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Schlechte Nachrichten überbringen will gelernt sein: Zunehmend werden auch in Deutschland Lehr- und Fortbildungsveranstaltungen zur professionellen Gestaltung schwieriger Situationen in der Arzt-Patient-Beziehung angeboten. Ihre Wirksamkeit konnten Wissenschaftler des Bochumer Instituts für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin (Leiter: Prof. Dr. med. Dr. phil. Jochen Vollmann) in zwei Evaluationsstudien jetzt nachweisen. „Solche Kurse müssen für alle Medizinstudierenden verpflichtend sein“, fordert Prof. Vollmann mit Blick auf die Ergebnisse.
Schlechte Nachrichten überbringen will gelernt sein
Ausbildung zu Ethik und Kommunikation verbessert ärztliche Kompetenzen
RUB-Mediziner stellen Ergebnisse von Evaluationsstudien vor
Aufklärung und Therapieentscheidungsfindung in der modernen Medizin stellen Ärzte häufig vor ethische und kommunikative Herausforderungen. Die Übermittlung einer Krebsdiagnose oder das Gespräch über die Begrenzung nicht länger wirksamer Maßnahmen auf der Intensivstation sind nur zwei von vielen Beispielen aus dem klinischen Alltag. Zunehmend werden auch in Deutschland Lehr- und Fortbildungsveranstaltungen zur professionellen Gestaltung dieser schwierigen Situationen in der Arzt-Patient-Beziehung angeboten. Ihre Wirksamkeit konnten Wissenschaftler des Bochumer Instituts für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin (Leiter: Prof. Dr. med. Dr. phil. Jochen Vollmann) in zwei Evaluationsstudien jetzt nachweisen. „Solche Kurse müssen für alle Medizinstudierenden verpflichtend sein“, fordert Prof. Vollmann mit Blick auf die Ergebnisse.
Klinikalltag: Mindestens einmal pro Woche eine schlechte Nachricht
Eine Befragung der Forscher unter 182 Ärztinnen und Ärzten, die an einem Kurs zur Arzt-Patienten-Kommunikation teilnahmen, zeigte, dass die Mehrheit der Befragten mindestens einmal pro Woche eine schlechte Nachricht überbringen muss. Nur 40% der Teilnehmer hatten jedoch jemals eine Aus- oder Fortbildungsveranstaltung zum Thema besucht. Die Einschätzung der eigenen Kompetenz bei der Übermittlung einer schlechten Nachricht, wie z.B. der Diagnose eines bösartigen Tumors, verbesserte sich nach der Veranstaltung deutlich. „Besonders interessant ist dieses positive Ergebnis, weil es sich bei dem Kurs nicht um eine freiwillige, sondern eine verpflichtende Fortbildung für die Ärztinnen und Ärzte der beteiligten Krankenhäuser handelte“, erklärt Projektleiter Dr. Jan Schildmann. „Es profitieren also nicht nur diejenigen Ärzte, die dem Thema ohnehin aufgeschlossenen gegenüberstehen.“
Gespräche mit Simulationspatienten verbessern das professionelle Verhalten
Darüber hinaus konnten die Forscher belegen, dass Kommunikation und Ethik schon im Medizinstudium wirkungsvoll vermittelt werden können. Schon frühere Untersuchungen der Arbeitsgruppe zeigen, dass sich die subjektive Einschätzung der eigenen Kommunikationsfähigkeiten von Medizinstudierenden nach dem Besuch entsprechender Lehrveranstaltungen verbessert. Die aktuelle Evaluationsstudie zeigt, dass diese Selbsteinschätzung sich mit objektiv messbaren Veränderungen im professionellen Verhalten deckt. Die Forscher zeichneten knapp 40 Medizinstudierende vor und nach einer Lehrveranstaltung zur professionellen Patientenaufklärung beim Patientengespräch auf Video auf. Die Aufgabe im Gespräch mit standardisierten Simulationspatienten bestand in der Übermittlung einer Krebsdiagnose. Die Auswertung der Videos erfolgte mit einem speziellen Testinstrument durch unabhängige Beobachter. Nach der Teilnahme an der Lehrveranstaltung hatte sich das professionelle Verhalten der Studierenden statistisch signifikant verbessert.
Experten fordern verpflichtende Kurse für alle Medizinstudierenden
„Diese Ergebnisse belegen die Effektivität von Lehr- und Fortbildungsveranstaltungen zur professionellen Gestaltung ethischer und kommunikativer Herausforderungen in der modernen Medizin“, so Dr. Schildmann. Neben Kursen zur Übermittlung schlechter Nachrichten bietet das Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin weitere Lehrveranstaltungen zur Risikokommunikation sowie zu Herausforderungen bei interkulturellen Begegnungen in der Arzt-Patient-Beziehung an. „Diese Lehrinhalte müssen verpflichtend für alle Medizinstudierenden sein“, fordert Institutsleiter Prof. Vollmann, „so wie es an international führenden medizinischen Fakultäten schon üblich ist.“ In der Praxis scheiterten diese innovativen Lehrangebote jedoch häufig an fehlenden Ressourcen und unzureichender Prioritätensetzung.
Titelaufnahmen
Schildmann J, Kupfer S, Burchardi N, Vollmann J: Teaching and evaluating breaking bad news: a pre-post evaluation study of a teaching intervention for medical students and a comparative analysis of different measurement instruments and raters Patient Education and Counseling (online first DOI 10.1016/j.pec.2011.04.022) (2011)
Schildmann J, Schwarz C, Schildmann E, Klambeck A, Ortwein H, Vollmann J: „Wahrheit am Krankenbett“: Evaluation einer ärztlichen Fortbildung zur professionellen Aufklärung schwer kranker Patienten Deutsche Medizinische Wochenschrift. 136: 757–761 (2011)
Weitere Informationen
Dr. med. Jan Schildmann, M.A. Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin der Ruhr-Universität Bochum, Malakowturm, Markstr. 258a, 44799 Bochum, Tel.: 0234/32-23394, E-Mail: jochen.vollmann@rub.de, E-Mail: jan.schildmann@rub.de, http://www.rub.de/malakow, http://www.kim-berlin.net
Redaktion: Meike Drießen
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin, Philosophie / Ethik
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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