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04.08.2011 12:58

Vitamin D - unsere Kinder brauchen mehr Sonne

Dipl. oec. troph. Hildegard Debertin Pressestelle
Stiftung Kindergesundheit

    Die Ernährungskommission der Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, DGKJ, weitete ihre bisherigen Empfehlungen zur Vitamin D-Versorgung aus: Zukünftig sollten nicht nur Babys, sondern alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland zusätzliches Vitamin D3 erhalten. Stiftung Kindergesundheit erläutert die Gründe für die neuen Empfehlungen zur Vitamin-D-Versorgung in ihrer aktuellen Stellungnahme.

    „In Deutschland liegt die tägliche Zufuhr an Vitamin D mit der Nahrung zum Teil erheblich unter den empfohlenen Werten“, sagt Professor Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. Der Münchner Kinder- und Jugendarzt war an der Entstehung der neuen Empfehlungen maßgeblich beteiligt. Er berichtet: „Die von internationalen Fachgremien befürworteten Werte für die Nährstoffzufuhr für Vitamin D werden von den meisten Kindern und Jugendlichen jenseits des Säuglingsalters deutlich unterschritten. Besonders niedrige Vitamin-D-Spiegel werden bei 11- bis 13-jährigen Mädchen und bei 14- bis 17-jährigen Jungen gemessen, also ausgerechnet in einer für das Wachstum und den Aufbau der Knochen besonders wichtigen Entwicklungsphase“.

    Es fällt nicht leicht, die ausreichende Versorgung aus der Nahrung zu sichern: Nennenswerte Mengen des Vitamins finden sich nur in fettem Seefisch, wie z. B. Lachs, Hering, Makrele, Lebertran, in Eiern oder Milch. Um den empfohlenen Bedarf von täglich zwischen 400 und 800 I. E. Vitamin D zu decken, müsste man mindestens drei bis vier Fischmahlzeiten pro Woche zu sich nehmen (oder mindestens 10 Eier täglich essen).

    Schlüssel für die Gesundheit
    Dieses Vitamin besitzt eine wichtige Schlüsselfunktion für unsere Gesundheit: Ein Mangel erhöht das Risiko, an vielen Leiden wie Rachitis, Osteoporose, Diabetes, Multiple Sklerose, Bluthochdruck, Muskelschwäche und sogar an diversen Krebsformen zu erkranken.

    Die ultravioletten Strahlen der Sonne können die in der menschlichen Haut lagernde Vorstufe von Vitamin D aktivieren und in Vitamin D umsetzen. Dieses Vitamin braucht der Körper nicht nur zum Aufbau der Knochen, sondern auch zur Versorgung der Herzmuskel und des Nervensystems mit Kalzium.

    Das beste Rezept gegen Vitamin-D-Mangel wäre ein tägliches Sonnenbad. Doch in unseren Breiten ist in den Wintermonaten November bis Februar die UV-B-Strahlung in Nord- und Mitteleuropa im Allgemeinen zu schwach, um eine ausreichende Produktion von Vitamin D im Körper anzustoßen.

    Kinder leben im Sitzen und im Schatten
    Hinzu kommt eine Veränderung der Lebensumstände und Freizeitgewohnheiten der Kinder und Jugendlichen: Sie kommen immer seltener unter die Sonne! Hier die Fakten:

    O Grundschüler verbringen etwa neun Stunden am Tag im Sitzen und lediglich eine Stunde in Bewegung.

    O Die von der WHO empfohlene Bewegungsaktivität, mindestens eine Stunde pro Tag und das an fünf Tagen in der Woche, wird in Deutschland gegenwärtig nur noch von einem Drittel der elf- bis 15-jährigen Jungen und einem Viertel der gleichaltrigen Mädchen erreicht.

    O Der Anteil von Kindern, die täglich vier und mehr Stunden fernsehen oder andere Bildschirmmedien nutzen, hat sich gegenüber früher mindestens verdoppelt.

    O Viertklässler schauen heute an einem Wochentag durchschnittlich 71 Minuten fern bzw. Videos und spielen 30 Minuten mit dem Computer.

    Ein Mangel an Vitamin D droht schon Babys: Die sonst so wertvolle Muttermilch enthält nur geringe Mengen an Vitamin D, die für die Versorgung des gestillten Babys nicht ausreichen. Das gilt auch für die Flaschennahrung. Um das Rachitisrisiko weiterhin in Schach zu halten, bekommen heute deshalb fast alle Babys vorsorglich Vitamin D-Präparate.
    Gefährdet sind außerdem:

    O Kinder mit Übergewicht,

    O strikt vegan bzw. makrobiotisch ernährte Kinder (besonders Säuglinge und Kleinkinder) ohne ausreichende Kalzium-, Vitamin-D- und Fettzusätze;

    O Jugendliche aus Einwandererfamilien mit dunklerer Hautfarbe, wie sie regelmäßig bei türkischer, arabischer, asiatischer oder afrikanischer Herkunft vorliegt. Das dunkle Pigment vermindert die Vitamin-D-Produktion in der Haut.

    Als Risikogruppe gelten auch junge Mädchen mit Migrationshintergrund, wenn sie sich aus religiösen oder kulturellen Gründen verhüllt kleiden oder den Aufenthalt im Freien meiden.

    Die wichtigsten neuen Empfehlungen lauten:

    O Ab erster Lebenswoche bis zum zweiten erlebten Frühsommer, also je nach Geburtszeitpunkt für die Dauer von einem bis anderthalb Jahren sollten Babys zusätzlich zur Muttermilch oder Säuglingsnahrung Tabletten oder Tropfen mit täglich 400 bis 500 Einheiten Vitamin-D-3 erhalten, am besten kombiniert mit der Fluoridprophylaxe gegen Karies.

    O Die Kinder- und Jugendärzte sollten die Eltern darauf hinweisen, wie sinnvoll der Aufenthalt ihrer Kinder unter freien Himmel ist, und zwar in Bewegung mindestens eine halbe Stunde am Tag, am besten mit unbedeckten Kopf und mit freien Armen und Beinen.

    O Vom zweiten Jahr an sollten alle Kinder, die nicht genug in die Sonne kommen, eine Vitamin-D-Ergänzung von 400 Einheiten täglich bekommen.

    Zurzeit werden die Kosten für die zusätzlichen Vitamin-D-Gaben allerdings nur in den ersten 12 bis 18 Monaten von den Kassen übernommen, stellt die Stiftung Kindergesundheit fest. Eine Kosten-Nutzen-Analyse der empfohlenen Maßnahmen steht noch aus, sollte aber bald erfolgen.

    Vorbeugen ist besser als heilen.
    Deshalb setzt sich die 1998 gegründete Stiftung Kindergesundheit für eine verbesserte Gesundheitsvorbeugung ein, fördert die hierzu notwendige Forschung und die Verbreitung wissenschaftlich gesicherter Informationen für Ärzte und Familien mit Kindern. Unser Engagement gilt nicht nur Kindern mit besonderen gesundheitlichen Problemen. Die gewonnenen Erkenntnisse kommen allen Kindern und ihren Familien zugute.


    Weitere Informationen:

    http://www.kindergesundheit.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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