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02.06.2008 14:41

Arzneimittel-Supply-Chain: Großer Handlungsbedarf

Dipl.-Ing. Kerstin Baldauf Pressestelle
Hochschule Wismar, University of Technology, Business and Design

    Zu einer 100-jährigen Hochschulgeschichte gehören nicht nur Feierlichkeiten, sondern selbstver-ständlich zahlreiche hochkarätige Fachveranstaltungen. Seit nunmehr acht Jahren stellen die Tage der Forschung, die in diesem Jahr vom 26. bis zum 30. Mai 2008 stattfanden, einen Höhepunkt der Präsentation des breiten Spektrums an Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf dem Wismarer Campus dar.

    Rund 1.000 Gäste nahmen an den acht Fachveranstaltungen teil, die z. T. parallel auf dem Campus und im Technologie- und Forschungszentrum stattfanden. "Besonders auffällig war in diesem Jahr der hohe Anteil internationaler Projekte. Dies ist ein Spiegelbild der fortgeschrittenen internationalen Ausrichtung der Hochschule Wismar insgesamt.", verweist Oliver Greve, Organisator der Tage der Forschung und Beauftragter für den Technologietransfer der Hochschule Wismar, auf die Entwicklung der Bildungseinrichtung.

    Die Tagung zum deutschen Arzneimittelmarkt mit dem Titel "Arzneimittel-Supply Chain" gehörte zu den Glanzlichtern der Veranstaltungen der letzten Woche. Der deutsche Arzneimittelmarkt ist Gegenstand zahlreicher politischer und juristischer Kontroversen. Die auf diesem Markt agierenden Unternehmen und Institutionen wie Pharma-Unternehmen, Großhändler und Apotheken bilden die Arzneimittel Supply Chain und sind fortlaufendem Veränderungsdruck ausgesetzt. "Es gibt eine Menge an Dingen, die nicht optimal in der "Arzneimittel-Supply Chain" organisiert sind. Aber das muss natürlich nicht so bleiben." Mit dieser Aussage des Direktors des Instituts für Pharmakoökonomie und Arzneimittellogistik (IPAM) an der Hochschule Wismar, Prof. Dr. Thomas Wilke, begann die eintägige Tagung zum deutschen Arzneimittelmarkt. Insgesamt 17 Referenten beschäftigten sich mit Themen, die aus verschiedenen Blickwinkeln die Arzneimittelversorgung beleuchteten. Drei inhaltliche Themenschwerpunkte wurden diskutiert:

    Im Themenkomplex "Organisation des deutschen Arzneimittelmarktes" wurde diskutiert, welche allgemeinen Perspektiven der deutsche Arzneimittelmarkt in Zukunft haben wird. Von einleitenden Bemerkungen zum Markt mit Blick auf die deutlich unterschiedlichen aktuellen Umsatzrendite von Herstellern, Großhändlern und Apotheken über den aktuellen Stand der wissenschaftlichen und politischen Diskussion zur Nutzenbewertung von Arzneimitteln (Prof. Dr. Kohlmann, Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald) bis hin zu einem Reformvorschlag zur Deregulierung des Arzneimittelmarktes (Prof. Dr. Cassel, Universität Duisburg-Essen) reichte das Beitragsspektrum. Dem allgemeinen Wachstumstrend stimmten sämtliche Konferenzteilnehmer - Verbandsvertreter von ABDA und ADKA, pharmazeutische Hersteller, zahlreiche Offizinapotheker sowie Vertreter aus arzneimittelbezogener Wissenschaft und Praxis - generell zu. Welche konkreten Entwicklungen für die einzelnen Akteure zu erwarten sind, wurde jedoch kontrovers diskutiert. Die Zeiten allgemeiner Rentabilitätssteigerungen sind aber nach Meinung aller endgültig vorbei. So belasten Rabattverträge und verstärkter Handelswettbewerb die Margen der Hersteller, Apotheken werden bei einer Marktliberalisierung noch stärkerem Wettbewerbsdruck ausgesetzt sein.

    Der zweite Konferenzteil war dem Schwerpunkt Apothekenlogistik gewidmet. Im Bereich der Krankenhauslogistik wird es bei Krankenhausapotheken und krankenhausversorgenden Apotheken zu einem deutlichen Konsolidierungsprozess kommen. Dies wurde auch von Krankenhausvertretern bestätigt, überdies klagten sie über unzureichende Vergütungen teurer Arzneimittel durch das DRG-System. Für die öffentliche Apotheke liegt nach Ansicht von Dr. Herbort (Rosen Apotheke Hann. Münden) die Zukunft in einer fundierten bedarfsgerechten Beratung, er machte dies am Beispiel vermiedener schwerwiegender Arzneimittelwechselwirkungen bei der täglichen Arzneimittelabgabe deutlich. Der zweite Konferenzteil schloss mit detaillierten Betrachtungen zur aktuellen Umsatz- und Rohertragsstruktur von Apotheken. Ein durchaus überraschendes Bild zeigte die Untersuchung von Uwe Stiftel (Fa. Pharmatechnik GmbH): Mit Zusatzverkäufen im Bereich der Selbstmedikation oder nicht apothekenpflichtiger Artikel generiert eine durchschnittliche Apotheke etwa 10-prozentigen des Umsatzes, allerdings werden hierbei etwa 40 Prozent aller Packungen abgegeben. Somit fällt in diesem recht margenstarken Bereich ein erheblicher Teil der Arbeitsleistung an, eine packungsbezogene Prozesskostenrechnung könnte die allgemein angenommene Vorteilhaftigkeit dieses Segmentes relativieren.

    Kooperationen: André Blümel, Sprecher der Geschäftsführung der GEHE Pharma Handel, kam als erster im dritten Konferenzteil zu Wort. Er wollte die spezielle Schlussfolgerung nicht teilen, dass Apotheken spezifische frühere Sortimente schon an andere Anbieter, vornehmlich Drogerien, verloren hätten. Daher gelte es - beispielsweise unterstützt durch Beitritt in eine Kooperation - die heutigen Sortimente der Apotheken zu verteidigen und verlorenes Terrain zurück zu gewinnen. Weitere Referenten zeigten, wie es gehen könnte. Intelligente Lösungen, die den Verkauf, aber auch die interne Apothekenlogistik unterstützen, müssten von modernen Kooperationen eingefordert werden. Und, wie Steffen Jäckle von der Apotheker Walter Bouhon GmbH, an die Adresse der vertretenen Apotheken zusammenfasste: "Niemand sollte glauben, Spezialist in Einkauf, Marketing, Pharmazie, Logistik und Kundenbetreuung zu sein. Genau hier sollen Kooperationen helfen. Deshalb sollten Sie gründlich entscheiden, ob Sie einer Kooperation beitreten. Dann jedoch nutzen Sie alle Möglichkeiten und setzen all das um, was Ihnen die Kooperation anbietet. Alles andere ist betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll."

    Bei Rückfragen zur Arzneimittel-Tagung wenden Sie sich bitte direkt an Prof. Dr. Thomas Wilke, Institut für Pharmakoökonomie und Arzneimittellogistik (IPAM) an der Hochschule Wismar, Tel. 03841 753-504, E-Mail: thomas.wilke@hs-wismar.de. Für die Tage der Forschung steht Ihnen Oliver Greve, Tel.: (03841) 753 428 bzw. E-Mail: oliver.greve@hs-wismar.de zur Verfügung.


    Weitere Informationen:

    http://www.ipam-wismar.de - ab 09. Juni 2008 sind nähere Informationen zur Konferenz verfügbar.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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