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11.07.2011 09:21

Migration, Integration und Gesundheit im Donauraum

Jörg Portius Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Ulm

    Unter dem Titel „Migration, Integration and Health: The Danube Region” ist in Zusammenarbeit der Universitäten Ulm, Tübingen, London sowie der Europäischen Donauakademie ein Sammelband erschienen, der die Migrationsgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts entlang der Donau untersucht. In 23 internationalen Beiträgen werden insbesondere historische, philosophische, politologische und medizinische Aspekte beleuchtet. Herausgeber ist, neben Reinhard Johler und Jelena Jancovic Gavrilovic, der Ulmer Migrationsforscher Harald C. Traue, Leiter der Sektion Medizinische Psychologie in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm.

    „Warum dieses Buch?“, fragt Prof. Dr. Traue und liefert gleich die Antwort: „Die freiwillige und erzwungene Migration hat in besonderer Weise die Geschicke der Donauländer mit seiner Vielfalt an Menschen und Kulturen bestimmt. Der lange Schatten dieser Geschichte wird die Wasser der Donau noch lange verdunkeln, denn das Hin- und Herwandern der Menschen war mit erheblichem Leid und Elend verbunden.“
    Besonders betroffen waren in der jüngeren Geschichte die Länder des ehemaligen Jugoslawien und die umliegenden Gebiete, die deshalb auch im Mittelpunkt dieses Buches stehen.

    Ein Großteil der Beiträge beschäftigt sich mit den extremen Belastungen, die mit der erzwungenen Migration einhergehen. „Die Vertreibung von Menschen aus politischen, ethnischen oder rassistischen Motiven, zumeist gepaart mit handfesten ökonomischen Interessen, ist ein wesentliches Merkmal der Migrationsgeschichte im Donauraum. Die dabei erlittenen seelischen und körperlichen Verletzungen machen eine psychotherapeutische, medizinische und soziale Versorgung der Opfer notwendig“, sagt Prof. Traue und ergänzt: „Hier sollte den Städten Ulm und Neu Ulm als westlichste urbane Zentren an der Donau eine besondere Rolle zukommen: Wir benötigen in der Region eine gut ausgebaute Versorgungseinrichtung für Betroffene aus Südosteuropa.“
    Eines müsse dabei stets bedacht werden: Die Hilfe für Opfer und Überlebende extremer Traumatisierung könne ohne ein Verständnis für die besonderen geschichtlichen, religiösen, kulturellen und politischen Bedingungen nicht gelingen. Deshalb sei die ständige Auseinandersetzung mit diesen Themen eine wichtige Voraussetzung für die therapeutische Arbeit.

    Neben der Migration widmet sich das Buch auch der Integration. Prof. Dr. Reinhard Johler von der Universität Tübingen schreibt z. B. über die Bewegung der „Schwesterstädte“ als ein taugliches Modell hin zu einer Europäisierung Europas. Thematisiert werden auch die Möglichkeiten des Sports für die Integration von Migranten in die deutsche Gesellschaft. Herausgearbeitet werden in diesem Zusammenhang die Risse in dieser mitunter etwas naiven Vorstellung und Verantwortungszuweisung, denn auch der Sport ist eine Abbildung ansonsten vorhandener Probleme, die Integration mit sich bringen kann.

    „Das Buch ist ein Dokument der Migrationsgeschichte und dessen Konsequenzen bis zum heutigen Tag, damit sich Unkenntnis nicht als Hemmschuh bei der gegenwärtig mit Volldampf vorangetriebenen politischen und sozialökonomischen Integration der Donauländer in ein gemeinsames Europa erweist“, bilanziert Mitherausgeber Traue und ergänzt: „Es ist ein Gebot der Stunde, sich mit aller Kraft einer positiven Entwicklung der Europäischen Union entlang der Donau zu widmen, damit diese Region wieder zu einer selbst bestimmten Mobilität, zu einem warmherzigen, lebendigen und kreativen Miteinander der Menschen einlädt.“

    Weitere Informationen:
    Das englischsprachige Buch „Migration, Integration and Health: The Danube Region” beschäftigt sich in 23 internationalen Beiträgen aus Serbien, England, Holland, Deutschland, Österreich und Kroatien mit historischen, philosophischen, politologischen und medizinischen Aspekten der Migrationsgeschichte des 20. Jahrhunderts entlang der Donau. Es ist im Verlag Pabst Science Publishers erschienen. Die ISBN lautet: 978-3-89967-641-9.
    Die Forschungsarbeiten wurden von der Baden-Württemberg-Stiftung finanziell unterstützt. Herausgeber sind die Migrationsforscher Harald. C. Traue, Reinhard Johler und Jelena Jancovic Gavrilovic.

    Gerne vermitteln wir Ihnen Gesprächspartner. Für Rückfragen steht Ihnen Jörg Portius, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Universitätsklinikum Ulm, unter der Rufnummer 0731 500-43043 zur Verfügung.


    Bilder

    Prof. Dr. Harald C. Traue
    Prof. Dr. Harald C. Traue
    Foto: UK Ulm
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medizin, Politik, Psychologie
    überregional
    Kooperationen, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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