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20.09.2010 14:13

Bildungsausgaben: Deutschland hinkt Österreich und der Schweiz bei der Zukunftssicherung hinterher

Birgitt A. Cleuvers PR und Projektmanagement
Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS)

    Beim Vergleich der Bildungsausgaben in Deutschland, Österreich und der Schweiz wird transparent, dass die Finanzausstattung je Bildungsteilnehmer in Deutschland wesentlich niedriger ist als in den Nachbarländern. Das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS), das heute eine Vergleichsstudie zur Bildungsfinanzierung von der Kita bis zum Abschluss der Erstausbildung vorlegt, sieht weiteren Investitionsbedarf in die nachwachsenden Generationen, will Deutschland seine Stellung im zunehmenden Wettbewerb nicht gefährden.

    Die aktuelle FiBS-Studie zeigt, wie weit Österreich und die Schweiz Deutschland bei den Bildungsausgaben voraus sind. Österreich und die Schweiz investieren mit 5,5 bzw. 5,8 Prozent des BIP deutlich mehr in die Bildung als Deutschland mit 4,7 Prozent. Für einen jungen Menschen wird bis zur abgeschlossenen Berufsausbildung mit 57.000 Euro nur halb so viel ausgegeben wie in den Nachbarländern. Für einen Hochschulabsolventen steht mit 106.000 Euro etwa ein Drittel weniger Geld zur Verfügung als in Österreich (149.000 Euro) oder der Schweiz (165.000 Euro). Dies ist in Deutschland doppelt so viel wie für einen Berufsausbildungsabsolventen. In den beiden Nachbarländern wird hingegen deutlich mehr für die vorhergehenden Bildungsbereiche als für das Hochschulsystem ausgegeben, sodass der Abstand sich deutlich verringert.

    Wie begrenzt die öffentlichen Finanzmittel für das deutsche Bildungssystem insgesamt und wie sehr sie sich meist von den Nachbarn unterscheiden, zeigt ein Blick auf die einzelnen Bildungsbereiche.

    In der frühkindlichen Bildung und Erziehung liegen die deutschen Ausgaben zwar deutlich über dem OECD- wie auch dem EU 19-Durchschnitt – Österreich gibt hier am meisten aus, gefolgt von Deutschland und der Schweiz –, doch sind die deutschen und österreichischen Privatfinanzierungsanteile daran ebenso überdurchschnittlich. Österreich übertrifft hier mit 37 Prozent privater Mittel Deutschland mit 28 Prozent. Im Durchschnitt müssen Eltern hierzulande 90 Euro und in Österreich 110 Euro pro Monat für Bildung zahlen. Dies führt in beiden Fällen dazu, dass die öffentlichen Ausgaben international unterdurchschnittlich sind, auch wenn Österreich ansonsten je Teilnehmer mehr investiert als sein Nachbar. Die öffentlichen Ausgaben belaufen sich in Deutschland jährlich auf 3.500 Euro und in Österreich auf 3.800 Euro.

    Im Primarschulbereich reiht sich Deutschland international auf den letzten Plätzen ein und gibt mit rund 4.600 Euro ein Drittel weniger je Kind aus als seine beiden Nachbarn, die zur internationalen Spitzengruppe gehören.

    Dieses Bild ändert sich auch in der Sekundarstufe I nur insofern, als die Beträge in allen drei Ländern um 20 bzw. 15 Prozent höher sind als in der Primarschule. Deutschland gibt hier immer noch rund ein Drittel weniger aus als Österreich und die Schweiz.

    In der Sekundarstufe II sind die Ausgaben aller drei Länder international überdurchschnittlich, was auch an den hohen Ausgaben für die berufliche Bildung liegt. Allerdings unterscheiden sich die jeweils eingesetzten Gelder auch hier beträchtlich: Österreich gibt ein Viertel mehr aus als Deutschland, die Schweiz gar fast drei Viertel; dies bedeutet zugleich, dass die Schweiz ein gutes Drittel mehr als Österreich in diesen Bildungsbereich investiert. Bemerkenswert sind dabei die Unterschiede in Deutschland und der Schweiz zwischen der allgemein- und berufsbildenden Sekundarstufe II. Während in Deutschland die Ausgaben für die beruflichen Bildungsgänge die der allgemein bildenden Bildungsgänge um etwa das Doppelte übersteigen, sind es in der Schweiz immerhin noch 60 Prozent. Nur in Österreich sind die Abstände mit 10 Prozent deutlich geringer.

    Die Abweichungen bei den Ausgaben je Teilnehmer setzen sich an den Hochschulen fort. Die ausschließlich auf die Lehre bezogenen Ausgaben je Studierenden liegen in Deutschland aufgrund eines hohen Anteils, der für Forschung und Entwicklung ausgegeben wird, mit knapp 6.900 Euro unter dem OECD-Durchschnitt und unter denen der Nachbarn. Österreich gibt hier fast 9.300 Euro und die Schweiz gar mehr als 10.600 Euro aus; letztere gehört damit zu den Ländern, die für die Tertiärbildung die höchsten Beträge bereitstellen.

    „Dies bedeutet in der Konsequenz, dass die beiden Alpenländer deutlich mehr in die Bildung ihrer jungen Menschen investieren als Deutschland. In der Folge gelingt es ihnen auch, das Bildungsniveau seiner nachwachsenden Generationen nach und nach höher zu qualifizieren, während dies in Deutschland nur bedingt der Fall ist,“ so Dr. Dieter Dohmen, Bildungsökonom und Direktor des Forschungsinstituts. Er empfiehlt daher, sich an der Dynamik dieser beiden Länder zu orientieren und die Finanzausstattung des Bildungssystems bis zum Abschluss der beruflichen Erstausbildung zu überdenken, die ein Grund für diese Entwicklung sein könnte. Andernfalls droht Deutschland auch im Wettbewerb mit seinen Nachbarn zu verlieren.

    (Insgesamt: 61 Zeilen à 85 Anschläge, 4.936 Zeichen)

    Die Studie ist als FiBS-Forum Nr. 47 auf der Homepage des FiBS unter www.fibs.eu einsehbar.

    Kontakt: Birgitt A. Cleuvers (FiBS), Tel. 0 30 – 84 71 22 3–20
    Wir freuen uns über einen Hinweis auf Ihre Berichterstattung. Vielen Dank!


    Weitere Informationen:

    http://www.fibs.eu


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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