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24.01.1997 00:00

Manchmal hilft ein neuer Stuhl

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    21/97

    Manchmal hilft ein neuer Stuhl

    Krankheiten des Nervensystems am Arbeitsplatz

    Auch wenn die Krankheiten des Nervensystems nicht zu den haeufigsten Erkrankungen der arbeitenden Bevoelkerung gehoeren, so ist ihr Anteil als Ursache fuer Arbeitsunfaehigkeit ungleich hoeher. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Institut fuer Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Sozialhygiene der Universitaet zu Koeln von Dr. Klaus Brombach angefertigte Forschungsarbeit, in deren Rahmen Daten aus einer Erhebung des TUEV-Rheinland aus den Jahren 1982 bis 1987 aufgearbeitet wurden.

    Obwohl nur ein sehr geringer Teil der gestellten Diagnosen (circa ein Prozent) auf die neurologischen Erkrankungen entfiel, sollte ihre Bedeutung nach Auffassung des Koelner Arztes nicht unterschaetzt werden, da es gerade bei solchen Krankheiten ueberproportional haeufig zu Krankschreibungen kommt und somit zu einer entsprechenden finanziellen Belastung des Arbeitgebers. Krankheiten des Nervensystems unterscheiden sich in ihrem Schweregrad nicht selten von anderen Krankheiten, mit denen der Betriebsarzt gemeinhin konfrontiert wird, und die fruehzeitige Diagnose ist wichtig. Frauen sind in der Regel haeufiger von neurologischen Erkrankungen betroffen als Maenner, und bei Arbeitnehmern aus weniger privilegierten ungelernten Berufen werden solche Beschwerden im Vergleich zu ihren hoeher qualifizierten Kollegen haeufiger diagnostiziert.

    Auch wenn circa 10 bis 20 Prozent aller Menschen regelmaessig unter Kopfschmerzen leiden und fuenf Prozent einmal im Leben einen epileptischen Anfall haben, lagen bis dato weder dem Fachverband der deutschen AErzteschaft noch dem statistischen Bundesamt Zahlen ueber die Verteilung von neurologischen Beschwerden vor. Grundsaetzlich ist gerade diese Klasse von Erkrankungen oft nur sehr schwer zu diagnostizieren. So werden etwa die ersten Symptome von Multipler Sklerose von Medizinern haeufig als fluechtige Symptome bezeichnet und koennen leicht fehlinterpretiert werden. Bestimmte Formen von Epilepsie koennen nur mit groesserem technischen Aufwand festgestellt werden, als der Betriebsarzt gemeinhin zur Verfuegung hat. Viele Migraene-Patienten stossen bei ihren Mitmenschen wegen ihrer "einfachen Kopfschmerzen" auf Unverstaendnis, wobei gerade Epilepsie und Migraene laut der Koelner Studie zu den haeufigsten Diagnosen (je ungefaehr zwanzig Prozent) innerhalb der neurologischen Erkrankungen zaehlen.

    Der Koelner Arzt Dr. Brombach beklagt, dass die betrieblichen Vorsorgeuntersuchungen von der Bevoelkerung nicht ausreichend akzeptiert werden. Er sieht den Betriebsarzt in einer Position, von der aus er vorbeugende und integrative Massnahmen einleiten koennte. Solche Schritte koennen sich in vielen Faellen auch arbeitsplatzerhaltend auswirken. Im Jahr 1980 z. B. blieb die Haelfte einer Gruppe von Epileptiker ganz oder teilweise ihrem Arbeitsplatz fern. Speziell Epileptiker haben unter der starken Stigmatisierung Ihrer Erkrankung zu leiden. Die Therapie mit Antiepileptika wirkt sich zudem auch auf die Arbeitsfaehigkeit aus. Die Konzentrationsfaehigkeit ist eingeschraenkt und die Belastbarkeit vor allem in Stresssituationen herabgesetzt. Ein reizarmer ruhiger Arbeitsplatz mit Kollegen, die Verstaendnis fuer sein Leiden aufbringen, koennten helfen die Anfallsbereitschaft des Epileptikers zu vermindern und seine Arbeitsleistungen zu verbessern. Im Einzelfall kann auch eine Weiterleitung an den Arbeitspsychologischen Dienst sinnvoll sein.

    Auch Migraeneattacken koennen individuell durch bestimmte Faktoren ausgeloest werden. Hier koennen ergonomische Massnahmen einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehmen. So koennen schon so kleine AEnderungen wie ein neuer Schreibtischstuhl und ein flimmerfreier Bildschirm ausreichen, um die Haeufigkeit der Krankschreibungen zu vermindern. Solche Investitionen sind nach Meinung von Dr. Brombach aus der Sicht des Arbeitgebers unter Beruecksichtigung der Kostenersparnis allemal lohnenswert.

    Verantwortlich: Kristin Raabe

    Fuer Rueckfragen steht Ihnen Dr. Klaus Brombach unter der Telefonnummer 0221/410808 zur Verfuegung.

    Fuer die UEbersendung eines Belegexemplares waeren wir Ihnen dankbar.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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