idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
29.04.2009 16:54

Neue adulte Stammzellquelle im menschlichen Gaumen entdeckt

Torsten Schaletzke Pressestelle
Universität Bielefeld

    Hoffnung auf neuartige Möglichkeiten der Behandlung von Erkrankungen des Kopfes

    Ein interdisziplinär zusammengesetztes Team von Wissenschaftlern unter Leitung der Zellbiologin Professorin Dr. Barbara Kaltschmidt (Fakultät für Biologie der Universität Bielefeld) hat (unter anderem) im menschlichen Gaumen neue adulte Stammzellen entdeckt. Es handelt sich um Neuralleisten-Stammzellen (Neural Crest Stem Cells / NCSCs), die sich im so genannten Zäpfchen und in den Gaumenkämmen hinter den Zähnen befinden. Die daraus isolierten Stammzellen weisen Merkmale der "Pluripotenz" auf, das heißt, sie bergen vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten in sich. Von den Forschern konnten sie erfolgreich im Labor gezüchtet und in spezialisierte Zelltypen wie Nervenzellen verwandelt werden. Auch bei erwachsenen Menschen konnte die Existenz solcher Stammzellen erfolgreich nachgewiesen werden.


    Von diesen hochgradig regenerativen und leicht zugänglichen Zellen erhoffen sich die beteiligten Wissenschaftler neuartige Möglichkeiten der Behandlung von zahlreichen, auch degenerativen Erkrankungen des Kopfes wie zum Beispiel Verletzungen von Gesicht und Schädelknochen, Tumoren und chronische Mittelohrentzündung, aber langfristig vielleicht auch Alzheimer und Parkinson. Die körpereigenen Stammzellen könnten künftig dazu dienen, solche Krankheiten zu bekämpfen. An der Entdeckung der Zellen waren neben den Forschern vom Lehrstuhl für Zellbiologie der Universität Bielefeld Wissenschaftler vom Institut für Zellkulturtechnologie der Universität Bielefeld sowie der HNO-Klinik des Klinikums Bielefeld und der Universitätsklinik Frankfurt/M. beteiligt. Die Bielefelder Wissenschaftler sind gemeinsam am Zentrum für Biotechnologie der Universität Bielefeld (CeBiTec) tätig. Die hier zusammengefassten Ergebnisse wurden im Fachjournal "Stem Cells" vorab online veröffentlicht.

    Die NCSCs bringen im Rahmen der Entwicklung der Kopf- und Nackenregion der Säuger ein erstaunlich breites Spektrum an Zelltypen hervor, unter anderem Knochenzellen und Nerven. NCSCs können sowohl während der Entwicklung als auch beim adulten Individuum nachgewiesen werden. Isolierte NCSCs könnten aufgrund ihrer hohen Plastizität, der so genannten Multipotenz, eine neue, gut zugängliche Quelle für adulte Stammzellen darstellen. Weitere Studien sollen unter anderem die Möglichkeit untersuchen, diese von Hause aus sehr potenten Zellen zu reprogrammieren, um sie noch einen Schritt plastischer - ähnlich den embryonalen Stammzellen - und damit auch universeller für medizinische Zwecke einsetzbar zu machen.

    Bei Stammzellen handelt es sich um undifferenzierte Vorläuferzellen, welche neben der Fähigkeit zur Selbsterneuerung in der Lage sind, mindestens einen spezialisierten Zelltyp zu bilden. In den letzten Jahren identifizierte und charakterisierte man in adulten Geweben eine Reihe verschiedener Stammzellpopulationen. So findet man adulte Stammzellen neben dem Knochenmark im Nervengewebe, in Skelettmuskeln, dem Darm, der Bauchspeicheldrüse, der Leber und in der Epidermis. Das regenerative Potential adulter Stammzellen weckte ein reges, nicht nur auf die Grundlagenforschung beschränktes Interesse, da adulte Stammzellen bei einem Therapieansatz "autologe" (vom eigenen Körper stammende) und ethisch unbedenkliche Ressourcen darstellen, die nicht wie embryonale Stammzellen aus Föten gewonnen werden müssen.

    Artikel:
    Darius Widera, Christin Zander, Meike Heidbreder, Yvonne Kasperek, Thomas Noll, Oliver Seitz, Belma Saldamli, Holger Sudhoff, Robert Sader, Christian Kaltschmidt, Barbara Kaltschmidt, Adult Palatum as a Novel Source of Neural-Crest Related Stem Cells
    Accepted Article Online: Apr 23 2009
    www3.interscience.wiley.com/journal/122359053/abstract

    Kontakt und weitere Informationen:
    Professor Dr. Barbara Kaltschmidt, Universität Bielefeld
    Fakultät für Biologie
    Molecular Neurobiology, Department of Cell Biology,
    Tel: 0521 / 106-5624 oder 0521 / 106-5797
    E-Mail: barbara.kaltschmidt@uni-bielefeld.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).