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16.02.2011 16:13

Chlamydien - Problemkeim und keine Strategien

Susanna Kramarz Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.

    Chlamydieninfektionen sind mit etwa 300.000 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste sexuell übertragbare Erkrankung in Deutschland. Schätzungsweise 100.000 Frauen in Deutschland sind wegen einer unentdeckten Infektion mit diesen Keimen unfruchtbar. Maßnahmen zur Früherkennung sind vom Gesetzgeber längst vorgesehen, bis heute aber nicht praktikabel umgesetzt.

    Etwa 100.000 Frauen in Deutschland sind unfruchtbar, weil sie beim Geschlechtsverkehr mit Chlamydien angesteckt wurden. Denn die Infektion mit Chlamydien verursacht meist keine spürbaren Symptome, kann aber bei der Frau dazu führen, dass die Eileiter sich entzünden und vernarben. Das Ergebnis ist Unfruchtbarkeit und ein hohes Risiko für Eileiter-Schwangerschaften. Ein Früherkennungs-Programm, das eine rechtzeitige Behandlung ermöglicht und die weitere Ausbreitung der Infektionen verhindern könnte, ist vom Gesetzgeber längst vorgesehen. Aber es ist bis heute kein praktikabler Weg gefunden worden, dieses Screening flächendeckend umzusetzen.

    Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfiehlt, dass die Hindernisse auf dem Weg zu einem wirkungsvollen Chlamydien-Screening möglichst schnell beseitigt werden. Dazu gehören folgende Punkte:

    • Angebot des Screenings für alle Frauen bis 34 Jahre. Bisher lag die Altersgrenze bei 25 Jahren. Dadurch werden viele Infektionen bei Frauen, die später noch schwanger werden wollen, übersehen.
    • Angebot des Screenings auch für Männer, so wie es den Niederlanden und in Großbritannien üblich ist, denn Männer sind ebenso wie Frauen Träger unentdeckter Infektionen.
    • Untersuchung des Zell-Abstriches aus dem Gebärmutterhals. Derzeit wird im Labor nur der Urin untersucht, was dazu führt, dass Infektionen der Vagina häufig übersehen werden.
    • Wiedereinführung der Meldepflicht, die seit 2001 ausgesetzt wurde. Damit könnte überprüft werden, ob sich die Infektion, an der derzeit schätzungsweise 300.000 Frauen und Männer pro Jahr neu erkranken, weiter ausbreitet, oder ob sie durch Aufklärung, durch entsprechende Vorsichtsmaßnahmen beim Geschlechtsverkehr und durch ärztliche Früherkennung und Behandlung eingedämmt werden kann.

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    Eine ausführliche Stellungnahme ist auf der Homepage der DGGG publiziert.
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    ANHANG – FAKTEN

    KEIM UND ÜBERTRAGUNG

    Die Infektion mit Chlamydien (hier gemeint ist immer die Spezies Chlamydia trachomatis) ist die häufigste sexuell übertragbare Erkrankung in Deutschland. Chlamydien werden durch Geschlechtsverkehr übertragen oder bei der Geburt von infizierten Müttern auf ihre neugeborenen Kinder. Bei Frauen ist zunächst der Gebärmutterhals infiziert; der Keim steigt dann durch die Gebärmutter bis in die Eileiter und in Einzelfällen sogar bis in den Bauchraum und bis zur Leber auf. Beim Mann können Harnröhre, Prostata und Nebenhoden infiziert werden. Häufig ruft die Infektion keine spürbaren Krankheitszeichen hervor. Deshalb sind viele Frauen und Männer Überträgerinnen und Überträger der Krankheit, ohne es zu wissen. Bei Neugeborenen ruft der Krankheitserreger Augen- und Lungenentzündungen hervor. In einer nicht repräsentativen Erhebung war etwa jede zehnte junge Frau mit dem Keim infiziert. Für die Infektionshäufigkeit bei Männern gibt es keine Zahlen.

    SCREENING

    Der Gesetzgeber hat vor vier Jahren beschlossen, dass die jährliche Untersuchung aller jungen Frauen zwischen 17 und 25 Jahren in den Katalog der so genannten „Regelleistungen“ der Krankenkassen aufgenommen wird. Vorgesehen war, dass einmal jährlich eine entsprechende Beratung und Untersuchung beim Frauenarzt-Besuch durchgeführt und dass ein Abstrich aus dem Gebärmutterhals genommen wird. Allerdings sind diese Maßnahmen aus verschiedenen Gründen nicht in die Praxis umgesetzt worden. Das derzeit vorgeschriebene Laborverfahren – die Untersuchung von Urinproben – ist zudem für die Diagnostik nicht optimal.

    BEHANDLUNG

    Die Behandlung der Chlamydieninfektion ist einfach. Die/derjenige, bei der/dem die Infektion festgestellt wurde, und alle ihre/seine Sexualpartner werden über kurze Zeit mit Antibiotika behandelt. Damit lässt sich die Infektion heilen und eine erneute Ansteckung verhindern, solange die Partnerschaft stabil ist. Bei Partnerwechsel lässt sich eine erneute Chlamydieninfektion durch die Verwendung von Kondomen mit großer Sicherheit verhindern.

    © DGGG 2011

    Abdruck honorarfrei. Beleg erbeten.
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    Ihre Gesprächspartner:

    Prof. Dr. med. Klaus Friese, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Direktor der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Ludwig-Maximilian-Universität München, Campus Innenstadt und Großhadern, Maistr. 11, 80337 München. Tel. 089-5160-4100.

    Dr. med. Gisela Gille, Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau e.V., Drögenkamp 1, 21335 Lüneburg, E-Mail: gille@aeggf.de.

    Pressestelle der DGGG: Susanna Kramarz, Oldenburgallee 60, 14052 Berlin. Tel. 030-30812311. E-Mail: presse-1@dggg.de .

    Geschäftsstelle der DGGG: Robert-Koch-Platz 7, 10115 Berlin, Tel. 030-514883340.


    Weitere Informationen:

    http://www.dggg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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