissenschaftlerinnen führten Interviews mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem „Bronnbacher Stipendium“ des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im
    BDI e. V. und mit Studierenden aus dem Masterstudiengang „Leadership“ an der Frankfurt University of Applied Sciences. Die Interviews fanden zu Beginn des Bronnbacher Stipendiums im April 2019 und nach Abschluss des Stipendiums im März 2020 statt. Sie wurden als leitfadengestützte, problemzentrierte Interviews durchgeführt und mit der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.

    Informationen:

    Der „Forschungsfonds Kulturelle Bildung“
    Der Forschungsfonds Kulturelle Bildung ist ein Projekt des Stiftungsverbundes Rat für Kulturelle Bildung e. V., gefördert von der Stiftung Mercator und der Karl Schlecht Stiftung. Die Förderlinie der Karl Schlecht Stiftung zu Ethik und Leadership fokussiert auf Fragen der Persönlichkeitsentwicklung von angehenden Führungskräften in der Wirtschaft durch Kulturelle Bildung, insbesondere im Hinblick auf Kreativität, ethisch-moralische und sozial-kommunikative Kompetenzen.

    Förderlinie „Ethik und Leadership“ der Karl Schlecht Stiftung im Forschungsfonds Kulturelle Bildung:
    Projekttitel
    „Durch Kulturelle Bildung zu Good Leadership? Theoretische Grundlagen und didaktische Konzepte für eine kulturpädagogische Führungskräftequalifizierung“

    Projektpartner
    Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich Wirtschaft und Recht: Prof. Dr. Barbara Lämmlein (Projektleitung), Prof. Dr. Ulrike Gerdiken (Wissenschaftliche Mitarbeiterin) und Hannah Lutz (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)

    Die beiden Untersuchungsgruppen:
    Das „Bronnbacher Stipendium – Kulturelle Kompetenz für künftige Führungskräfte“:
    Das Bronnbacher Stipendium – Kulturelle Kompetenz für künftige Führungskräfte wurde vom Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e. V. 2004 mit dem Ziel ins Leben gerufen, die kulturellen Kompetenzen ausgewählter künftiger Führungskräfte bereits als Studierende zu fördern und sie zu motivieren, als spätere Entscheider auch gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Kooperationspartner ist seit 2004 die Universität Mannheim und seit 2017 zusätzlich das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Es wird von der BASF SE (Hauptsponsor), der Daimler AG und der Karl Schlecht Stiftung sowie weiteren Förderern unterstützt.

    Der Studiengang „Leadership – Master of Arts (M.A.)“ an der Frankfurt University of Applied Sciences:
    „Leadership“ wird an der Frankfurt UAS im Rahmen des dreisemestrigen Master-Studiums von den Studierenden selbst erforscht und erlernt. Sie entwickeln ihre eigene (Führungs-)Persönlichkeit in Prozessen der Selbstreflexion, unter anderem in Modulen wie Teamentwicklung (Wirkung in und auf Gruppen), Empowerment (Stärken und Schwächen erkennen und nutzen) und Ethics (Werte und Vielfalt ausgestalten). Der Studiengang qualifiziert die Absolventinnen und Absolventen für vielfältige Führungs- und Managementaufgaben in Linienfunktionen von Unternehmen, zum Beispiel Business-Development, Human Resources, Marketing – sowie für das weite Feld der Unternehmensberatungen.

    Pressemappe: Forschungsergebnisse und Handlungsempfehlungen finden Sie in einer ausführlichen Zusammenfassung unter rat-kulturelle-bildung.de.
    Video: Einen Film zum Projekt finden Sie auf Website und YouTube-Kanal.
    Fotos: Pressebildmaterial steht im Newsroom der Website zur Verfügung.
    Social Media: Die Geschäftsstelle des Rates für Kulturelle Bildung kommuniziert auf Twitter unter @RatKuBi zum Forschungsprojekt unter den Hashtags #ForschungsfondsKuBi #FFKuBi #GoodLeadership #KulturelleBildung.

    Pressekontakt:
    Alexandra Hahn
    Telefon: 0201-89 94 35-12
    E-Mail: hahn@rat-kulturelle-bildung.de


    Weitere Informationen:

    https://www.rat-kulturelle-bildung.de/newsroom/pressemitteilungen/artikel/detail...
    https://www.rat-kulturelle-bildung.de/fileadmin/user_upload/Zusammenfassung_Fors...


    Bilder

    Workshop mit Dirigentin Anna-Sophie Brüning beim Bronnbacher Stipendium in der Staatsoper Hamburg
    Workshop mit Dirigentin Anna-Sophie Brüning beim Bronnbacher Stipendium in der Staatsoper Hamburg
    ©Benedikt Liebig

    Prof. Barbara Lämmlein, Prof. Ulrike Gerdiken
    Prof. Barbara Lämmlein, Prof. Ulrike Gerdiken
    © Frankfurt UAS


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Workshop mit Dirigentin Anna-Sophie Brüning beim Bronnbacher Stipendium in der Staatsoper Hamburg


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    Prof. Barbara Lämmlein, Prof. Ulrike Gerdiken


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