idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
25.11.2020 12:47

Erdgasknappheit gefährdete Chinas Ziele zur Verbesserung der Luftqualität

Anne Reuter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Chemie

    Im Winter 2017 führten Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität und eine Erdgasknappheit in China zu einer starken regionalen Umverteilung der Luftverschmutzung. Eine neue Studie des Max-Planck-Instituts für Chemie zeigt die starke gegenseitige Abhängigkeit von Energiepolitik und Maßnahmen zur Kontrolle der Luftqualität und zur Eindämmung des Klimawandels.

    Zu den Schlüsselthemen in der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt im Anthropozän gehören die Luftverschmutzung und die Bekämpfung des Klimawandels. Dabei sind sowohl die Wirksamkeit als auch die Auswirkungen von Umweltschutzmaßnahmen eng mit der Energieversorgung und den industriellen Aktivitäten von Ländern und Regionen verbunden. Eine neue Studie von Forscherinnen und Forschern des Max-Planck-Instituts für Chemie (MPIC) zeigt, dass eine Erdgasknappheit im Winter 2017 die Ziele und den Nutzen der chinesischen „Kohle-zu-Gas“-Politik gefährdete und zu einer Verschlechterung der Luftqualität in großen Gebieten und für weite Teile der Bevölkerung in Südchina führte.

    Um die Verwendung sauberer und kohlenstoffarmer Brennstoffe in Nordchina zu fördern und gleichzeitig die Luftverschmutzung zu reduzieren, entwickelte die chinesische Regierung die sogenannten „Kohle-zu-Gas"- und „Kohle-zu-Strom“- Strategien. Im Winter 2017 kam es zu einer umfassenden Umsetzung dieser Maßnahmen zur Emissionsminderung, die schließlich auch zu einer deutlichen Verringerung der Feinstaubkonzentration (PM 2,5) um rund 14 Prozent im Vergleich zu 2016 in Nordchina führte. Während sich jedoch die Luftqualität im Norden verbesserte, kam es in großen Gebieten Südchinas zu einem unerwarteten Anstieg der PM2,5-Konzentrationen um rund 15 Prozent.

    Ursachenforschung für Smog-Verlagerung

    Mithilfe satelliten- und bodengestützter Messungen, Emissionsschätzungen sowie Simulationen chemischer Transportmodelle fanden die Forscherinnen und Forscher des MPI für Chemie heraus, dass die Zunahme der Luftverschmutzung in Südchina auf einen gravierenden Erdgasmangel in jenem Winter zurückzuführen war. „Dieser Mangel an Erdgas veranlasste die Menschen dazu, weniger saubere Energiequellen als Ersatz zu nutzen, was wiederum zu stärkeren Schadstoffemissionen und einer Verschlechterung der Luftqualität in den von der Gasknappheit betroffenen südlichen Regionen führte", erklärt Siwen Wang, Postdoc am Max-Planck-Institut für Chemie.

    „Die regionale Umverteilung der Luftverschmutzung, die durch die „Kohle-zu-Gas“-Strategie in Nordchina im Zusammenhang mit der Erdgasknappheit ausgelöst wurde, könnte die allgemeine Luftqualitätsverbesserung gefährden, die vom Übergang zu saubereren Energien erwartet wird“, fasst Hang Su, Gruppenleiter in der Abteilung Multiphasenchemie, zusammen.

    „Unsere Forschungsergebnisse zeigen die große Bedeutung der regionalen, nationalen und internationalen Energieversorgung für die gemeinsamen Ziele von Luftreinhaltung und Klimaschutz. Sie bestätigen einen Bedarf nach effizienter Koordination der Umwelt- und Energiepolitik im Hinblick auf die großen Herausforderungen der Zukunftsgestaltung“, schlussfolgert Yafang Cheng, Leiterin der unabhängigen Minerva-Forschungsgruppe am MPI für Chemie.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Hang Su
    Max-Planck-Institut für Chemie
    Abteilung Multiphasenchemie
    Tel: +49 (6131) 305-7300
    E-Mail: h.su@mpic.de

    Dr. Yafang Cheng
    Max-Planck-Institut für Chemie
    Minerva Research Group,
    Tel: +49 (6131) 305-7200
    E-Mail: yafang.cheng@mpic.de


    Originalpublikation:

    “Natural gas shortages during the “coal-to-gas” transition in China have caused a large redistribution of air pollution in winter 2017”, Siwen Wang, Hang Su, Chuchu Chen, Wei Tao, David G. Streets, Zifeng Lu, Bo Zheng, Gregory R. Carmichael, Jos Lelieveld, Ulrich Pöschl and Yafang Cheng, PNAS, doi: 10.1073/pnas.2007513117.


    Bilder

    Smog über Peking.
    Smog über Peking.
    Guolin Han
    Guolin Han

    Eine Erdgasknappheit, die die Folge der chinesischen „Coal to gas“-Strategie zur Verbesserung der Luftqualität war, verursachte im Winter 2017 eine Umverteilung der Luftverschmutzung von Nord- nach Südchina.
    Eine Erdgasknappheit, die die Folge der chinesischen „Coal to gas“-Strategie zur Verbesserung der Lu ...
    doi: 10.1073/pnas.2007513117
    MPI für Chemie


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Smog über Peking.


    Zum Download

    x

    Eine Erdgasknappheit, die die Folge der chinesischen „Coal to gas“-Strategie zur Verbesserung der Luftqualität war, verursachte im Winter 2017 eine Umverteilung der Luftverschmutzung von Nord- nach Südchina.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).