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15.10.2008 10:49

MDC-Forscher: Herzreparatur im Embryo

Barbara Bachtler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch

    Erkrankt das Herz während seiner Entwicklung im Embryo, kann es sich soweit erholen, dass es zur Geburt voll funktionsfähig ist, vorausgesetzt ein Teil der Herzzellen bleibt gesund. Wie Dr. Jörg-Detlef Drenckhahn vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch mit Kollegen aus Australien herausgefunden hat, teilen sich bei Mäuseweibchen die gesunden Zellen des Herzens häufiger und verdrängen so das geschädigte Gewebe. "Unsere Ergebnisse können in Zukunft zu neuen Therapien führen", hofft er. "Mit den richtigen Signalen könnte beispielsweise ein durch einen Herzinfarkt geschädigtes Herz angeregt werden, sich selbst zu heilen." (Developmental Cell, Vol. 15)*.

    Damit das Herz schlagen kann, benötigt es Energie. Ist die Energieproduktion in den Herzzellen gestört, müsste ein Embryo wegen der fehlerhaften Herzfunktion eigentlich sterben. Das ist jedoch nicht der Fall, wenn nur ein Teil der Zellen betroffen ist: Der Embryo schafft es mit Hilfe der verbleibenden gesunden Zellen, das Herz zu regenerieren.

    Die Wissenschaftler schalteten im sich entwickelnden Herzen von Mäusen ein Gen (Holocytochrom-C-Synthase, kurz Hccs) aus, das für die Energieproduktion essentiell ist. Es zeigte sich, dass die Embryos starben, wenn alle Zellen im Herzen von der defekten Energieproduktion betroffen waren. Die Tiere hingegen, die noch einen Anteil gesunder Zellen im Herzen hatten, überlebten und hatten zum Zeitpunkt der Geburt ein voll funktionsfähiges Herz.

    Das Gen Hccs sitzt auf einem der Geschlechtschromosomen, dem X-Chromosom. Im Gegensatz zu den männlichen Tieren haben Weibchen zwei X-Chromosomen. Einige der veränderten weiblichen Mäuse haben ein X-Chromosom mit dem defekten und eines mit dem intakten Hccs-Gen. In den Zellen der weiblichen Tiere ist jedoch nur ein X-Chromosom aktiv. Je nachdem welches abgelesen wird, entstehen gesunde oder kranke Herzzellen. "Zu diesem Zeitpunkt gleicht das Herz der Mäuse einem Mosaik", erklärt Dr. Drenckhahn. "Die Hälfte der Zellen ist gesund, die andere Hälfte nicht."

    Bis zur Geburt schafft es der Embryo, das Verhältnis zwischen gesunden und defekten Zellen von ursprünglich 50:50 zu verbessern. Die defekten Zellen machen dann nur noch zehn Prozent des gesamten Herzvolumens aus. Das ist möglich, weil sich die gesunden Herzmuskelzellen sehr viel häufiger teilen als die defekten Zellen. Ihr Anteil im Herzen nimmt zu und ist zum Zeitpunkt der Geburt groß genug, um das Herz der neugeborenen Maus normal schlagen zu lassen. "Doch auch nach der Geburt ist das Herz eine zeitlang fähig, sich zu erholen", erläutert Dr. Drenckhahn.

    Später verliert das Herz diese Fähigkeit. So starben nach rund einem Jahr ein Teil der Mäuse (13 Prozent) an Herzmuskelschwäche und nahezu die Hälfte entwickelte Herzrhythmusstörungen. Warum nur ein Teil der Mäuse Herzprobleme ausbildet, ist noch unklar. Die Wissenschaftler wollen deshalb das Gen auch in erwachsenen Mäusen ausschalten, um seinen Einfluss dort zu untersuchen.

    Weiter wollen sie die embryonalen Signalstoffe identifizieren, die gesunde Zellen zur Teilung anregen und kranke Zellen hemmen. Diese Signalstoffe könnten in Zukunft auch im Menschen helfen, die körpereigenen Reparaturmechanismen des Herzen zum Beispiel nach einem Herzinfarkt oder bei Herzschwäche wieder anzuregen, hoffen die Wissenschaftler.

    Für seine Arbeit über die Reparatur von embryonalen Herzen hatte Dr. Drenckhahn 2007 den Oskar-Lapp-Preis erhalten.

    *Compensatory growth of healthy cardiac cells in the presence of diseased cells restores tissue homeostasis during heart development

    Jörg-Detlef Drenckhahn1,2,3, Quenten P. Schwarz2,9, Stephen Gray1, Adrienne Laskowski4, Helen Kiriazis5, Ziqiu Ming5, Richard P. Harvey6, Xiao-Jun Du5, David R. Thorburn4,7 and Timothy C. Cox1,2,8

    1Department of Anatomy & Developmental Biology, Monash University, Wellington Road, Clayton VIC 3800, Melbourne, Australia
    2School of Biomedical & Molecular Science, University of Adelaide, North Terrace, Adelaide SA 5005, Adelaide, Australia
    3Max-Delbrück Center for Molecular Medicine, Robert-Rössle-Straße 10, 13125 Berlin, Germany
    4Murdoch Children's Research Institute, Royal Children´s Hospital, Flemington Road, Parkville VIC 3052, Melbourne, Australia
    5Baker Heart Research Institute, Commercial Road, Melbourne VIC 3004, Melbourne, Australia
    6Victor Chang Cardiac Research Institute, Victoria Street, Darlinghurst NSW 2010, Sydney, Australia
    7Department of Paediatrics, University of Melbourne, Parkville VIC 3052, Melbourne, Australia
    8Division of Craniofacial Medicine, Department of Pediatrics, University of Washington, Seattle, WA 98195, USA

    Barbara Bachtler
    Pressestelle
    Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
    Robert-Rössle-Straße 10
    13125 Berlin
    Tel.: +49 (0) 30 94 06 - 38 96
    Fax: +49 (0) 30 94 06 - 38 33
    e-mail: presse@mdc-berlin.de
    http://www.mdc-berlin.de/de/news/2008/index.html


    Weitere Informationen:

    http://www.mdc-berlin.de/de/news/2007/20070413-kranke_embryonale_herzen_k_nnen_s...


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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