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20.04.1998 00:00

Lebenssituation behinderter Frauen: jede 10. Frau betroffen

Gerhard Harms Presse & Kommunikation
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

    CARL VON OSSIETZKY-UNIVERSITAET OLDENBURG PRESSEMITTEILUNG 104/98

    Jede 10. Frau ist betroffen: Zur Lebenssituation behinderter Frauen

    Oldenburg. "Geschieden, allein und geringes Einkommen" - so lautet die Bilanz eines Gutachtens zur Lebenssituation von Frauen mit Behinderungen. Autorin ist die Sonderpaedagogin Dr. Mathilde Niehaus von der Universitaet Oldenburg. Auftraggeber des Gutachtens, ueber das das Forschungsmagazin der Universitaet EINBLICKE in seiner juengsten Ausgabe berichtet, ist das Nordrhein-Westfaelische Ministerium fuer die Gleichstellung von Frau und Mann (Die soziale Lage behinderter Frauen, EINBLICKE Nr. 27, S. 22-24). Grundlage waren Interviews mit betroffenen Frauen und Maedchen sowie amtliche Daten und Statistiken.

    Danach zaehlt ueber die Haelfte der arbeitslosen weiblichen Behinderten zu den Langzeitarbeitslosen. Aufgrund der geringen Erwerbsquote weiblicher Schwerbehinderter ist ihre finanzielle Situation nach Aussagen der Oldenburger GutachterInnen "bemerkenswert schlecht". So bezogen 1992 rund 40 Prozent der erwerbstaetigen behinderten Frauen ein Nettoeinkommen von weniger als 1.400 Mark. Erschwerend kommt hinzu, dass im Vergleich mit Maennern behinderte Frauen haeufiger allein leben.

    Entgegen landlaeufiger Meinung stellen behinderte Frauen keinesfalls eine gesellschaftliche Randgruppe dar: immerhin jede zehnte Frau in Deutschland ist behindert, rund drei Millionen Maedchen und Frauen besitzen einen Schwerbehindertenausweis. Ob eine Behinderung aeusserlich leicht erkennbar oder eher verborgen ist, beeinflusst das Verhalten der Umwelt gegenueber den betroffenen Frauen. Viele fuehlen sich dafuer bestraft, dass sie die gesellschaftlichen Idealvorstellungen von Schoenheit, koerperlicher Unversehrtheit und Gesundheit nicht erfuellen koennen. Es fehlt ihnen ausserdem an wohnortnahen Assistenzangeboten und an der Moeglichkeit, selbst zu bestimmen, ob sie lieber von einer weiblichen oder maennlichen Person betreut werden moechten. "Ja, das ruht alles irgendwo im stillen Kaemmerchen, und man spricht hinter verschlossenen Tueren darueber, weil man sich ja auch geniert, viele zumindest, zu sagen: Ich brauch da Hilfe", lautet die typische Aussage einer Betroffenen. Auch die Situation in den Arbeitsaemtern erleben behinderte Frauen vielfach als problematisch. So empfand eine Betroffene, "dass Behinderte ja einfach so 'ne dritte geschlechtslose Masse bilden". Es gebe "Maenner und Frauen und Behinderte".

    Das Oldenburger Gutachten empfiehlt daher spezielle Beratungsangebote fuer die Betroffenen, aber auch fuer Betriebe, AEmter und Kammern. Denn die Situation wird zusaetzlich erschwert durch die Tatsache, dass die meisten Arbeitgeber sich der Verpflichtung entziehen, Schwerbehinderte einzustellen. So stellten 1994 bundesweit drei Viertel der Arbeitgeber keine(n) einzige(n) Schwerbehinderte(n) ein oder kamen ihrer Beschaeftigungspflicht nicht in vollem Umfang nach. Laut Gesetz ist jeder Arbeitgeber mit mehr als 15 Arbeitsplaetzen verpflichtet, sechs Prozent der Arbeitsplaetze mit Schwerbehinderten zu besetzen. Andernfalls sind pro unbesetzten Platz monatlich 200 DM zu zahlen. Arbeitnehmerinnen und ihre moeglichen Arbeitgeber muessten besser ueber ihre Rechtslage, Foerdermoeglichkeiten und ueber Behinderungen im Arbeitsleben informiert werden, lautet ein Fazit der Untersuchungen.

    An der Oldenburger Universitaet ist auch die Begleitforschung im Auftrag des Bundesministeriums fuer Arbeitzu dem Modellprojekt "Wohnortnahe berufliche Rehabilitation von Frauen" angesiedelt, ebenfalls unter der Leitung von Niehaus. Das Projekt ist 1996 von der Bundesarbeitsgemeinschaft fuer Rehabilitation initiert und in Sachsen-Anhalt, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland eingerichtet worden. Es soll die beruflichen Perspektiven von behinderten Frauen in der Bundesrepublik verbessern helfen. Frauen mit gesundheitlichen Einschraenkungen und Behinderungen werden darin unterstuetzt, an Umschulungsmassnahmen teilzunehmen.

    Kontakt: Dr. Mathilde Niehaus, Fachbereich 1 Paedagogik, Institut fuer Erziehungswissenschaft 2: Allgemeine Behindertenpaedagogik, Tel.: 0441/798-2176, Fax: -2012, e-Mail: niehaus@hrz1.uni-oldenburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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