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02.10.2011 20:38

Depression darf kein Tabuthema bleiben

Dr. Christine Rummel-Kluge Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stiftung Deutsche Depressionshilfe

    „Raus aus der Isolation“ lautete das Motto am 1. Deutschen Patientenkongress Depression in Leipzig

    Leipzig, 2. Oktober 2011 – Der Zuspruch bestätigt den immensen Bedarf: Rund 1.000 Personen nahmen am 1. Deutschen Patientenkongress Depression im Ge¬wandhaus zu Leipzig teil. Die Veranstalter, die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und die Deutsche DepressionsLiga waren überglücklich, mit dem Angebot offen¬sichtlich die richtige und notwendige Plattform zum Austausch und zur Information über den Umgang mit der Erkrankung für Betroffene und Angehörige ins Leben ge¬rufen zu haben.

    Wege aus der Depression
    Harald Schmidt, engagierter Schirmherr der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, führte als Moderator durch den abwechslungsreichen Tag mit Vorträgen von Experten und Betroffenen, einer Podiumsdiskussion und Workshops, in denen Pa¬tienten, Angehörige und Ärzte die Krankheit aus ihrer individuellen Sicht schilderten. Thomas Müller-Rörich, Eva Straub, Prof. Dr. Ulrich Hegerl, John P. Kummer, Dr. Nico Niedermeier und Prof. Dr. Dr. Helmut Remschmidt beschrieben die vielfältigen Teil¬aspekte, Möglichkeiten und Probleme im Umgang mit Depression sowie Wege und Chancen für ein gesundes Leben. In einer Podiumsdiskussion fassten die Experten die wichtigsten Aussagen und Fakten zusammen. In den Workshops am Nachmittag gingen die Referenten im Detail auf die Themen Wiedereingliederung in den Beruf, die Arzt-Patientenbeziehung und deren Verbesserungsbedarf, den Um¬gang im Krisenfall, das Spannungsfeld Arbeit und Depression, das Verhältnis zwischen Patienten und deren Angehörigen sowie die gesellschaftliche und politische Bedeutung der Krankheit ein. Das Ergebnis: Handlungsanleitungen für Wege aus der Depression, Tipps zum Umgang mit depressiv Erkrankten im Alltag und im Berufs¬leben sowie Einblicke in die aktuellen Behandlungsmöglichkeiten. Den musikalischen Rahmen gestalteten der Musikdirektor der Universität Leipzig David Timm und das Leipziger Ensemble Bella Musa. Zahlreiche Informationsstände und eine Foto¬ausstellung rundeten die Veranstaltung ab.

    Sechs Vorträge zu Chancen, Probleme und Möglichkeiten
    Thomas Müller-Rörich, Vorsitzender der Deutschen DepressionsLiga, plädierte in sei¬nem Vortrag „Die Erkrankung Depression aus Sicht eines Betroffenen“ für eine bessere Einbindung der Patienten in die Therapie. Die Selbsterforschung der Be¬troffenen liefere wichtige Anhaltspunkte dafür, welche Lebensumstände Depression begünstigen. Gerade im Hinblick auf die Erforschung gesellschaftlicher Hintergründe, insbesondere der Entwicklungen im Berufsleben, sei dieser Aspekt von Bedeutung.

    Eva Straub schilderte aus ihrer Tätigkeit im Bundesverband der Angehörigen psy¬chisch Kranker e.V. ihre vielfältigen Erfahrungen im Vortrag „Der Sog der De¬pression – Depression aus Sicht der Angehörigen“. Als erste bemerken Angehörige die Veränderungen depressiv Erkrankter, erleben deren Leid direkt und eindringlich. Eva Straub erklärte wie Angehörige unterstützend wirken und helfen können, wie sie sich gegen die Hoffnungslosigkeit der Patienten abgrenzen lernen und in Angehörigengruppen selbst Unterstützung finden. So wie Eva Straub enga¬gieren sich viele andere ehrenamtlich Tätige im Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker (BApK).

    In seinem Vortrag „Die Behandlung der Depression – aktueller Stand der Wissenschaft“ konzentrierte sich Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychia¬trie und Psychotherapie an der Uniklinik Leipzig, auf die psychischen und körperlichen Ursachen für Depression, die wichtigsten aktuellen Behandlungsmöglichkeiten und gab Empfehlungen für Wege aus der Depression.

    Ganz offen sprach John P. Kummer in seinem Vortrag „Selbsthilfegruppen De¬pression – Durchführung, Chancen und Risiken“ über deren Vorteile und Schwierigkeiten. Als Vizepräsident des Siftungsrates in der schweizerischen „Werner Alfred Selo Stiftung“ für Depressionsforschung präsentierte er die Ergebnisse einer aktuellen Datenerhebung zu Mitgliedern aus Selbsthilfegruppen. Seine Bemühungen rund um die Entstigmatisierung psychischer Krankheiten wurden ebenso beleuchtet wie die Bedeutung der Peer Ausbildung an der Fachhochschule Bern.

    Mit rund 12.000 aktiven Nutzern und drei Millionen Besuchern jährlich moderiert Dr. Nico Niedermeier, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin und Gründungsmitglied der Deutschen DepressionsLiga, gemeinsam mit einer Soziologin das größte Online-Diskussionsforum für depressiv erkrankte Menschen. Es ist ein Tag und Nacht verfügbares, anonymes Angebot zum Austausch mit anderen Betroffenen. Wie genau das seit 2001 bestehende Forum funktioniert, was das Diskussionsforum bieten kann und was nicht, erläuterte Nico Niedermeier in seinem Vortrag „Das Online-Diskussionsforum Depression – Hilfe zur Selbsthilfe“.

    Depressive Störungen kommen bereits im Kindes- und Jugendalter vor – ihre Häufig¬keit liegt bei zwei bzw. sechs Prozent. In seinem Vortrag „Depressive Störungen im Kindes- und Jugendalter“ widmete sich Prof. Dr. Dr. Helmut Remschmidt, Ehrenpräsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, der speziellen Symptomatik, den Schwierigkeiten in der Diagnostik sowie möglicher Therapieformen zur Behandlung von depressiven Kindern und Jugendlichen.

    Gute Behandlungschancen nutzen
    Leben mit Depression. Das geht. Sogar gut. Vorausgesetzt, die Erkrankung ist diagnostiziert und wird behandelt: Mit wirksamen psychotherapeutischen Verfahren und Medikamenten werden in der Regel sehr gute Heilungs- und Behandlungserfolge erzielt. Dringender Handlungsbedarf ergibt sich aus der schlechten Verfügbarkeit. Denn von rund vier Millionen depressiv Erkrankter erhalten nur zehn Prozent eine optimale Behandlung. Die Gründe hierfür sind vielfältig: fehlende Hoffnung und mangelnde Energie der Betroffenen sich Hilfe zu holen, diagnostische und therapeutische Defizite auf Seiten der Ärzte, sowohl Unterschätzung der Schwere als auch Stigmatisierung der Erkrankung.

    Raus aus der Isolation
    Als „leise“ Erkrankung ist die Depression in ihrer Häufigkeit und ihrer Lebensbe¬einträchtigung für Patienten und Angehörige in der Öffentlichkeit nur unzulänglich bekannt. Mit dem Patientenkongress Depression leistet die Stiftung Deutsche Depressionshilfe einen wichtigen Beitrag für einen selbstbewussteren Umgang mit der Erkrankung. „Unser erster Patientenkongress Depression war mit rund 1.000 Teilnehmern ein sehr großer Erfolg und soll als feste Größe in der Versorgungsland¬schaft etabliert werden“, erklärt Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. „Wir sind sehr froh und dankbar, unseren Schirmherrn Harald Schmidt auch als Moderator für diese Veranstaltung gewonnen zu haben. Das hilft der Erkrankung Depression, die Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie verdient.“
    Weitere Informationen unter: www.deutsche-depressionshilfe.de

    Über die Stiftung Deutsche Depressionshilfe:
    Depression erforschen – Betroffenen helfen – Wissen weitergeben
    Zentrales Ziel der Stiftung Deutsche Depressionshilfe (Nachfolge des Kompetenznetzes Depression, Suizidalität seit 2010) ist die Verbesserung der Situation depressiv erkrankter Menschen. So werden unter dem Dach der Stiftung die Aktivitäten des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kompetenznetzes Depression, Suizidalität und des Deutschen Bündnisses gegen Depres¬sion e.V. gebündelt und weiterentwickelt. Die Stiftung will Forschung anstoßen und den Betroffenen schnell und kompetent zu einer optimalen Behandlung sowie mehr Akzeptanz in der Gesellschaft verhelfen. Hierzu gehören insbesondere die Förderung und Initiierung neuer Bündnisse gegen Depression, eine intensive Öffentlichkeitsarbeit zu der Krankheit Depression, die Durchführung von Forschungsprojekten zu Ursachen und Behandlung depressiv Erkrankter sowie die Weiterbildung von Ärzten und medizinischem Fachpersonal. Darüber hinaus strebt die Deutsche Depressionshilfe nationale und internationale Partnerschaften an, die zur Erfüllung des Stiftungsziels beitragen. Um eine notwen¬dige Vielfalt an Aktivitäten zu gewährleisten und langfristig zu sichern, ist die Stiftung auf Zustiftungen und Spenden angewiesen. Zur Sicherung des Fortbestands der Forschungs- und Aufklärungsaktivitäten des Kompetenznetzes Depression, Suizidalität, hat die Stiftung nach Auslaufen der BMBF-Förderung im Jahr 2010 die Nachfolge des Kompetenznetzes angetreten.


    Weitere Informationen:

    http://www.deutsche-depressionshilfe.de/


    Bilder

    Anhang
    attachment icon Depression darf kein Tabuthema bleiben

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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