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31.08.2011 10:54

Blaulichttherapie ist eine gute Behandlungsalternative für Neurodermitis-Patienten

Dipl.-Betriebswirtin (FH) Caroline Bahnemann Stabsstelle Kommunikation und Presse
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Kontrollierte Studie in Planung – Interessierte können teilnehmen

    Für Menschen, die an Neurodermitis leiden, kann die Blaulichttherapie eine geeignete Therapie-Option sein: Das hat eine Studie der Hautklinik der Universitätsmedizin Mainz mit 36 Patienten ergeben. Weitere Studien mit einer größeren Teilnehmerzahl sind nun nötig, um dieses Ergebnis zu bestätigen und mehr über den Wirkmechanismus der Blaulichttherapie zu erfahren. Eine solche Studie wird in Kürze starten; interessierte Teilnehmer können sich in der Hautklinik melden.

    10 bis 15 Prozent der Bevölkerung in Industrieländern leidet an Neurodermitis in unterschiedlich starker Ausprägung. Es ist eine Erkrankung, die häufig bereits innerhalb der ersten Lebensjahre beginnt. Trockene, schuppende, entzündete Haut und manchmal quälender Juckreiz sind die wichtigsten Symptome der Krankheit. Bisher ist sie nicht heilbar, aber die Symptome können – je nach Ausbildung und Schweregrad – durch unterschiedliche Methoden behandelt werden. Zu diesen Methoden zählen die Behandlung mit Immunsuppressiva und die Bestrahlung mit UV-Licht. Wichtig ist dabei insbesondere auch die tägliche Basispflege der Haut mit feuchtigkeitsspendenden Cremes und Lotionen.

    Da UV-Licht krebserregend ist, ist eine langfristige Bestrahlung hiermit in der Regel nicht zu empfehlen. Daher ist es wichtig, UV-freie Bestrahlungsmethoden, wie beispielsweise die Anwendung von blauem Licht, zu entwickeln und zu prüfen. Eine Blaulichttherapie wurde zunächst zur Therapie von Hand- und Fußekzemen erprobt und erreichte eine wesentliche Verbesserung der klinischen Symptome. Von besonderem Interesse war die beobachtete langfristige Kontrolle der Erkrankung auch in schweren Fällen. In der aktuellen Studie der Hautklinik der Universitätsmedizin Mainz gingen die Wissenschaftler der Frage nach, inwieweit die Blaulichttherapie den klinischen Verlauf bei Patienten mit schwerer Neurodermitis beeinflussen kann und wie sie im Detail wirkt. Dabei wurden die teilnehmenden Patienten nach einem genau festgelegten Protokoll über mehrere Monate am ganzen Körper mit Blaulicht bestrahlt. Nach jeder Bestrahlung wurden die klinischen Symptome beurteilt, charakteristische Laborparameter bestimmt und die Patienten wurden befragt, beispielsweise nach der Entwicklung des Juckreizes. „Die Beobachtung der klinischen Symptome und die Einschätzung der Patienten zeigten, dass eine Ganzkörperbestrahlung mit blauem Licht eine attraktive Therapiemethode ist, um die Krankheit langfristig zu kontrollieren“, erläutert PD Dr. Detlef Becker, Oberarzt an der Mainzer Hautklinik und Erstautor der Studie, die Ergebnisse. „Insgesamt zeigte sich bei sechsmonatiger Anwendung eine wesentliche Verbesserung der Symptome – die wir nach einem bestimmten Schema mit dem so genannten EASI-Index beurteilen. Dies ist eine gängige Methode zur Bestimmung der Ausdehnung und des Schweregrads der Neurodermitis.“

    Die Auswertung der Hautbiopsien und der Laboruntersuchungen ergaben, dass die Blaulichttherapie keine deutlichen immunsuppressiven Effekte auf das Entzündungsgeschehen der Haut ausübt – und die Wirkung somit nicht auf der kurzfristigen Zurückdrängung der Entzündung zu beruhen scheint. Darin besteht möglicherweise der entscheidende Unterschied zu den bekannten Standardtherapien der Neurodermitis, die auf eine deutliche, aber leider oft nur vorübergehende Hemmung der Entzündung ausgelegt sind. Die beobachteten Effekte bei der Blaulichttherapie sprechen vielmehr für eine langfristige Wirkung im Sinne einer Herab-Regulation der Entzündung.

    „Nach diesen vielversprechenden ersten Ergebnissen gilt es die Wirkung der Blaulichttherapie im Vergleich zu einer Kontrollgruppe zu überprüfen und insbesondere den Wirkmechanismus weiter zu entschlüsseln“, so PD Dr. Becker. „Daher werden wir eine weitere Studie starten, an der erwachsene Patienten im Alter zwischen 18 und 40 Jahren teilnehmen können, die seit mehreren Jahren unter einer mittelschweren bis schweren Neurodermitis leiden.“ In der Studie wird jeweils mit Entstehung eines akuten Ekzemschubs ein Block von fünf Bestrahlungen an aufeinanderfolgenden Tagen begonnen. Eine zweite Gruppe von Probanden erhält eine Kontrollbestrahlung, die nicht als solche von der Blaulichtbestrahlung zu unterscheiden ist. Dadurch wird eine verblindete Durchführung wie bei der Prüfung eines Medikamentes möglich. „Wir wollen die Wirksamkeit der Blaulichttherapie auf einem hohen wissenschaftlichen Niveau untersuchen. Damit könnte es gelingen, das Verfahren als wertvolle Option für die Langzeitkontrolle der Neurodermitis im Spektrum der anerkannten Behandlungsmethoden zu etablieren“, formuliert PD Dr. Becker die Ziele der neuen Studie.

    Kontakt zur Studie
    Interessierte Patienten finden auf der Internetseite der Hautklinik Mainz (http://www.hautklinik-mainz.de/hautklinik/patienten/berufsdermatologische-ambulanz.html) Informationen zur Blaulichttherapie. Dort werden auch die Einzelheiten und die Kontaktdaten zu der geplanten Studie zu finden sein, sobald diese beginnt.

    Pressekontakt
    Dr. Renée Dillinger-Reiter, Stabsstelle Kommunikation und Presse Universitätsmedizin Mainz,
    Telefon 06131 17-7424, Fax 06131 17-3496, E-Mail: pr@unimedizin-mainz.de

    Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige Einrichtung dieser Art in Rheinland-Pfalz. Mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen gehören zur Universitätsmedizin Mainz. Mit der Krankenversorgung untrennbar verbunden sind Forschung und Lehre. Rund 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz kontinuierlich ausgebildet. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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