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07.12.1999 15:37

Die Rosen von Malmaison

Ute Missel Presse und Kommunikation
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Universitätsbibliothek präsentiert Nachdruck des Rosenbuches von P.-J. Redouté

    Am Dienstag, 7. Dezember 1999, stellte die Universitätsbibliothek (UB) der Universität Erlangen-Nürnberg den Nachdruck der kolorierten Erstausgabe von 1817- 1824 des Pflanzenbuchs "The Roses" von Pierre-Joseph Redouté vor. Die UB Erlangen besitzt heute circa 40.000 Bände medizinisch-naturwissenschaftlicher Literatur aus der Zeit vor 1850. Dazu gehören auch mehrere Blumenbücher, sogenannte Florilegien. Als eines der schönsten und bekanntesten gilt das Rosenbuch von Pierre-Josephe Redouté, einem der bedeutendsten Blumenmalern des 19. Jahrhunderts. Es enthält 170 farbige Stiche in Punktiermanier in drei Bänden. Das Rosenbuch wurde der Bibliothek 1915 von Ida von Gagern geschenkt. Der jetzt vorliegende Nachdruck wurde durch den Benedikt Taschen Verlag ausgeführt.

    Fällt der Name Malmaison, denkt Kenner unwillkürlich an Kaiserin Josephine und ihren berühmten Rosengarten. Der Name Malmaison ist untrennbar mit ihr verbunden, sie hatte das kleine Schloß südlich von Paris 1799 für 250.000 Francs erworben und ihrem persönlichen Geschmack entsprechend eingerichtet. Obwohl das Kaiserpaar offiziell in den Tuilerien lebte und Hof hielt, wurde Malmaison ihr privates Heim, in das sich auch Napoleon gern zurückzog, wann immer es die Staatsgeschäfte erlaubten. Nach ihrer Scheidung von Napoleon lebte Josephine permanent in Malmaison, wo sie im Jahre 1814 auch verstarb.

    Malmaison war berühmt für seine Gartenanlagen. Josephine, eine Kreolin aus Martinique, liebte Pflanzen über alles und ließ im Laufe der Jahre, die sie in Malmaison verbrachte, die Gartenanlagen völlig umgestalten. Aus aller Welt ließ sie schöne und seltene Pflanzen zusammentragen und in Malmaison kultivieren, so daß Malmaison eher ein botanischer Garten, denn ein traditioneller Schloßpark wurde. Ihr besondereres Augenmerk galt den Rosen, sie ist die Schöpferin des weltberühmten Rosengartens von Malmaison, der heute leider nicht mehr existiert.

    Josephines Ziel war es, möglich alle bekannten Rosensorten in Malmaison zu kultivieren; zu diesem Zweck hielt sie Kontakt zu den bedeutendsten europäischen Rosengärtnereien und Baumschulen, um die begehrten Rosenstöcke erhalten zu können. Das war teilweise mit erheblichen politischen Schwierigkeiten verbunden. Frankreich befand sich im Krieg mit fast allen europäischen Nationen, zudem hatte Napoleon seit 1806 die Kontinentalsperre verhängt, um das europäische Festland vom Handel mit Großbritannien abzuschließen, worauf Großbritannien 1807 mit dem Verbot für alle neutralen Schiffe, französische Häfen anzulaufen, reagierte. Großbritannien war schon damals bekannt für seine Rosenzucht und hatte aufgrund seines Kolonialreiches auch Zugang zu bislang in Europa unbekannten Arten. So erhielt zum Beispiel 1809 der Engländer Abraham Hume aus Kanton eine bislang in Europa unbekannte Rosensorte, die unter dem Namen "Rosa indica odorant" oder auch "Bengale à l'odeur de thé" eine Vorfahrin der zarten und sehr beliebten Teerosen wurde. Die Engländer nannten sie "Hume's Blush Tea-scented China", also die "Rosige nach Tee duftende Chinarose". Bereits 1810 wurde diese Rose in England kultiviert. Auch Kaiserin Josephine war an dieser neuen Rose für den Garten von Malmaison interessiert. Trotz der Spannungen zwischen England und Frankreich trafen die britische und französische Regierung eine Sondervereinbarung, um eine solche Chinarose für Malmaison zu beschaffen. Auch um die Sendung von Pflanzen aus den botanischen Gärten von Schönbrunn und Berlin, obwohl man sich mit beiden Ländern im Krieg befand bzw. befunden hatte, bemühte sich der Privatbotaniker der Kaiserin.

    Es kam der Kaiserin aber nicht nur auf die Kultivierung, sondern auch auf die Beschreibung der Pflanzen an. In Malmaison entstanden mehrere heute noch berühmte Blumenbücher. Das Interesse an derartigen Florilegien war ein Charakteristikum der Zeit. Das 19. Jahrhundert war das große Jahrhundert der Blumenbücher. Bereits in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts erschienen mehr illustrierte Blumenbücher als im ganzen 18. und fast doppelt soviele wie im 16. und 17. Jahrhundert zusammen. Es tauchte auch eine neue Art von Blumenbuch auf, die gärtnerische Monographie, die sich einer einzigen Gattung von Pflanzen widmete. Gleichzeitig erreichte die Darstellung der Pflanzen ihren künstlerischen Höhepunkt. Man verwendete neue Kupferstichverfahren, die sehr viel ausgefeiltere Wiedergaben ermöglichten. Für Pflanzendarstellungen wurde die Punktiermanier bevorzugt. Bevor die Blumen gestochen wurden, mußten sie gezeichnet werden.

    Der Blumenzeichner Pierre-Joseph Redouté
    Einer der berühmtesten Blumenzeichner war Pierre-Josephe Redoute, der Zeichner des jetzt nachgedruckten Bandes von "Les roses". Pierre-Josephe Redoute, 1759 in der Nähe von Lüttich geboren, stammte aus einer Familie von Malern. Nicht nur sein Vater und Großvater, sondern auch seine drei Brüder waren als Maler tätig. Nach mehrjähriger Wanderschaft kam er 1782 nach Paris, wo er als Bühnenbildner für das italienische Theater arbeitete. In seiner Freizeit zeichnete er Pflanzen, unter anderem auch im Jardin du Roi, dem heutigen Museum national d'Histoire Naturelle. Dort fiel er dem aus Holland stammenden Professor für naturkundliche Ikonographie, Gerard van Spaendonck, auf, der ihn zu seinem Assistenten ernannte und ausbildete. 1793 wurde Redouté wissenschaftlicher Zeichner an diesem Museum. Während dieser Zeit fand er in dem Amateurbotaniker l'Heritier de Brutelle einen Gönner, der ihn botanische Anatomie lehrte und ihn zu seinem Forschungsaufenthalt nach London mitnahm. Wieder zurück in Frankreich erheilt er den Titel eines Zeichenlehrers der Königin Marie Antoinette. Die Wirren der Revolution überstand Redoute unbeschadet und arbeitete weiter in seinem Beruf.

    Als Kaiserin Josephine Wissenschaftler und Künstler für die Beschreibung der Pflanzen ihres Parks suchte, stellte sie Redouté als Zeichner an; die Pflanzenbeschreibungen lieferten die Botaniker Ventenant und Bonpland. So entstand in den Jahren 1803-1805 das großformatige Prachtwerk "Jardin de Malmaison", mit 120 Tafeln nach Aquarellen von Redouté. Unter Josephines Protektorat wurde zwischen 1802 und 1816 das erste Blumenwerk von Redouté, der Band über die Lilien, genannt "Les Liliacees", veröffentlicht, für dessen 486 Farbpunktstiche Redoute die Aquarelle geliefert hatte.

    Erst nach Josephines Tod, in den Jahren 1817-1824 konnte "Les Roses", Redoutés Meisterwerk erscheinen. Es enthielt 170 Tafeln mit Abbildungen, von denen viele im Garten von Malmaison entstanden waren. Redouté konnte auch unter den Bourbonen weiter seinem Beruf nachgehen. 1822 trat er eine Stelle am Naturhistorischen Museum als Zeichenlehrer an und war außerdem als Zeichenlehrer der Gattin, Schwester und Tochter von Louis-Philipp tätig, was ihm nach der Julirevolution den Titel Blumenmaler des Kabinetts der Königin einbrachte. Aus Redoutés letzten Lebensjahren, er starb 1840, stammen zwei weitere wichtige Werke. 1827-1833 erschien ein Florilegium mit dem Titel "Choix des plus belles fleurs" mit 144 Tafeln und 1836 "Choix des soixante roses dediees a al reine des Belges", ein der belgischen Königin gewidmetes Rosenbuch mit 60 neuen Rosen.

    Der Rosengarten von Malmaison ist zerstört, aber Redoutés Werk hält die Erinnerung an ihn wach.

    Der jetzt erschienene Nachdruck ist im Buchhandel für 49,95 Mark erhältlich.

    * Weitere Informationen:
    Universitätsbibliothek, Christina Hofmann-Randall
    Universitätsstraße 4, 91054 Erlangen
    Tel.: 09131/85 -22158
    E-mail: Christina.Hofmann@bib.uni-erlangen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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