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19.11.2009 15:49

Darwin in Russland

Dr. Ute Schönfelder Referat Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Biologen der Universität Jena kommentieren Essay zum Darwin-Jahr in Online-Forum von "Nature"

Jena (19.11.09) 2009 ist Darwin-Jahr: Der bedeutende Naturforscher und Begründer der Evolutionsbiologie hätte in diesem Jahr nicht nur seinen 200. Geburtstag feiern können. In der kommenden Woche - am 24. November - jährt sich auch das Erscheinen von Darwins berühmtem Werk "Über die Entstehung der Arten" zum 150. Mal. Auch das renommierte Wissenschaftsmagazin "Nature" würdigt den großen Wissenschaftler 2009 in besonderer Weise: In der aktuellen Online-Ausgabe "Global Darwin" sowie in vier sogenannten "Opinion pieces" geht das Magazin der Frage nach, wie sich Darwins Ideen verbreitet haben und in unterschiedlichen Regionen der Welt aufgenommen wurden. Biologen der Friedrich-Schiller-Universität Jena sind von der "Nature"-Redaktion eingeladen worden, einen Kommentar zu dieser Ausgabe beizusteuern. Ihr Beitrag "Darwin in Russia" ist seit heute (19.11.) im Internet zu finden unter: http://network.nature.com/groups/naturenewsandopinion/forum/topics/5954?page=1.

"Ausgangspunkt war, dass Nature die Darwin-Rezeption in Lateinamerika, Russland und China in einzelnen Essays beleuchtet hat", so Prof. Dr. Uwe Hoßfeld, einer der drei Jenaer Autoren. Der Leiter der Arbeitsgruppe Biologie-Didaktik der Jenaer Uni hat die Darwin-Ausgabe mit Interesse gelesen, gehören die Evolutionsbiologie und ihre Bedeutung für die Wissenschaftsgeschichte doch zu Jenaer Forschungsschwerpunkten. Der Artikel des amerikanischen Autors Daniel Todes über die Aufnahme von Darwins Ideen in Russland machten Prof. Hoßfeld und seine Kollegen Prof. Dr. Lennart Olsson und Dr. Georgy S. Levit jedoch stutzig. "Ungewöhnlich einseitig und politisch motiviert, statt wissenschaftshistorisch fundiert" werde die Situation in Russland dargestellt, so das Fazit der Wissenschaftler. "Das wollten wir nicht unkommentiert lassen", sagt Dr. Levit. Deshalb haben die Jenaer Wissenschaftshistoriker einen eigenen Kommentar auf Todes' Essay verfasst und "Nature" zur Veröffentlichung angeboten.

"Wichtige Unterstützer von Darwins Ideen in Russland, etwa Alexander Kowalevsky, Alexej N. Sewertzoff oder gar Ivan I. Schmalhauisen - der ,russiche Darwin' - sind in Todes' Artikel gar nicht berücksichtigt", begründet Dr. Levit die Jenaer Kritik. Der aus St. Petersburg stammende Wissenschafter arbeitet derzeit in Halifax (Kanada) und hat von 2002 bis 2006 am Institut für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik der Jenaer Universität über Evolutionsbiologie mit Schwerpunkt Russland geforscht. "Darwins Gegner werden jedoch einseitig in den Vordergrund gerückt", so Levit, der derzeit auch in einem neuen Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Hoßfeld und Prof. Olsson über Entwicklungsbiologie tätig ist.

So entstehe der Eindruck, Darwins Ideen seien in Russland mehrheitlich abgelehnt worden, ergänzt Prof. Olsson. "Doch das stimmt nicht", so der Professor für Spezielle Zoologie und verweist auf eigene wissenschaftshistorische Arbeiten der drei Jenaer Autoren, die belegen, dass Russland mit zu den zentralen Urstätten einer darwinschen Evolutionsbiologie und evolutionären Entwicklungsbiologie zählt. Gerade durch frühe Impulse der Populationsgenetik (Theodosius Dobzahnsky, Nikolai V. Timoféeff-Ressovsky u. a.) spielte es auch innerhalb der zweiten darwinschen Revolution (Synthetische Theorie der Evolution) eine wichtige Rolle.

Kontakt:
Prof. Dr. Uwe Hoßfeld
Arbeitsgruppe Biologiedidaktik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Am Steiger 3, Bienenhaus
07743 Jena
Tel.: 03641 949491
E-Mail: uwe.hossfeld[at]uni-jena.de


Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de


Bilder

Die Wissenschaftshistoriker von der Universität Jena (v. l.): Prof. Dr. Uwe Hoßfeld, Dr. Georgy S. Levit und Prof. Dr. Lennart Olsson.
Die Wissenschaftshistoriker von der Universität Jena (v. l.): Prof. Dr. Uwe Hoßfeld, Dr. Georgy S. L ...
Foto: Anne Günther/FSU
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Charles Darwin: Vor 150 Jahren erschien sein Werk "Über die Entstehung der Arten".
Charles Darwin: Vor 150 Jahren erschien sein Werk "Über die Entstehung der Arten".
Abbildung: Ernst-Haeckel-Haus/FSU
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Ergänzung vom 23.11.2009

Der "russische Darwin" heißt korrekt Ivan I. Schmalhausen und einer der Impulsgeber der Populationsgenetik in Russland war Theodosius Dobzhansky.


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Geschichte / Archäologie
regional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

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